Porträt der Botschafterin des Jugendforums Giulia Harzsch - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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06.09.2021

Porträt des Botschafters des Jugendforums Giulia Harzsch

Giulia, wie ist es zu deiner Teilnahme beim Jugendforum Bioökonomie gekommen? Was oder wer hat dich motiviert?

Den ersten Anstoß habe ich durch unseren Biolehrer bekommen, der uns das Projekt vorgestellt hat und uns anbot, daran teilzunehmen. Da ich mich schon seit längerem mit dem Klimawandel und allem, was damit zusammenhängt, beschäftige, und von der Wichtigkeit dieses Themas fest überzeugt bin, habe ich nach einer Möglichkeit gesucht, mich für Klimagerechtigkeit zu engagieren. Als ich dann vom Jugendforum Bioökonomie erfuhr, wusste ich gleich, dass dies zumindest schon mal ein sehr guter Anfang für mich ist, etwas Gutes in puncto Nachhaltigkeit zu tun. Mein großes Ziel für die Zukunft ist es, mich auch beruflich für den Schutz des Klimas und der Umwelt einzusetzen – in welchem Bereich das sein wird, wird sich noch zeigen.

Botschafterin des Jugendforums

Die 17-jährige Giulia Harzsch verbringt ihre Freizeit am liebsten im Grünen – besonders gerne mit ihrem Pferd. Da verwundert es nicht, dass sich die Zwölftklässlerin, die ihre Stärken in den Fächern Deutsch, Französisch und Englisch sieht, unter anderem auch für Biologie, Nachhaltigkeit und Umweltschutz interessiert. Da sich Giulia für Klimagerechtigkeit engagieren will und hier auch ihre berufliche Zukunft sieht, ist die Teilnahme am Jugendforum Bioökonomie für sie ein guter Anfang. Denn Bioökonomie ist in ihren Augen „die Umstellung unserer Wirtschaft auf eine nachhaltige, bewusste und umweltfreundliche Weise. Ein wichtiges Stichwort ist dabei die Kreislaufwirtschaft, die ein Wirtschaften ohne Verschwendung und ständige Neuproduktion, sondern mit Recycling und Wiederverwendung anstrebt.“

Welche Erkenntnis konntest du bisher aus dem Projekt gewinnen? Was hat dich am meisten interessiert oder überrascht?

Insgesamt haben mir die vergangenen Treffen des Jugendforums erst einmal gezeigt, wie viel sich schon in unserer Region tut und wie viel in der Bioökonomie bereits geforscht wird. Zwei Themen, die mich sehr „gefesselt” haben, wurden im Zuge des Themenkomplexes „Bioökonomie und Ernährung” präsentiert. Hierbei handelte es sich zum einen um die Nutzung von Algen als Ernährungszusatz, aber auch als Werkstoff zur Herstellung anderer Dinge, wie zum Beispiel Schuhen oder Rucksäcken. Vorher war mir nicht bewusst, dass Algen wie Spirulina Blau schon in diesem Ausmaß verwendet werden – zum Beispiel für die Herstellung von Lebensmitteln oder als blauer Farbstoff für Säfte oder Gummibärchen.

Zum anderen war mir die Idee recht neu, dass auch Insekten als umweltfreundliche Alternative in der Lebensmittelindustrie genutzt werden. Sehr interessant fand ich es, mehr über die Haltung, Aufzucht und anschließende Verarbeitung der Tiere (zum Beispiel zu Insektenmehl oder -öl) zu erfahren, da hier doch mehr Faktoren beachtet werden müssen, als ich zunächst dachte. Ebenfalls informativ war es, mehr über den Strukturwandel in unserer Region zu erfahren – dazu, wodurch dieser ausgelöst wird und wie er sich auswirkt. Interessant fand ich außerdem, dass hier sowohl das Potenzial Mecklenburg-Vorpommerns, sich zu einer nachhaltigen Region zu entwickeln, hervorgehoben wurde, als auch Aspekte aufgezeigt wurden, woran es im Moment noch scheitert. Umso erfreulicher war es für mich von den doch schon zahlreichen Projekten zu erfahren, die bereits in unserer Region stattfinden, um den Strukturwandel in Mecklenburg-Vorpommern zu unterstützen. Vielversprechend fand ich etwa das Bündnis mit „Plant3”, dessen Ziel die Entwicklung von Strategien zur hochwertigen Veredelung pflanzlicher Rohstoffe in den Bereichen Land, Moor und Meer ist. Allgemein hat „Plant3” die Vision, unser Bundesland zu einer effektiven, nachhaltigen Bioökonomie-Region mit Vorbildfunktion umzugestalten, was ich sehr unterstützenswert finde.

Warum ist es wichtig, dass junge Menschen die Bioökonomie der Zukunft mitgestalten dürfen?

Ein großer Punkt ist hier für mich die Tatsache, dass die jüngere Generation eben die ist, die in Zukunft mit den Folgen der Erderwärmung leben und mit den Gefahren klarkommen muss. Darum finde ich es auch fair, dass wir miteinbezogen werden, wenn es darum geht, die Wirtschaft der Zukunft zu gestalten, damit auch wir unsere Vorstellungen einbringen können. Außerdem denke ich, dass junge Leute oftmals noch neue, kreative Ideen und Vorschläge haben und mit einer ganz anderen Energie an Probleme herangehen. Im Zusammenspiel mit der Erfahrung und dem Wissen „älterer“ Projektbeteiligter sowie Politikerinnen und Politikern kann Bioökonomie so effizient und wirksam gestaltet werden. Weiterhin finde ich es wichtig, dass auch junge Menschen die Möglichkeit haben, Einblicke in wirtschaftliche Abläufe zu erhalten, um die jeweiligen Prozesse in ihren Details zu verstehen und sich ein Bild darüber machen zu können. So sind sie in der Lage, festzustellen, was noch nicht umweltfreundlich abläuft und können Pläne entwickeln, die Wirtschaft auf eine nachhaltige Weise umzustellen.

Wenn du eine Vision für die Zukunft der Bioökonomie in deiner Region sofort umsetzen könntest – welche wäre es und warum?

Meine Vision für unsere Region wäre eine nachhaltigere Nutzung der zur Verfügung stehenden Flächen. Einerseits wäre es wichtig, in eine umweltfreundliche Landwirtschaft zu investieren und auch kleinere regionale Biohöfe stärker zu fördern. Außerdem würde ich mir wünschen, dass das Angebot regionaler Produkte in Supermärkten erheblich gesteigert wird und diese Produkte auch für Käuferinnen und Käufer attraktiver werden.

Andererseits sollten unsere Waldflächen vergrößert und Beiträge zur Erhaltung der Artenvielfalt geleistet werden – zum Beispiel, indem in Aufforstungsprojekte investiert oder Blühstreifen, Wildwiesen und Obstbaumwiesen etabliert werden. Was für mich ebenfalls zur umweltfreundlichen Flächenbehandlung zählt, ist die Erhaltung und Bewässerung von Mooren, da diese sowohl zur Artenvielfalt beitragen als auch als CO2-Speicher dienen. Wichtig finde ich auch die Verbesserung der nachhaltigen Mobilität in unserer Region. Konkret würde ich Bus- und Bahnverbindungen weiter ausbauen und Radwegenetze verbessern, um die Umstellung auf diese umweltfreundlicheren Transportmittel zu erleichtern.