Woran forschen Sie in Bezug auf den demografischen Wandel?

Am Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation befassen wir uns besonders mit den Bedürfnissen von Mitarbeitern in Arbeitsabläufen, mit der entsprechenden Infrastruktur und Organisationskonzepten. Wir untersuchen, welchen Einfluss der demografische Wandel auf Arbeitsprozesse, Arbeitsinfrastruktur und Arbeitsumgebungen hat.

Wir werden länger leben, wir werden insgesamt weniger und zugleich wird unsere Gesellschaft vielfältiger. In einem Satz – was ist das Bemerkenswerteste aus Ihrer Sicht am demografischen Wandel?

Durch die anstehenden Veränderungen bietet der demografische Wandel mehr Chancen für grundsätzlichere Überlegungen und neue Konzepte.

Welche Chancen bringt der demografische Wandel Ihrer Meinung nach mit sich?

Der demografische Wandel ist mit einer Diversifizierung der Anforderungen und Bedürfnisse verbunden, die unser Arbeitsleben interessanter machen. Unsere Forschungen belegen, dass gerade die Verfügbarkeit verschiedener Perspektiven, Einsichten, Lebensmodelle und Erfahrungen Innovationen fördern. Insofern bietet der Wandel große Chancen, wenn Personen unterschiedlichsten Alters, Herkunft und Ausbildung bei Projekten zusammenarbeiten.

Wie sieht der Arbeitsplatz der Zukunft aus?

Wir beschäftigen uns vor allem mit der Frage: Wo werden wir in Zukunft arbeiten? Dies hat eine räumliche, eine technologische und eine organisatorische Komponente. Wir gehen nicht mehr von einem Arbeitsplatz als singulären Ort aus, sondern künftig werden verschiedene Arbeitssituationen in Einklang gebracht werden müssen. Das kann zu Hause, im Büro oder in einem Co-Worker Center sein. In Bezug auf den Arbeitsplatz der Zukunft besteht die Herausforderung darin, diese Übergänge so geräuschlos und reibungslos wie möglich zu organisieren.

Wie wirkt sich der demografische Wandel auf Ihr eigenes Leben und Ihr Umfeld aus?

Der Wandel betrifft jeden Einzelnen von uns. Daher sollte sich jeder überlegen, wie unser Leben und unsere Arbeit in Zukunft aussehen sollen. In Anbetracht diverser Maßnahmen wie etwa Arbeitszeitverlängerung kommt die Frage auf: Wie kann ich später, wenn ich formal das Rentenalter erreicht habe, arbeitsfähig und leistungsfähig sein, Spaß am Leben haben und zugleich einen gewissen Lebensstandard aufrechterhalten?

Was nehmen Sie sich persönlich für das Alter vor?

Wenn man sich beruflich mit dem Thema beschäftigt, liegt diese Frage nicht in allzu weiter Ferne. Ich werde immer wieder selbst daran erinnert, dass ich den demografischen Wandel persönlich erleben werde. Daher habe ich mir vorgenommen, im Alter sowohl geistig als auch physisch eine gewisse Leistungsfähigkeit zu haben – um gesund und fit zu sein und um selbst entscheiden zu können, inwiefern ich mich für das ein oder andere beruflich und privat noch engagieren möchte. Diese Nachhaltigkeit im Umgang mit den eigenen persönlichen Ressourcen ist für mich das Entscheidende.

Zur Person

Udo-Ernst Haner ist Leiter des Competence Team Information Work Innovation am Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO in Stuttgart. Er ist zuständig für Forschung und Entwicklung von innovativen, produktivitätsförderlichen Arbeitsumgebungen mit den Schwerpunkten Büro-, Labor- und Lernwelten.

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