Wissenschaftsjahr 2007 - Montag, 4. Juni 2007

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Montag, 4. Juni 2007

H-Soz-u-Kult

Rezension: Maren Janetzko über "Fromms. Wie der jüdische Kondomfabrikant Julius F. unter die deutschen Räuber fiel" von Götz Aly und Michael Sontheimer

Fromms - das erste Markenkondom der Welt - war in Deutschland jahrzehntelang das Synonym für Kondome schlechthin und ist bis heute immerhin die hierzulande am zweithäufigsten gekaufte Kondommarke. Der jüdische Firmengründer Julius Fromm jedoch geriet in Vergessenheit, nachdem er gleich zweimal zum Opfer totalitärer Regimes wurde: Der "Arisierung" seines Betriebs durch die Nationalsozialisten folgte die Überführung ins "Volkseigentum" der DDR. Während ähnliche Fallstudien sonst eher im Rahmen lokalgeschichtlicher Forschung oder studentischer Abschlussarbeiten entstünden, werde diese Geschichte dank der Bekanntheit der Autoren wie auch des Fromm’schen Produkts ein größeres Publikum erreichen, so der Rezensent. Aly und Sontheimer nutzten das Identifikationspotential ihres Fallbeispiels und rückten die menschlichen Aspekte in den Mittelpunkt und könnten so die Themen "Arisierung" und "Wiedergutmachung" auch einem nichtwissenschaftlichen Publikum nahe bringen.

H-Soz-u-Kult

28. bis 30. März 2007, Rom

Tagungsbericht: Patrick Bernhard über "Napoleonische Expansionspolitik. Okkupation oder Integration?"

Welche langfristig vereinheitlichenden Folgen zeitigte die Napoleonische Expansionspolitik in den von Frankreich annektierten Ländern Europas? Wo hingegen traf das imperiale Ausgreifen umgehend auf Abgrenzung und Widerstand? Im Spannungsfeld dieser beiden grundlegenden Fragen bewegte sich eine Tagung, zu der die Deutschen Historischen Institute von Rom und Paris 23 Forscherinnen und Forscher aus sechs Ländern nach Rom eingeladen hatten. Die Konferenz beschäftigte sich dabei mit den Auswirkungen des französischen Besatzungsregimes auf Bereiche wie Verwaltung, Wirtschaft, Justiz, Kultur und Umwelt. Sie habe eindrucksvoll belegt, so der Autor, wie wichtig es sei, den Blick nicht nur von Paris aus auf die Peripherie zu wenden, sondern auch umgekehrt - und zwar in vergleichender Perspektive - vom "Rand" auf das Zentrum zu sehen. Nur so würden die Ambivalenzen und Grenzen, die die Napoleonische Expansionspolitik zwischen Okkupation und Integration kennzeichneten, deutlich.

H-Soz-u-Kult, H-ArtHist

22. bis 24. April 2007, Potsdam

Tagungsbericht: Miriam Stachat über "Eine Debatte ohne Ende? Raubkunst und Restitution im deutschsprachigen Raum"

Der umstrittenen und oft polemisch-emotional diskutierten Frage nach dem Umgang mit während des Nationalsozialismus verfolgungsbedingt entzogenen Kunstgegenständen widmeten sich in interdisziplinärem Rahmen Wissenschaftler, Museumsvertreter, Juristen, Journalisten und Repräsentanten aus Politik und Kultur. Bereits das große Interesse im Vorfeld der öffentlichen Konferenz - mit Teilnehmern aus Deutschland, den USA, England, Frankreich, Israel, den Niederlanden, Belgien, Luxemburg, Polen, der Schweiz und Österreich - spiegelte die Dringlichkeit einer eingehenden, weiterführenden Beschäftigung mit diesem Thema, welches in der Öffentlichkeit zum Teil heftige Polarisierungen hervorgerufen hat. Die anhaltende Notwendigkeit einer eingehenden und weiterführenden Auseinandersetzung mit diesem Thema sei deutlich geworden, so die Autorin. Die Konferenz habe einen Beitrag zur Versachlichung der Debatte geleistet und vermittelnde Positionen gestärkt.

H-ArtHist

31. Mai bis 12. Juli, Karlsruhe

Kolloquium: Geistesblitze und Orchideenfächer - Geisteswissenschaften in einer globalisierten Welt

Welchen Sinn haben die Geisteswissenschaften? Dieser Frage widmet sich in diesem Sommersemester das Colloquium Fundamentale des ZAK (Zentrum für Angewandte Kulturwissenschaft) und Studium Generale der Universität Karlsruhe (TH). Häufig werde den Geisteswissenschaften vorgeworfen, in stiller Einzelarbeit hoch wissenschaftlich zu arbeiten und ökonomisch von nicht quantifizierbarem Nutzen zu sein. Die Kritiker unterschätzten dabei jedoch sowohl die "Geistesblitze", die von ihnen ausgehen und in Gesellschaft, Politik, Arbeitswelt sowie Naturwissenschaften hineinwirken, als auch ihre theoretische und analytische Struktur. Innerhalb der Vortragsreihe wird gefragt, welche Rolle Geisteswissenschaftler in Unternehmen spielen. Oder: Wie wirkt Philosophie in die politischen Diskussionen über soziale Gerechtigkeit, Bioethik oder Neurowissenschaften hinein? Was lernen wir von Sinologen oder Islamwissenschaftlern über unseren politischen und wirtschaftlichen Umgang mit fremden Kulturen?

H-Germanistik

08. bis 09. Juni 2007, Berlin

Konferenz: Solitäre und Netzwerker. Akteure des kulturpolitischen Konservativismus nach 1945 in den Westzonen Deutschlands

Auf der interdisziplinären Tagung sollen die verschiedenen Positionen im Spektrum konservativen Denkens präsentiert und diskutiert werden. In der geschichts-, kommunikations- und literaturwissenschaftlichen Forschung der letzten Jahrzehnte ist oft genug auf die Elitenkontinuität vor und nach 1945 verwiesen worden, auf alte Seilschaften, auf die auch im Nachkriegsdeutschland Verlass war, auf die Netzwerke an den Universitäten und in den Medien, in der Politik, der Wirtschaft und im Kulturbetrieb, in den bald wieder aufgerichteten Streitkräften und im halbherzig entnazifizierten Justizapparat. Das Interesse an der berufsgeschichtlichen Vita der jung gebliebenen Alt-Nazis und die mitunter skandalisierende Suche nach einer "nationalsozialistischen Durchdringung der Bundesrepublik" überdeckte dabei aber nicht nur, dass sich die technokratisch-pragmatische "Generation des Unbedingten"  mehrheitlich den veränderten politischen und sozialen Bedingungen nach 1945 recht geschmeidig und erfolgreich anpasste. Sie versperrte vor allem auch den Blick auf die Elitenkontinuitäten im kulturpolitisch-konservativen Lager.

H-Museum

14. bis 15. Juni 2007, Berlin

Tagung: Graduiertenschule "Die Künste und die Wissenschaften" - Denken über Zukunft

Mit dem Nachdenken über eine Graduiertenschule verfolgt die Universität der Künste Berlin (UdK) das Ziel, sich im internationalen Konzert der künstlerischen Hochschulen deutlich zu positionieren und die Diskussion über höchste Qualifikationen mit einem eigenen Konzept zu prägen. Lehrende der UdK Berlin und internationale Gäste diskutieren mit dem Publikum und untereinander Aspekte einer möglichen künstlerisch-wissenschaftlichen Graduiertenschule. Im Mittelpunkt steht die Frage, welchen Gewinn die Künste und die Wissenschaften aus dem wechselseitigen Austausch ziehen. Die Debatte darüber soll in einen umsetzbaren Entwurf für eine Graduiertenschule münden.

H-Germanistik

15. bis 17. Juni 2007, Göttingen

Tagung: Spannung - Neue Blicke auf ein altes Phänomen
Das Thema "Spannung" stellt innerhalb der Literaturwissenschaft ein vernachlässigtes Forschungsfeld dar, obgleich an der Existenz und rezeptionssteuernden Wirkung des Phänomens kaum gezweifelt wird. Unter Berücksichtigung der vorhandenen, meist auf Kriminal- und Trivialliteratur bezogenen Ansätze und ausgehend von Spannungskonzepten benachbarter Wissenschaften (Medienpsychologie, Kognitionsforschung etc.) soll die heuristische Tragfähigkeit des Begriffs auch und gerade in Sicht auf die sogenannte "hohe" Literatur ausgelotet werden. "Spannung" wird damit auf der Tagung als narratologische Kategorie neu in den Blick genommen.

H-Germanistik

22. bis 23. November 2007, Köln

Tagung: Protomoderne. Schwellen früher Modernität

Während sich die kulturwissenschaftliche Forschung in den letzten Jahren einerseits mit der Frage nach der Postmoderne und deren möglichen Unterteilungen intensiv auseinander gesetzt hat und andererseits der  Beitrag der Frühromantik zur Formierung der Moderne deutlich herausgearbeitet wurde, sind die früheren Stufen dieser Entwicklung  bislang noch zu wenig gewürdigt worden. Hinter dem Begriff der Protomoderne steht die Frage nach den Beziehungen zwischen prämodernen Entwicklungen und den Ausprägungen der Modernität in späterer Zeit. Inwieweit sind die gemeinhin mit der Klassischen Moderne und allenfalls noch mit der Romantik verbundenen Charakteristika bereits seit Mittelalter und Früher Neuzeit angelegt bzw. ausgeprägt? Inwiefern ist eine starke Epochenabgrenzung von Mittelalter, Neuzeit und einer angenommenen ersten Moderne (wie der Romantik) gerade aus der Perspektive einer bereits formierten Modernität konstruiert?

H-ArtHist

14. bis 16. Februar 2008, Siegen

Tagung: Mikro Makro Medium. Maßverhältnisse des Medialen

Das Forschungskolleg Medienumbrüche der Universität Siegen untersucht die Voraussetzungen, Strukturen und Folgen medientechnisch bedingter Zäsuren in der Kulturgeschichte. Im Zentrum stehen zwei besonders tief greifende Umbrüche: die massenmediale Etablierung autographischer Aufschreibesysteme um 1900 (Photo-, Phono- und Kinematographie) und die gesellschaftliche Durchsetzung der digitalen Unterhaltungs- und Gebrauchsmedialität um 2000 (Computer, World Wide Web, Global Positioning System). Die Tagung "Mikro Makro Medium" möchte ein Forum für Beiträge bieten, die den historischen Wandel solch medialer Raumzeitkonfiguration in medien-, literatur-, kunst-, technik- und wissenschaftshistorischer Hinsicht thematisieren: Wie kann der Wandel seit dem 18. Jahrhundert beschrieben werden?


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