Porträt des Botschafters des Jugendforums Kai-Ole Wilhelm - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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06.09.2021

Porträt des Botschafters des Jugendforums Kai-Ole Wilhelm

Kai-Ole, wie ist es zu deiner Teilnahme beim Jugendforum Bioökonomie gekommen? Was oder wer hat dich motiviert?

An unserer Schule wird das Projekt „Bioökonomie“ von Frau Tschierschky angeleitet – einer Lehrerin, die nicht nur kompetent, sondern auch engagiert und empathisch handelt. Somit ist jeder Unterricht mit ihr eine Bereicherung. Natürlich hat mich auch die Thematik als solche interessiert, da mir der Begriff der Bioökonomie noch nie begegnet ist. Umwelt und Natur liegen mir sehr am Herzen. Unser Garten ist ökologisch wertvoll und ich sammle regelmäßig Müll aus der Umwelt auf. Auch deswegen bin ich an dem Thema sehr interessiert. Das Zertifikat, welches wir am Ende dieses Projektes erhalten, war jedoch auch ein Argument für mich, auch schon mit Blick auf die Zukunft. Nach einer kurzen Vorstellungsveranstaltung, geleitet von Herrn Dr. Strauß, war ich dann endgültig überzeugt.

Botschafter des Jugendforums

Der 16-jährige Kai-Ole treibt in seiner Freizeit viel Sport und ist ein passionierter Chorsänger. Deutsch und Biologie zählen zu den Lieblingsfächern des Elftklässlers, gefolgt von Mathe und Chemie. Daneben besucht er im Rahmen eines Juniorstudiums Vorlesungen an der Universität Rostock. Bei seinen vielfältigen Interessen verwundert es kaum, dass ihn auch die Bioökonomie fasziniert. Unter dieser versteht Kai-Ole „die Art und Weise, wie mit begrenzten Ressourcen in einer Gesellschaft umgegangen wird. Gleichzeitig beschreibt sie ein ,symbiotisches‘ Verhältnis zwischen ökologischer Wertigkeit und dem ökonomischen Nutzen. Bereiche, in denen die Bioökonomie Anwendung findet, sind zum Beispiel die Optimierung von Ressourcen-Kreisläufen oder der Einsatz von neuen Materialien, wie Verpackungen und deren sinnvollere Nutzung.“

Welche Erkenntnis konntest du bisher aus dem Projekt gewinnen? Was hat dich am meisten interessiert oder überrascht?

Für mich waren die detaillierten Themen interessant, von denen ich zwar schon einmal etwas gehört, mich jedoch nicht weiter damit beschäftigt habe. So wurden wir beispielsweise über die verschiedenen Einsatz- und Verwendungsmöglichkeiten von Insekten, deren Züchtung und Endverarbeitung informiert. Da gerade Insekten als zukunftsweisend für unsere spätere Ernährung gelten, hat mich dieses Thema fasziniert. Auch die Verwendung von Gentechnik in der Landwirtschaft war für mich besonders reizvoll, da ich mich zwar schon intensiv mit dem Thema beschäftigt habe, die Komplexität der Genetik jedoch so viele Blickwinkel auf die Problematik bietet, dass ich eigentlich immer etwas Neues dazulernen konnte.

Warum ist es wichtig, dass junge Menschen die Bioökonomie der Zukunft mitgestalten dürfen?

Unsere zukünftige Gesellschaft wird eng mit der Bioökonomie verbunden sein. Umso wichtiger ist es, dass die nächste Generation, unsere Generation, schon jetzt mit der Bioökonomie arbeitet, sie versteht, anwendet und prägt. Je früher das der Fall ist, desto besser. Ganz allgemein ist eine Verjüngung in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft notwendig, die nur durch ein solches Engagement von Jugendlichen erreicht werden kann.

Wenn du eine Vision für die Zukunft der Bioökonomie in deiner Region sofort umsetzen könntest – welche wäre es und warum?

Speziell im Sommer fallen mir zwei sehr konkrete Probleme auf, die ich im Zuge der Anwendung der Bioökonomie angehen würde. Zum einen ist das der viele Müll, der sich zunehmend in Grünanlagen, auf Straßen, aber auch direkt im Wald ansammelt. Und damit meine ich gar nicht große Müllsäcke oder Sperrmüll, sondern kleinere, unauffälligere Dinge wie zum Beispiel Zigarettenfilter, Taschentücher oder Bonbonpapier. All diese kleinen Plastik- und Zellulose-Stücke sorgen in der Masse für eine kontinuierliche Verschmutzung des Bodens und unserer Umwelt. Von der Bioökonomie der Zukunft erhoffe ich mir Lösungsvorschläge, die über das bloße Verbot des Wegschmeißens besagter Dinge hinausgehen.

Zum anderen – und ich möchte bei Grünflächen bleiben – stört mich jedes Jahr wieder aufs Neue, wie unökonomisch und unökologisch mit den Grünflächen und Grünanlagen in unserer Region umgegangen wird. Ich wohne in einem Wohngebiet, zu dem auch kleine Wiesenabschnitte gehören. Diese werden nicht genutzt, um dort beispielsweise Fußball zu spielen, zu liegen oder zu lesen – sie dienen nur der Abgrenzung. Im Sommer blühen diese kleinen Wiesen auf und bilden ein Refugium für Insekten und andere Lebewesen. Gleichzeitig bietet die Blütenpracht der Wildwiese ein idyllisches Bild. Doch nun komme ich zum Problem: Jedes Jahr werden die Wiesen mindestens zweimal gemäht, sodass nichts mehr stehen bleibt und sich ein Sandboden bildet. Für diese Aktion gibt die Stadt Neubrandenburg viel Geld aus, nur um Lebensraum zu zerstören und den ohnehin trockenen Boden noch weiter der Sonne auszusetzen. Ein bewussterer Umgang mit solchen Gebieten im Sinne von Ökonomie und Ökologie wäre für die Zukunft sehr wünschenswert!