SDGs - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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Die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen – alles Bioökonomie?

Im September 2015 haben die Vereinten Nationen (UN) die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung verabschiedet. Sie ist gleichsam Bekenntnis und Aktionsplan der Weltgemeinschaft für menschenwürdiges Leben und die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen. In ihrem Mittelpunkt stehen 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs). Sie richten sich an die Politik, aber auch an die Zivilgesellschaft, die Wirtschaft und die Wissenschaft. Die Ziele reichen von der Beseitigung des weltweiten Hungers über Nachhaltigkeit in Produktion und Konsum bis hin zu Klimaschutzmaßnahmen. Alle 193 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen haben zugesichert, zur Erfüllung der Nachhaltigkeitsziele beizutragen.

Mehr Nachhaltigkeit – das ist auch das übergeordnete Ziel der Bioökonomie. Die im Januar 2020 beschlossene Nationale Bioökonomiestrategie zielt darauf ab, bioökonomische Lösungen für die Nachhaltigkeitsagenda zu entwickeln. Ein genauerer Blick auf die UN-Nachhaltigkeitsziele macht deutlich, wie eng die Bezüge zwischen der Bioökonomie und der Mehrzahl der Ziele sind. Damit ist klar: die Weltgemeinschaft braucht die Bioökonomie, um ressourcenschonender und umweltverträglicher wirtschaften zu können.

Wir zeigen auf, welche Zusammenhänge bestehen und mit welchen Ansätzen die Bioökonomie bereits heute und in Zukunft dazu beitragen kann, die Ziele der Nachhaltigkeitsagenda zu erreichen.

  • Kein Hunger

    Rund zwei Milliarden Menschen weltweit leiden an Hunger und Mangelernährung. Beim zweiten Ziel für nachhaltige Entwicklung soll dem Hunger in der Welt bessere Ernährung und eine nachhaltige Landwirtschaft entgegengesetzt werden – ein ambitioniertes Vorhaben, das vor dem Hintergrund einer stetig wachsenden Weltbevölkerung weiter an Dringlichkeit gewinnt.

    Die Bioökonomie verspricht unterschiedliche Lösungsansätze dafür, diesem Ziel näher zu kommen: Landwirtschaftliche Erträge können beispielsweise durch moderne Pflanzenzüchtung, gesunde Böden und effizientere Produktionsverfahren optimiert werden. Aber auch neue Verfahren wie die Aquaponik, die Gewinnung von Proteinen aus neuartigen Quellen wie Insekten oder Algen sowie der optimierte Einsatz von Agroforstsystemen in der Landwirtschaft können einen großen Beitrag zur Ernährungssicherheit leisten.

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  • Gesundheit und Wohlergehen

    Mit dem dritten Ziel streben die Mitgliedsstaaten an, Gesundheit und Wohlergehen aller Menschen sicherzustellen. Dazu beitragen sollen eine verbesserte Gesundheitsversorgung, die Senkung der Sterblichkeitsrate von Müttern und Kindern, die Zurückdrängung von Infektionskrankheiten und der Zugang zu Impfungen und Medikamenten.

    Das Rückgrat für den gesundheitlichen Fortschritt bildet die Forschung – auch auf dem Gebiet der Bioökonomie. So finden bereits heute viele Mikroorganismen im Gesundheitsbereich Anwendung. Eine wichtige Rolle spielen in diesem Zusammenhang auch Biopharmazeutika, das heißt biotechnologisch hergestellte Medikamente. Sie bieten wichtige Potenziale zur Bekämpfung von Krankheiten und zur Verbesserung der Lebensqualität.

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  • Hochwertige Bildung

    Nachhaltigkeitsziel vier beschreibt das Engagement für gleichberechtigten Zugang aller Menschen zu hochwertiger Bildung und die Förderung von Möglichkeiten des lebenslangen Lernens. Bildung ist der zentrale Baustein für die Verbesserung individueller Lebensbedingungen und das Funktionieren von Gesellschaften.

    Zu einer hochwertigen Bildung und dem lebenslangen Lernen gehört gesellschaftlicher Austausch und politische Bildung. Hier setzt das Wissenschaftsjahr an. Seit nunmehr über 20 Jahren ist es das erklärte Ziel des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, die Öffentlichkeit durch spannende Themen, Fakten und Forschungsergebnisse für die Wissenschaft zu begeistern und Entwicklungen in der Forschung interaktiv an verschiedene Bevölkerungsgruppen zu vermitteln – im Wissenschaftsjahr 2020/21 zu allem rund um das Thema der nachhaltigen Bioökonomie.

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  • Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen

    Das sechste Entwicklungsziel nimmt Wasser als Voraussetzung für die Entstehung und Aufrechterhaltung von Leben in den Blick. Erklärtes Ziel der Unterzeichnenden ist es, die Ressource Wasser künftig für alle Menschen zugänglich zu machen – sei es in Form sauberen Trinkwassers, als Basis einer angemessenen Sanitärversorgung oder zum Einsatz in der Landwirtschaft.

    Mit Mikroorganismen, die das Abwasser nachhaltig reinigen, oder Algen, die eine umweltfreundliche Wasseraufbereitung ermöglichen, sowie ressourcenschonender Agrarproduktion mit verringertem Verbrauch von Wasser, Pflanzenschutz- und Düngemitteln werden bioökonomische Verfahren zur Zielerfüllung genutzt.

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  • Bezahlbare und saubere Energie

    Entwicklungsziel Nummer sieben richtet sich auf den Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger Energie für alle. Die Unterzeichnenden verständigten sich darüber, saubere Energietechnologien zu fördern und für einen größeren Anteil von erneuerbaren Energien im globalen Aufkommen einzutreten.

    Auch hier hält die Bioökonomie geeignete Technologien und Verfahren bereit: Forschende haben beispielsweise entdeckt, dass Mikroorganismen bei der Produktion bestimmter Chemikalien als Nebenprodukt Energie freisetzen – Energie, die wir für uns nutzbar machen können. Weiterhin ist Biomasse in besonderer Weise geeignet, mehrfach genutzt zu werden, denn Abfall- und Reststoffe können – nachdem wertstiftendere stoffliche Nutzungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind – energetisch verwertet werden.

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  • Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum

    Das achte Ziel für nachhaltige Entwicklung ist ein Bekenntnis zur Bekämpfung all jener Arbeitsformen und -verhältnisse, die die menschliche Würde verletzen. Die Mitgliedsstaaten wollen sich ferner für ein Wirtschaftswachstum einsetzen, das nicht nur nachhaltig ist, sondern alle Menschen gleichermaßen teilhaben lässt.

    Besonders für Jugendliche sind ein zukunftsfähiger Arbeitsplatz und eine auskömmlich entlohnte Ausbildung die notwendigen Voraussetzungen einer sicheren Lebensgrundlage. Um diese in Einklang mit dem Schutz nachhaltiger Ressourcen zu bringen, fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Projekt Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung die Kompetenzen für nachhaltiges Arbeiten und Wirtschaften, um die natürlichen Lebensgrundlagen auch für nachfolgende Generationen zu sichern.

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  • Industrie, Innovation und Infrastruktur

    Weil ökologische und soziale Nachhaltigkeit intelligenter Innovationen, moderner Infrastruktur und einer leistungsfähigen Industrie bedürfen, sichern die Mitgliedsstaaten im neunten SDG zu, Nachhaltigkeit zu einem wichtigen Eckpfeiler wirtschaftlichen Handelns zu machen.

    Genau hier liegt der Kern bioökonomischen Denkens und Handelns: Mit einem Wechsel von erdöl- zu biobasierten Materialien, dem Einsatz regenerativer statt fossiler Energieträger und neuartiger Produktionsverfahren können endliche Ressourcen und damit auch das Klima geschont werden. Das Prinzip der Kreislaufwirtschaft sorgt zusätzlich dafür, dass alle Stoffe und Materialien möglichst lange genutzt und wiederverwertet werden.

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  • Nachhaltige Städte und Gemeinden

    Arbeit und die Aussicht auf Wohlstand ziehen Menschen weltweit in die Metropolen. Unter dem Eindruck dieser Landflucht bleibt die Peripherie oftmals in ihrer Entwicklung zurück. Im Rahmen des elften Nachhaltigkeitsziels planen die Mitgliedsstaaten unter anderem, bezahlbaren Wohnraum in städtischen Ballungszentren zu schaffen und die Umweltbelastung zu senken. Gleichzeitig soll die Verbindung zwischen Stadt und Land durch entsprechende Infrastruktur gestärkt werden. Viele Ansätze der Bioökonomie wie beispielsweise die nachhaltige Bewirtschaftung und effiziente Nutzung der natürlichen Ressourcen, die Begrünung von Freiflächen und Gebäuden und eine innovative Nachnutzung von Abfällen und Abwässern, sind auf Städte und Gemeinden übertragbar. Weiterhin kann die Bioökonomie mit urbaner Landwirtschaft, Hydrokulturen und Aquaponik dazu beitragen, regionale Stoffkreisläufe zu schließen und damit das Leben in Städten nachhaltiger zu gestalten.

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  • Nachhaltige/r Konsum und Produktion

    Mit dem zwölften Nachhaltigkeitsziel soll ein Wandel in Konsum und Produktion – sowohl in der Industrie als auch im Privaten – gefördert werden. Nahrungsmittelverschwendung und Abfallaufkommen sollen drastisch verringert, ein umweltverträglicher Umgang mit Chemikalien etabliert und das Bewusstsein für eine nachhaltige Lebensweise gestärkt werden. Ressourceneffizienz und die Verwertung von biologischen Abfallstoffen sind wichtige Bestandteile der Bioökonomie. Darüber hinaus können beispielsweise spezielle Enzyme eingesetzt werden, um chemische Rückstände aus dem Wasser zu filtern, und es gibt Mikroorganismen, denen es gelingt, erdölbasiertes Plastik zu zersetzen.

    Angesichts des globalen Plastikproblems ein vielversprechender Schritt in Richtung einer sauberen Umwelt. Alles in allem hilft die Forschung zu gesellschaftlich und wirtschaftlich relevanten Aspekten der Bioökonomie zu ergründen, wie der Wandel unserer Produktions- und Konsumweisen befördert werden kann.

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  • Maßnahmen zum Klimaschutz

    Die globale Erwärmung beraubt Menschen durch Extremwetterlagen ihrer Lebensgrundlage. Mit SDG dreizehn wollen die Unterzeichnenden nicht nur die Widerstandskraft der Länder gegenüber klimabedingten Gefahren und Naturkatastrophen ausbauen, sondern auch Klimaschutzmaßnahmen stärker in nationale, politische Entscheidungen einbeziehen und somit eine deutliche Verringerung der Treibhausgasemissionen erreichen.

    Bioökonomische Innovationen können dazu beitragen, Kohlendioxid (CO₂) zu binden und die globale Erwärmung zu verlangsamen – beispielsweise durch die Umwandlung von Kohlendioxid in biobasierte Kraftstoffe, sogenannte e-fuels. Der Schutz von Naturräumen und die Entwicklung alternativer Formen der Land- und Viehwirtschaft kann zudem dafür sorgen, dass das Kohlendioxid, das bereits in Böden gebunden ist, nicht freigesetzt wird. Pflanzenforschung und -züchtung bieten wichtige Potenziale für den klimaangepassten Anbau von Pflanzen und schon heute trägt die Bioökonomie durch die Substitution fossiler Rohstoffe und ressourcensparende Verfahren zur Einsparung von Treibhausgasemissionen in der Industrie bei.

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  • Leben unter Wasser

    Die Weltmeere bedecken 70 Prozent der Erdoberfläche. Sie sind nicht nur Großproduzenten von Sauerstoff, sondern binden zudem eine große Menge CO2, bieten Nahrung und Rohstoffe. Weiterhin sind sie Energiequellen und dienen zahlreichen Tieren und Pflanzen als Lebensraum. SDG vierzehn widmet sich der Herausforderung, sie zu schützen: Verschmutzung soll vermindert, Fischfang reguliert und die Meeres- und Küstenökosysteme wiederhergestellt und nachhaltig bewirtschaftet werden.

    Die Forschung entwickelt nachhaltige Formen der Aquakultur, um weltweit Fischbestände zu schützen und das maritime Gleichgewicht aufrechtzuerhalten. Um das SDG vierzehn zu erreichen, wird ab dem Jahr 2021 die UN-Ozeandekade dabei helfen, Kräfte zu bündeln und Wissen zu teilen. Weiterhin plant das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Jahr 2021 eine Förderrichtlinie zu veröffentlichen, um Forschung und Entwicklung zum Erhalt der marinen Biodiversität voranzubringen.

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  • Leben an Land

    Nur gesunde Land-Ökosysteme können die Folgen des Klimawandels abmildern – etwa, indem sie CO₂ binden, temperaturausgleichend wirken oder die Menschen vor Umweltkatastrophen wie Überflutungen und Erdrutschen schützen. SDG fünfzehn nimmt ihren Schutz in den Blick: Die Mitgliedsstaaten versichern unter anderem, Feuchtgebiete zu erhalten, Wälder aufzuforsten, Landverödung zu bekämpfen und sich dem Verlust biologischer Vielfalt entgegenzustellen.

    Damit, dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft folgend, ein nachhaltiger Umgang mit Böden und Wäldern gelingt, soll statt auf Monokulturen etwa auf Agroforstsysteme gesetzt werden: Durch den Anbau wechselnder Pflanzenkulturen wird nicht nur Nährstoffarmut von Böden reduziert, sondern es werden auch die Wasserbestände in den Böden geschont. Boden- und Pflanzenforschung sind daher wichtige Aspekte der Bioökonomie.

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