Wissenschaftsjahr 2007 - Montag, 17. September 2007

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Montag, 17. September 2007

H-Soz-u-Kult

Rezension: Alexander C. T. Geppert über "Ersatzkrieg im Weltraum. Das US-Raumfahrtprogramm in der
Öffentlichkeit der 1960er Jahre" von Karsten Werth

"Gute Ideen müssen nicht immer brandneu sein. Bereits 1979 lag dem inzwischen längst zum Klassiker avancierten Bestseller "The Right Stuff" des US-amerikanischen Schriftstellers Tom Wolfe der Gedanke zugrunde, dass es vor allem der ausbleibende Krieg auf der Erde war, der in den 1960er-Jahren Amerikaner wie Sowjets zeitgleich und doch gegeneinander in den erdnahen Weltraum trieb. Die amerikanischen Mercury-, Gemini- und Apollo-Flüge ließen sich so als orbitale Kompensationshandlungen für den nicht stattfindenden heißen Krieg deuten, mit der Landung auf dem Mond im Juli 1969 als Höhe- und vorläufigem Endpunkt. Aber auch der Umkehrschluss trifft zu: Ohne die geopolitisch einmalige Konstellation des Kalten Krieges wäre man wohl - ganz wortwörtlich - niemals in so kurzer Zeit so weit gekommen. Die Geschichte dieser Kriegsmetaphorik für die entscheidenden elf Jahre des inneramerikanischen "Astronautikdiskurses" vom Beginn menschlicher Flüge im Weltraum 1961 bis zum offiziellen Abschluss des Apollo-Projektes 1972 erstmals durchgespielt und mit viel Liebe zum empirischen Detail ausgebreitet zu haben, ist das nicht geringe Verdienst der Studie von Karsten Werth."

H-Soz-u-Kult

Rezension: Norbert Grube über "Marketinggeschichte. Die Genese einer modernen Sozialtechnik", herausgegeben von Hartmut Berghoff

"Im Zentrum des Bandes steht [...] die Entwicklungsgeschichte des Marketings. Viele Beiträge widmen sich der Periodisierung dieses Etablierungsprozesses, der trotz Hinweisen auf die Grenzen des Marketings und auf Selbstüberschätzungen seiner Experten auch als „Erfolgsgeschichte“ (S. 39) gekennzeichnet wird. Zwar sitzen die Autoren des Sammelbandes nicht der von Ursula Hansen und Matthias Bode konstatierten einseitigen geschichtslosen „Fortschrittsideologie“ der Marketingwissenschaft (S. 179) auf, doch gerade in dem Beitrag von Hansen und Bode gerinnt Geschichte zur Identitätsstiftung der akademischen Marketinglehre und damit zum history marketing in eigener Sache. [...] Insgesamt erschließen die vielfältigen Perspektiven und Fallstudien der spannenden und gut lesbaren Beiträge wichtige Aspekte der Marketinggeschichte, die jedoch noch weiter konzeptionalisiert werden muss, unter anderem durch einen stärkeren wechselseitigen, verzahnenden Bezug von Unternehmens-, Medien-, Wissenschafts- und Politikgeschichte."

H-ArtHist

7. September 2007, Frankfurt

Vortragsreihe: "Frankfurter Filmhistorische Vorträge. Ästhetik des Stummfilms"

In Zusammenarbeit mit dem Kunstgeschichtlichen Institut der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt, findet seit Mai 2007 eine monatliche Film- und Vortragsreihe zur Ästhetik des Stummfilms statt. Die Vorträge stellen im Rahmen des Forschungsprojekts "Reflexion der filmischen Räume" Ergebnisse aktueller Forschungen zur Bildgeschichte und Bildtheorie des Films vor. Im Anschluß an den Vortrag ist der besprochene Film auf der Leinwand zu erblicken, zumeist begleitet am Klavier. Neben Klassikern etwa von Eisenstein oder Hitchcock werden auch filmhistorisch bedeutende Werke besprochen und vorgeführt, die nur selten zu sehen sind. Im September stehen unter anderem Hitchcocks "Blackmail" oder John Fords "Iron Horse" auf dem Programm.

H-ArtHist

Workshop: "Soldatentod und demokratische Gedenkkultur"

Die Bundesrepublik Deutschland bekommt ein zentrales Ehrenmal für die Toten der Bundeswehr. Ein öffentlicher Austausch über die Prämissen und Entwürfe war nicht gewollt. Dabei ist die Formensprache des Siegerentwurfs (dessen Rezeption der Tessenowschen "Neuen Wache" sowie die Bronzehaut aus symbolisierten, ausgestanzten Erkennungsmarken) ebenso diskussionswürdig wie die Standortfrage und das Wettbewerbsverfahren als solches. Der geplante Workshop will dieser Auseinandersetzung das notwendige Forum bieten. Aus kunsthistorischer und kulturgeschichtlicher Perspektive soll nach der historischen und internationalen Verortung der Entwürfe, den Möglichkeiten eines formalisierten Gedenkens und der Problematik einer Sakralisierung des Soldatentods in der Demokratie, sowie der Einbettung des Monuments in das militärische Ritual gefragt werden.

H-Soz-u-Kult

29. September 2007, Berlin

Konferenz: "Verbotene Wörter. Der 'Index verbotener Bücher' und literarische Zensur heute"

Jahrhunderte lang hat die Katholische Kirche versucht, ihre Gläubigen durch das Verbot vermeintlich glaubens- und sittengefährdender Texte von unerwünschter Lektüre fernzuhalten - ebenso wie staatliche Obrigkeiten bis ins 20. Jahrhundert hinein. Wer kam warum auf den "Index verbotener Bücher", der bis 1967 in Geltung war? Warum wurden z.B. die Schriften des katholischen Sozialpsychologen Ernst Michel, in den 1920er Jahren Mitbegründer der Akademie der Arbeit in Frankfurt, verboten? Warum und mit welchen Argumenten verteidigte der Frankfurter Katholik lter Dirks vor Gericht den vermeintlichen Gotteslästerer George Grosz? Die historischen und zeitgeschichtlichen Beispiele verweisen auf eine Grundsatzfrage, die im Jahr nach dem Karikaturenstreit nichts an Aktualität verloren hat: Brauchen Gott und Religion amtlichen Schutz? Und: wo und warum wird heute zensiert?

H-Museum

30. September bis 1. Oktober, Wolfenbüttel

Konferenz: Die Praxis der Interkultur

Im Zentrum dieser Tagung stehen Erfahrungsberichte über Projekte aus dem Museums- und Kulturbereich, die sich mit Migrationsprozessen und der interkulturellen Ausrichtung der Arbeit mit und in der Kultur auseinandersetzen. Das Forum kennzeichnet sich durch die Präsentation exemplarischer Projekte sowie durch den Diskurs bzw. die Diskussion und letztlich durch den intensiven fachlichen und persönlichen Erfahrungsaustausch. Folgende Themen werden dabei im Mittelpunkt stehen: "Konzepte: Interkultur als Impulsgeber", "Kooperationen: Beispiele für Verbundprojekte", "Integration: Interkultur und Präsentationskonzepte in Museen" sowie "Rahmenbedingungen: Beispiele für Synergien zwischen Kultur und Politik".

H-Germanistik

1. bis 2. Oktober 2007, Halle

Konferenz: "Johann August Eberhard im Spannungsfeld der Spätaufklärung"

Johann August Eberhard (1739-1809) zählt zu den renommierten Vertretern der deutschen Popularphilosophie des späten 18. Jahrhunderts. Sein umfangreiches, disziplinär breit gefächertes und zeitlich ausgedehntes theoretisches Wirken an der Halleschen Universität Fridericiana erscheint vordergründig als durchgehend konservative, auf Traditionssicherung bedachte Positionierung gegenüber den Herausforderungen am Ende der Aufklärungsperiode, die durch so heterogene Konzeptbildungen wie neue Erfahrungspsychologie und Anthropologie, Transzendentalphilosophie bzw. Kritizismus, Frühidealismus und Frühromantik verkörpert werden. Zu klären ist im interdisziplinären Zugriff auf die einzelnen Theoriefelder, durch welche theoriehistorisch-systematischen und situativen Bedingungen Eberhards Stellungnahmen im einzelnen geprägt wurden, wobei namentlich den disziplin- und institutionsgeschichtlichen Veränderungen der mitteldeutschen Universitätslandschaft um 1800 (Konkurrenz der Wissenschaftsstandorte Halle, Jena) ein besonderes Augenmerk zukommt.

H-Museum

6. Oktober 2007, Bern

Workshop: Knowledge on Demand. Hypermediale Wissenskulturen in Forschung, Lehre und Museen

Bei dem Workshop, der vom Institut für Kunstgeschichte der Universität Bern und der Zürcher Hochschule der Künste veranstaltet wird, geht es unter anderem um Themen wie das "Problem des Anwendungsbezugs geisteswissenschaftlicher Lehre in Bachelorstudiengängen", "Von Anna Oppermanns hypermedialem Bild-Text-Archiv zum E-Science-Netzwerk 'HyperImage'" oder "Making Sense of Modern Art – Making sense of museum visitors!". Der Workshop ist als praxisnahe Informationsveranstaltung und zum Erfahrungsaustausch gedacht. Zielgruppe: In die Entwicklung von Lernkursen, Bilddatenbanken und Hypermedia-Projekten eingebundene WissenschaftlerInnen unterschiedlicher Fachbereiche, die von den Erfahrungen anderer profitieren möchten. Interessierte Studierende und KollegInnen der Universitäten und der Kunsthochschulen der Schweiz und der benachbarten Regionen sind herzlich eingeladen.

H-Museum

23. November 2007, München

Das Zentralinstitut für Kunstgeschichte und der Bezirksausschuss Maxvorstadt veranstalten eine öffentliche Tagung zur Geschichte der staatlichen und städtischen kunsthistorischen Institutionen Münchens in den Jahren um 1947. Gemeinsame Probleme und Aufgaben waren die Entnazifizierung sowie der architektonische, strukturelle und personelle "Wiederaufbau". Die Tagung soll das Spektrum der kunsthistorischen Einrichtungen Münchens in der spezifischen historischen Konstellation der Nachkriegsjahre herausarbeiten. Anlass der Veranstaltung ist das 60jährige Bestehen des Zentralinstituts für Kunstgeschichte, das im März 1947 seine Tätigkeit aufnahm.

H-Germanistik

15. und 16. Februar 2008, Gotha

Workshop: Neostoizismus - seine Bedeutung für Hof und Höfling

Jenseits der konfessionellen Orientierungen, die mit ihren Kontroversen, Lagunen und Konversionen den Glauben und das religiöse Leben bestimmten, suchten die intellektuellen, bürokratischen und höfischen Eliten des ausgehenden 16. und 17. Jahrhunderts nach einer ethisch-moralischen Orientierung, die sich unter den Bedingungen der Pluralität philosophischer Lehren "klassischer" Werte versicherte und über das politisch-religiös wetterwendische und fragile Alltagsgeschäft hinaus Gültigkeit beanspruchen konnten. In jener Rezeption der Stoa, wie sie namentlich von Justus Lipsius vertreten wurde, fanden die Eliten einen überkonfessionell gültigen, wenngleich nie unstrittigen orientierenden Wertekatalog. Der Workshop lädt dazu ein, neuere Forschungen auf dem Gebiet der Hofkultur und des höfischen Verhaltens im Spiegel des Neostoizismus und damit zumindest normativ geforderter Affektkontrolle vorzustellen und zu diskutieren.


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