Grünanlagen für die Wand - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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23.06.2021

Grünanlagen für die Wand

Kurz & Knapp
  • Durch die Verdichtung der Städte verschwinden Grünflächen.
  • Fassadenbegrünung kann helfen, die Vorteile des Grüns trotz Flächenkonflikten in die Städte zu bringen.
  • VertiKKA nutzt die Synergieeffekte aus Begrünung und Photovoltaik und trägt mit der Nutzung von Brauchwasser für die Bewässerung zur Ressourcenschonung bei.

Mehr Menschen, größere Städte und weniger Platz für Stadtgrün

Ein Beitrag von Dr.-Ing. Susanne Veser, Niederlassungsleiterin bei Björnsen Beratende Ingenieure Leonberg, Baden-Württemberg

Bis zum Jahr 2050 werden nach Schätzungen der Vereinten Nationen über zwei Drittel der Weltbevölkerung in Städten leben. Die nachhaltige Entwicklung der Städte ist daher eine wichtige Zukunftsaufgabe für die Stadtplanung.

Hierbei steht die Stadtplanung vor dem Problem, dass bei einer steigenden Verdichtung der urbanen Räume immer weniger Platz für Stadtgrün bleibt. Doch dieses ist für das städtische Klima und die Anpassung an Folgen des Klimawandels wie der Bildung von Hitzeinseln oder Starkregenereignissen wichtig. Außerdem hat gesundes Stadtgrün positive Auswirkungen auf die urbane Biodiversität, den natürlichen Wasserhaushalt, die Luftqualität und das allgemeine Wohlbefinden der Bevölkerung.

Köpfe des Wandels

Susanne Veser ist seit 2015 Niederlassungsleiterin bei Björnsen Beratende Ingenieure Leonberg, Baden-Württemberg und Fachbereichsleiterin Stoffstrommanagement. Ihre Tätigkeitsschwerpunkte dabei sind Erneuerbare Energien, biogene Reststoffe, Abwasser, kommunales Stoffstrommanagement, Innovative Verfahren, Forschung und Entwicklung, Projektmanagement und Koordination. Im Zusammenhang mit dem kommunalen Stoffstrommanagement kam sie 2010 auf das Thema Pflanzenkohle. Die Faszination für das Thema führte dann dazu, dass sie 2017 den Fachverband Pflanzenkohle e.V. gründete, um die aktuell einzig verfügbare Dekarbonisierungstechnik und deren Vorzüge und Chancen für die Gesellschaft einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Pflanzenkohle wird auch im Projekt VertiKKA zur Reinigung von Grauwasser genutzt.

Lösung: Eine Vertikale Klima-Kläranlage für die Wand

Hat man in der horizontalen Fläche keinen Platz für Stadtgrün muss man nach oben ausweichen. So können Fassaden- und Dachbegrünungen auch mit wenig verfügbarer Fläche den Grünanteil in Städten erhöhen. Doch gerade in dicht bebauten Räumen leidet Stadtgrün oft unter Hitze und Wassermangel. Die Vertikale KlimaKlärAnlage (VertiKKA), die im gleichnamigen Projekt im Rahmen der Fördermaßnahme Ressourceneffiziente Stadtquartiere (RES:Z) entwickelt wird, begegnet diesen Problemen durch die Integration von Photovoltaik-Modulen zum Schutz der Pflanzen sowie der Nutzung von Grau- und Regenwasser zur Bewässerung. Zudem trägt städtisches Grün zu einer Reduktion der Luftschadstoffe bei, erhöht die Biodiversität und schützt den Boden und das Grundwasser.

Der Ansatz von VertiKKA besteht darin, die bewährten Komponenten Fassadenbegrünung und Photovoltaik mit neuartigem Abwassermanagement zu einer platzsparenden, multifunktionalen Gesamtlösung für urbane Räume zu kombinieren. Dabei zielt VertiKKA vor allem auf die Synergieeffekte ab, die sich daraus ergeben. Diese sind

• Schutz der Pflanzen durch die PV-Module vor extremen Witterungsbedingungen

• ständige Verfügbarkeit von Brauchwasser als Bewässerungswasser

• höhere PV-Stromerträge durch Kühlungseffekte der Pflanzen

Zur Bewässerung der VertiKKA wird Grauwasser (leicht verschmutztes Abwasser aus Dusche, Waschmaschine und Handwaschbecken) genutzt. Innerhalb der Module findet neben der Bewässerung der Pflanzen eine Reinigung des Grauwassers u.a. durch Pflanzenkohle statt. Dieses gereinigte Wasser kann für verschiedene Zwecke in Haus und Garten weiter genutzt werden.

So kann die VertiKKA mit einer Mehrfachnutzung des verfügbaren Wassers zur Ressourcenschonung beitragen und produziert dabei gleichzeitig Strom. Beides sind wichtige Aspekte des Klimaschutzes. Zusätzlich sorgt die Fassadenbegrünung für ein kühleres Stadtklima. Und das alles an der Fassadenfläche.

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autorinnen und Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2020/21 – Bioökonomie.​

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