Wissenschaftsjahr 2014 - Die Digitale Gesellschaft

Literarisch durch jedes Level

Veranstaltungsreihe „New Level“ zur Verbindung von Literatur und Computerspielen

Mit über 25.000 Gästen war das 14. internationale literaturfestival berlin (ilb) gut besucht. Wer auch in diesem Jahr Prosa und Lyrik auf allerhöchstem Niveau erleben wollte, wurde nicht enttäuscht. Als Förderer des Projekts "New Level – Computerspiele und Literatur" war auch das Wissenschaftsjahr 2014 – Die digitale Gesellschaft vertreten.

Banner Literaturfestival

 

Wladimir Kaminer, Saša Stanišić, Aboud Saeed, Jan Drees, Carlos Labbé, Andri Snær Magnason, Jaroslav Rudiš, Ann Cotten oder Monika Rinck: Insgesamt zwanzig Autoren waren im Rahmen des Projekts "New Level" eingeladen, ein Computerspiel zu entwerfen. Ihrer Fantasie waren dabei keine Grenzen gesetzt und die technische Umsetzbarkeit auch erst einmal zweitrangig. Die Ideen wurden nun auf dem ilb 2014 präsentiert und sind auch in Buchform erhältlich (Thomas Böhm: "New Level – Computerspiele und Literatur", Metrolit Verlag, Berlin, 232 Seiten, 18 Euro).

Ziel des Projektes "New Level" war, Computerspiele mit der hohen Kunst der Literatur zu verbinden. So entstanden einerseits literarische Computerspiele als erhellende Herausforderung für die Computerspiel-Welt, andererseits traten die Autoren mit führenden Wissenschaftlern und Programmierern in einen Dialog über das Wesen der Genres: Wie entstehen Computerspiele? Wie sehr ähneln oder unterscheiden sich beispielsweise die erzählerischen Mittel oder Plot und Dramaturgie bei der Stoffentwicklung von erfolgreichen Romanen und Computerspielen? Lassen sich komplexe literarische Inhalte in ein Spiel überführen, oder ist dies klassischen Darstellungsformen vorbehalten?

Im Computerspiel des franko-kanadischen Schriftstellers Ryad Assani-Razaki "Agent Mnemosyne" zum Beispiel versetzt sich der Spieler in den nigerianischen Neurologen Ade Ilejo, der den Tod seiner Frau aufklären will. Der Gewinner des diesjährigen Preises der Leipziger Buchmesse, Saša Stanišić, hat sich einen Egoshooter ausgedacht, der erst nach dem eigentlichen Finale und Kampf gegen den Endgegner beginnt. Der Spieler muss sich darin mit dem Schicksal seiner zuvor getöteten oder verletzten Gegner auseinandersetzen.

Am 20. September fand im Rahmen des ilb zudem die Diskussionsveranstaltung "Revolution – Die Wissensshow zur Digitalen Gesellschaft" statt. Sind Computerspiele bereits ein voll ausgereiftes künstlerisches Medium geworden? Und wer kann die Welt von heute besser erklären: der Literatur- oder der Game-Wissenschaftler? Antworten auf diese und andere Fragen gaben etwa eingespielte Ausschnitte aus Interviews mit prominenten Persönlichkeiten wie dem Literatur- und Game-Wissenschaftler Gundolf S. Freyermuth, der Gamedesignerin Linda Breitlauch, der Soziologin Sabina Misoch und dem Soziologen Dirk Helbing. Die Wissensshow ist eine Kooperation des BMBF, des Wissenschaftsjahres und der Helmholtz-Gemeinschaft.

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