Wissenschaftsjahr 2007 - Montag, 14. Mai 2007

Springen Sie direkt: zur Hauptnavigation zu zusätzlichen Informationen





Montag, 14. Mai 2007

H-Soz-u-Kult

Rezension: Stefan Krautschick über "Sie schufen Europa. Historische Portraits von Konstantin bis Karl dem Großen", herausgegeben von Mischa Meier

Es ist Mode geworden, historische Themen einem breiteren Publikum näher zu bringen. Unter der Herausgeberschaft des Tübinger Althistorikers Mischa Meier hat sich daher eine Reihe renommierter und bestallter Historikerinnen und Historiker zusammengefunden, um mittels biographischer Essays "schlaglichtartig" die Erkenntnis zu verbreiten, welch wichtige "Weichenstellungen" in der "Formierungsphase" des christlichen Abendlandes erfolgten. Bei allem Risiko, missverstanden oder missdeutet zu werden, sei der Versuch, die historischen Veränderungen personell verkörpern zu lassen, geglückt, meint der Rezensent. Interessierte, aber unvorbereitete Leser fänden so vielleicht eher einen "persönlichen" Zugang zur neuen Sicht auf die Entstehung Europas, Fachleute entdeckten hier gewiss die eine oder andere überraschende, bedenkenswerte Anregung.

H-Soz-u-Kult

Rezension: Christian Peer über "Käthes neue Kleider. Gentrifizierung am Berliner Kollwitzplatz in lebensweltlicher Perspektive" von Tanja Marquardt

Das Rennen um die besten Plätze im Osten der ehemals geteilten Stadt Berlin hat seit der Wende in vielen Stadtteilen folgenschwere Spuren hinterlassen. Tanja Marquardt befasst sich mit diesen oftmals nicht auf den ersten Blick erkennbaren Zeichen der Veränderung. Sie nähert sich dem Sujet der Gentrifizierung mithilfe eines umfangreichen Methodenmixes aus qualitativen Interviews in den Wohnungen der Probandinnen, Mental Maps, Wahrnehmungsspaziergängen, teilnehmenden Beobachtungen sowie Analysen statistischer Daten. Marquardts Forschungsarbeit über den Lebensalltag von Frauen, schreibt der Rezensent, sei ein konsequenter Beitrag zu den Gender Studies sowie zum gesellschaftlichen Wandel in einer erst jungen postsozialistischen Ära.

H-Soz-u-Kult

Rezension: Anja Moritz über "Adiaphorie und Kunst. Studien zur Genealogie ästhetischen Denkens" von Reimund Sdzuj

In seiner Studie untersucht Sdzuj die "Genealogie des ästhetischen Begriffs der Kunst" und damit die Ausdifferenzierung eines Diskurses, der den Begriff der Kunst und ihrer Ausprägungen nach eigenen Regeln bestimmt. Seine Hypothese dabei: die Ausdifferenzierung des Kunstdiskurses sei durch die "Ansiedlung des Künstlerischen im Bereich des Adiaphorischen", also des sittlich Neutralen, möglich geworden. Mit dieser These erteilt Sdzuj nicht nur jener Auffassung eine Absage, die von einem Zusammenhang zwischen der Säkularisierung und der Entwicklung der Eigengesetzlichkeit von Kunst ausgeht, sondern vor allem auch der Annahme, die Kunst habe nur in der Opposition zum religiösen Dogma zur Eigengesetzlichkeit finden können. Sdzujs Studie sei äußerst anregend und innovativ, weshalb ihr die Rezensentin viele Leser wünscht.

H-Museum

10. Mai 2007, Münster

Vortrag: Gold, Samt und edle Stickereien. Zur Darstellung von Textilien in der spätgotischen Tafelmalerei

Im Mittelalter wie auch heute waren Kleidung, Gewänder, Kostüme mit vielfältigen Vorstellungen von gesellschaftlichem Status und Finanzkraft der damit ausgestatteten Menschen verknüpft. Bei der Betrachtung von Gemälden fällt seit der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts auf, dass sehr viel häufiger als zuvor aufwendig gemusterte Gewebe wiedergegeben werden offenbar ein Bezug auf italienische Beispiele, die durch die Kaufleute über die Alpen nach Deutschland gebracht worden waren. Die Textilexpertin Annemarie Stauffer von der Fachhochschule Köln richtete im Münsteraner Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte aus dieser Perspektive einen ganz neuen und anderen Blick auf die herausragenden Werke der spätgotischen Tafelmalerei.

H-Germanistik

11. bis 12. Mai 2007, Siegen

Konferenz: Spiele um Grenzen: Germanistik von der Weimarer bis zur Berliner Republik

In Diktaturen steht die Eigenständigkeit gerade der Geisteswissenschaften in besonderem Maße auf dem Spiel. Die Grenzen zwischen wissenschaftlicher Autonomie und der Anpassung an politische Zwänge verschwimmen zusehends. Gerade der Blick auf die beiden deutschen Diktaturen zeigt, dass die Geisteswissenschaften weder reine Verlautbarungswissenschaften waren, noch unabhängig von den Forderungen und Förderungen der politischen Machthaber agieren konnten. Dies wird an der Geschichte der Germanistik besonders deutlich. Aus diesem Grund soll es auf der Tagung „Spiele um Grenzen – Germanistik von der Weimarer bis zur Berliner Republik“ um die Frage gehen, mit welchen Strategien dieses zentrale geisteswissenschaftliche Fach auf die politisch-gesellschaftlichen Umbrüche und Systemwechsel 1933, 1945 und schließlich auch 1989 reagiert und welche Anstrengungen es unternimmt, um sich auf den Wandel der sozialen und politischen Systeme einzustellen.

H-Germanistik

17. bis 19. Mai 2007, Kiel

Konferenz: Disputatio (1200-1800). Form, Funktion und Wirkung eines Leitmediums universitaerer Wissenskultur

Die Disputation, das wissenschaftliche Streitgespräch, stellt in mündlicher und schriftlicher Form ein - wenn nicht sogar das - Leitmedium des spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Universitätsbetriebs dar. Als solches wurde sie von der Universitäts- und Fachgeschichte insbesondere in den vergangenen Jahren vermehrt erkannt und durch die bibliographische Erschließung ausgewählter Gruppen gedruckter Disputationen sowie durch mehrere punktuelle Untersuchungen gewürdigt. Gerade weil sie Leitmedium ist, verdient die Disputation jedoch nicht nur als Quelle für bestimmte Fragestellungen der Universitäts-, Wissenschafts- und Sozialgeschichte ausgewertet zu werden, sondern sollte insbesondere auch in ihrer formalen Eigenart, als literarisches Phänomen, betrachtet werden.

H-Germanistik

24. Mai bis 4. Juli, Osnabrück

Germanistisches Kolloquium

Das Germanistische Kolloquium der Universität Osnabrück widmet sich in loser Folge dem Fach in seiner ganzen Bandbreite. Renommierte Literaturwissenschaftler der neueren und älteren deutschen Philologie und der Linguistik stellen ihre Forschungen und Ansätze vor. Dichter lesen ihre Arbeiten und bringen die literarische Praxis in die Universität. Schließlich aber kommt auch die philologische Praxis zu Wort: Leitende Vertreter bedeutender Institutionen des Forschungs- und Literaturbetriebs berichten über ihre Arbeit, stellen etwa die Forschungsmöglichkeiten in zentralen Bibliotheken oder Archiven vor. In diesem Sommersemester gibt es Vorträge zu "Dekonstruktion und Rekonstruktion von Kunstreligion in Nietzsches Spätwerk" und zum Thema "Ursprünglichkeit - deutsche Sprachkonzepte und die Exklusion jüdischer Autoren". Eine Lesung französischer Gedichte beschließt die Reihe.

H-ArtHist

1. bis 2. Juni 2007, Paris

Konferenz: Stimmung als ästhetische Theorie und künstlerische Praxis

In den Geisteswissenschaften ist im vergangenen Jahrzehnt ein zunehmendes Interesse an Emotionsforschung zu verzeichnen. Im Zentrum stand dabei die Überzeugung, dass Emotionen nicht das dialektische Gegenüber von Erkenntnis sind, sondern dass sie selbst Erkenntnis generieren können, jenseits einer rationalen Welterfassung. Der Kunstgeschichte ermöglichen die emotionswissenschaftlichen Ergebnisse der verschiedenen Disziplinen, das Vermögen des Bildes zum Ausdruck von Emotionen beschreiben und analysieren zu können, ohne sich allein auf ikonographisch entschlüsselbare Zeichen von Emotion beschränken zu müssen. Dies gilt insbesondere für die Kunst des 19. Jahrhunderts. Im Kolloquium soll deshalb der Stimmungsbegriff als ästhetische Kategorie, als geisteswissenschaftliches Denkmodell und als künstlerische Praxis des 19. Jahrhunderts untersucht werden.

H-ArtHist

3. bis 7. Juni 2007, Berlin

Konferenz: Figuren des Wissens

Neuere Science Studies interessieren sich zunehmend für semantische Transfers, Übersetzungen und Registerwechsel zwischen Wissensformen. Für die Untersuchung der Beziehungen zwischen Literatur, Wissenschaft und Künsten bedeutet das eine Umdeutung der Frage, wie bereits festgeschriebenes wissenschaftliches Wissen auf Literatur und Künste einwirkt oder in ihnen dargestellt wird. Denn das "und" in etablierten Oppositionspaaren wie "Kunst und Wissenschaft", "Literatur und Wissenschaft" oder auch "Naturwissenschaften und Geisteswissenschaften" unterstellt, dass auf jeweils beiden Seiten homogene Verhältnisse herrschen. Dabei haben aber die Künste - so wie auch die historisch-hermeneutischen Wissenschaften - immer schon auch empirisch gearbeitet, und die Naturwissenschaften beschäftigen sich mit Fragen, deren Klärung ebenso das Deutungsvermögen der Geisteswissenschaften oder das kreative Potenzial der Künste herausfordert. Die europäische Konferenz der Society for Science, Literature and the Arts macht daher solche Übergangsphänomene mit ihren historischen, konzeptuellen und erkenntnistheoretischen Voraussetzungen zum Untersuchungsgegenstand.

H-Museum

11. bis 14. September 2007, Bochum

Konferenz: BigStuff 2007. Large Technology Objects: Beyond Conservation - Industrial Heritage Management

Bei der Tagung BigStuff im deutschen Bergbaumuseum Bochum geht es um die "denkmalgerechte" Erhaltung und den Umgang mit "großen" Objekten und Anlagen aus Technik und Industrie. Dabei sollen schwierige konservatorische Bedingungen bei Industrieobjekten, insbesondere "Open Air Sites" (wie z.B. Fördergerüste, Hochöfen, etc.) im Mittelpunkt des Interesses stehen. Auf dem Programm stehen Themen wie die Entwicklung und Nutzung eines allgemeinen Leitfadens zum Umgang mit Industrieanlagen, das Management solcher Anlagen, deren Reparatur und Konservierung oder die Ermittlung und Erhaltung des Arbeitswissens früherer Generationen.


Springen Sie direkt: zur Hauptnavigation zum Seitenanfang