Die Bioökonomie als Arbeitswelt der Zukunft - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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27.09.2021

Die Bioökonomie als Arbeitswelt der Zukunft

Kurz & Knapp
  • Die Bioökonomie steht nicht nur für eine Wirtschaft der Zukunft, sondern auch für die Arbeitswelt von Morgen.
  • Der Übergang zur Bioökonomie kann nur gelingen, wenn die Bioökonomie von den Arbeitenden als attraktive Arbeitswelt erlebt wird.
  • Aktuelle Herausforderungen liegen in der Qualität von Arbeit, dem Wandel von Qualifikations- und Kompetenzanforderungen sowie in der Verankerung von Nachhaltigkeit im Berufsverständnis.

Die Bioökonomie als Arbeitswelt der Zukunft

Ein Beitrag von Hendrik Brunsen, Agnes Fessler, Prof. Dr. Hajo Holst und Dr. Yannick Kalff, Universität Osnabrück

Der Übergang zur Bioökonomie steht sowohl für eine nachhaltige Wirtschaft der Zukunft als auch für eine Arbeitswelt von Morgen. Der Übergang zur Bioökonomie wird auch davon abhängen, wie die im Transformationsprozess entstehenden arbeitsgesellschaftlichen Herausforderungen bewältigt werden. Die heute schon bestehenden bioökonomischen Nischen können sich nur zu einem Kern der Wirtschaft von Morgen entwickeln, wenn es gelingt, Menschen für die Arbeit in der Bioökonomie zu begeistern und die Entwicklung der für den Transformationsprozess notwendigen Qualifikationen und Kompetenzen, aber auch die erforderlichen Mentalitäten zu fördern.

Köpfe des Wandels

Prof. Dr. Hajo Holst leitet das Fachgebiet Wirtschaftssoziologie an der Universität Osnabrück. Mit seinem Team forscht er zur Dynamik von Nachhaltigkeitstransitionen mit einem Fokus auf dem Wandel von Arbeit sowie zu ethischen Fragen in der Landwirtschaft.

Arbeiten in bioökonomischen Nischen

Das Forschungsprojekt WorkinBio beleuchtet die arbeitsgesellschaftlichen Herausforderungen beim Übergang zur Bioökonomie. Das Team untersucht in drei Schlüsselbranchen des bioökonomischen Wandels – der Chemie, der Landwirtschaft und der Pharmabranche –, wie sich biobasierte Wertschöpfungsprozesse im Verhältnis zur konventionellen Branche entwickeln. Die Forschung zeigt, dass die Entwicklung der bioökonomischen Nischen neben den politischen, technologischen, kulturellen und finanziellen Rahmenbedingungen auch von der Bewältigung der arbeitsgesellschaftlichen Herausforderungen abhängt. Drei Herausforderungen spielen in den von uns untersuchten Feldern eine wichtige Rolle:

1) Die Qualität der Arbeit

Kreatives, innovatives und selbstbestimmtes Arbeiten schafft eine hohe Motivation für die Sache und gehört zu den Voraussetzungen des Erfolgs der Bioökonomie – unabhängig davon, ob es sich um Startups aus der Biopharma, F&E-Einheiten der chemischen Industrie oder um Betriebe der biologischen Landwirtschaft handelt. Nicht selten gehen derartige Arbeitskonstellationen jedoch auch mit Unsicherheiten, mit Abstrichen in der Work-Life-Balance und einem Rückgriff auf private Ressourcen einher. Dies beeinträchtigt die Attraktivität der Bioökonomie als Arbeitsfeld. Hingegen können eine humanzentrierte Gestaltung von Arbeit und gute Arbeitsbedingungen die Grundlage für eine erfolgreiche Entwicklung der Bioökonomie bilden.

2) Neue Qualifikations- und Kompetenzanforderungen

Der bioökonomische Wandel bringt zum Teil weitreichende Veränderungen in den Qualifikations- und Kompetenzanforderungen mit sich. In vielen Feldern wird neues, bioökonomisch relevantes Wissen über biologische Prozesse benötigt, zum Teil halten sogar neue Professionen – z.B. Ingenieurinnen und Ingeniure und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler – Einzug. Aufgrund der Offenheit von Innovationsprozessen entwickeln sich die Wissensanforderungen in vielen bioökonomischen Feldern höchst dynamisch. Nur wenn die Arbeitenden bereit sind, sich laufend neues Wissen und neue Kompetenzen anzueignen, und von ihren Unternehmen dabei unterstützt werden, kann sich die Bioökonomie erfolgreich zur Wirtschaft der Zukunft entwickeln.

3) Verankerung von Nachhaltigkeit im Berufsverständnis

Der Verlauf des bioökonomischen Wandels wird von Berufsverständnissen unterstützt, in denen Klimaneutralität, Ressourcenschonung und Umweltschutz fest verankert sind und die ökologische Nachhaltigkeit zum Bestandteil der Arbeitsorientierungen machen. Zum einen bildet ein solches Berufsverständnis die Basis für Sinnstiftung in der Arbeit und kann sich positiv auf Motivation der Arbeitskräfte in der Bioökonomie auswirken. Zum anderen stellt die Verankerung von Nachhaltigkeit in den Arbeitsorientierungen auch eine Ressource für bioökonomische Transformationsprozesse dar. Die Aneignung von neuem Wissen und die Erprobung neuer Praktiken und Technologien werden erleichtert und bioökonomische Innovationsprozesse unterstützt.

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autorinnen und Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2020/21 – Bioökonomie.​