Wissenschaftsjahr 2007 - 23.05. - 29.05.2007

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23.05. - 29.05.2007

Im Blickpunkt

Neugründung: Zeitschrift für Kulturwissenschaften

Für die SZ hat sich Sabine Doering-Manteuffel die erste Nummer der neu gegründeten, u.a. von Thomas Hauschild und Dorothee Kimmich herausgegebenen Zeitschrift für Kulturwissenschaften angesehen und erläutert die Absichten des Projekts: " Es geht den Autoren um die Verfremdung der Dinge, die aus ihrer Alltagswelt gerissen wurden, um einem anderen Zweck zu dienen. Die einen geraten ins Museum und werden dort ästhetisiert, die anderen gefälscht, die dritten ritualisiert oder literarisch entrückt. Aus dem Umgang mit Sachen wird das Lesen von Bedeutungen. Eine Aufgabe der Kulturwissenschaften im Zeitalter der Globalisierung ist damit umrissen. Die neue Zeitschrift will für solche Anliegen ein Forum schaffen."

SZ, 23.5.2007

Anfänger und Scheitern: Das zweite Heft der Zeitschrift für Ideengeschichte

Jens Bisky hat sich für die SZ das zweite Heft – Schwerpunktthema: "Anfänger" - der ambitionierten neuen Zeitschrift für Ideengeschichte angesehen und bewundert den Mut der Herausgeber zur Ironie. Ernst Osterkamp nämlich schreibt in einem Aufsatz über ehrgeizige Zeitschrifteprojekte um 1800, die rasch wieder eingingen. Ein Schicksal, das Bisky den Machern der Zeitschrift für Ideengeschichte nicht wünscht: "Wie Schillers Horen verspricht die Zeitschrift für Ideengeschichte (...) zumindest eine Befreiung der Geisteswissenschaften 'aus der falschen Alternative von Feuilleton und Fachorgan'. (...) So konsistent wie die Programme der Horen, der Propyläen und des Phöbus sind weder die Absichtserklärungen noch die Hefte. Es scheint, als folge man dem modifizierten Modell jener Zeitschrift, die Horen, Athenäum, Propyläen und Phöbus überlebte: dem Merkur, den sein Herausgeber Wieland eher improvisierte als streng komponierte."

Für die FAZ hat Ingeborg Harms einen Blick in die zweite Ausgabe der Zeitschrift geworfen und greift einen Aufsatz des Konstanzer Germanisten Albrecht Koschorke heraus, in dem dieser über Gründungsmythen nachdenkt: "Der Germanist Albrecht Koschorke stellt die Unschuld der sie umrankenden Mythen in Zweifel, indem er sie einer logischen Prüfung unterwirft: Was hat Adam und Eva zum Sündenfall bewogen? Die Einflüsterung der Schlange. Die Schlange indessen, Inkarnation des Bösen, war schon vor dem Sündenfall im Paradies. Das Böse ist zugleich Folge und Grund des Sündenfalls."

SZ, 26.5.2007

FAZ, 29.5.2007 

Themen der Woche

Das Ich als Illusion

Der Deutschlandfunk stellt in einer ausführlichen Dokumentation aktuelle philosophische Positionen zu den Themen Bewusstsein und Willensfreiheit vor. Zu Wort kommen die Philosophen Thomas Metzinger, Albert Newen und Kai Vogeley. Eine zentrale Frage ist die nach dem Ich und dem Ich-Bewusstsein – erweist es sich im Lichte neuester neurologischer Erkenntnisse als Illusion? Die Antwort darauf lautet am ehesten wohl: Ja und nein, denn: "Die Vorstellung vom einheitlichen Ich kommt zustande, weil wir verkennen, dass die Inhalte des Ichs nur ein ständig vom Gehirn produziertes Modell unserer inneren Vorgänge sind. Sie ist also in Wirklichkeit nur ein neuronales Konstrukt oder eine Illusion. Dennoch ist diese Illusion wirksam - vor allem im sozialen Zusammenleben. Denn auch für die sozialen Bezüge, in denen das Selbstmodell, steht, findet Thomas Metzinger elementare Grundlagen in den Windungen des Gehirns. Zum Beispiel speichern diese nicht einfach nur isolierte Objekte wie eine Flasche. Vielmehr repräsentieren Neuronen im so genannten prämotorischen Cortex immer auch schon Interaktionserfahrungen mit einem Objekt: Wie kann ich eine Flasche greifen, öffnen, drehen, zum Mund führen und so weiter? Wir repräsentieren die Objekte der Welt, indem wir Beziehungen zwischen uns und ihnen im Gehirn darstellen."

Der Philosoph als Führer

Die Welt druckt einen Auszug aus Heinz Schlaffers Nietzsche-Buch "Das entfesselte Wort, in dem der Literaturwissenschaftler über Nietzsches Utopie eines "Führers" der Menschheit nachdenkt – und ihn in der Figur des Philosophen erkennt: "Weisheit scheint nicht seine wesentliche Eigenschaft zu sein. Vielmehr kämpft er gegen seine Zeit, heilt sie und sich von Krankheiten, bereitet eine kulturelle Wende vor, strebt über die Grenzen der Menschheit hinaus. Er verbindet also die Tätigkeit des Politikers, Arztes, Künstlers und Religionsstifters mit der des Philosophen und opfert damit den Inbegriff der philosophischen Existenz, die vita contemplativa, einer forcierten vita activa. Um den 'neuen Philosophen' von seinen Vorgängern zu unterscheiden, verleiht Nietzsche diesem den Titel eines 'Befehlshabers' und 'Führers'. Als Aufenthaltsort ist ihm, wie Zarathustra, einzig die 'Höhe' angemessen, die ihm 'Überblick, Umblick, Niederblick' gewährt."

Befreie dich von der Unart des Moralisierens!

Im Tagesspiegel stellt Bas Kast die "Brights" vor, zu denen der Philosoph Daniel Dennett und der Evolutionstheoretiker Richard Dawkins gehören, naturwissenschaftlich orientierte Intellektuelle, die nicht an Gott glauben und trotzdem moralische Maßstäbe kennen: "Der amerikanische Philosoph Daniel Dennett hat es in der New York Times wie folgt formuliert: 'Wir Brights glauben nicht an Geister, Elfen, den Osterhasen – oder Gott.'" Aus Protest gegen eine religiös fundierte Ethik haben die Brights bereits zehn Gegen-(An)Gebote aufgestellt, hier etwa das fünfte Gebot: "Befreie dich von der Unart des Moralisierens! Es gibt in der Welt nicht 'das Gute' und 'das Böse', sondern bloß Menschen mit unterschiedlichen Interessen, Bedürfnissen und Lernerfahrungen."

Tagesspiegel, 25.5.2007

Zerschlagt die multinationalen Kulturkonzerne!

Mit einem radikalen Vorschlag wendet sich Joost Smiers, Leiter der Forschungsstelle für Kunst und Ökonomie an der Kunsthochschule Utrecht, an die SZ-Leserschaft. Er fordert nicht weniger als die Abschaffung des Urheberrechts und die Zerschlagung der großen kulturindustriellen Konzerne: "Die Abschaffung des Urheberrechts würde zu einem bedeutenden Machtverlust der heutigen Kulturindustrie führen, doch bedeutet dies nicht zwangsläufig, dass ihre Herrschaft ein Ende hätte. Etablierte Unternehmen würden weiterhin Produktion, Distribution und Marketing von Kulturgütern fest in ihrer Hand behalten. (...)  Darum muss der Kulturmarkt stärkeren Wettbewerbsregeln unterworfen werden. Die großen Firmen müssen verkleinert werden, so dass einzelne Unternehmen keinen entscheidenden Einfluss mehr darauf haben, was wir sehen, hören, lesen."

SZ, 29.5.2007 

Bücher und Rezensionen

Fasziniert zeigt sich in der NZZ Caroline Schnyder von einer Studie des Altphilologen und Kulturhistorikers Glenn W. Most über den heiligen – den "ungläubigen" – Thomas mit dem Titel "Der Finger in der Wunde" – die überzeugend darlegt, dass in der Bibel nicht davon die Rede ist, dass Thomas die Wunde Jesu Christi wirklich berührt hat: "Wie aber kommt es, dass so viele Menschen vom ungläubigen Thomas zu wissen meinen, er habe seinen Finger in Jesu Wunde gelegt? Zum einen, so Most, sei trotz allem Kapitel 20 des Johannesevangeliums verantwortlich. Johannes betone das Motiv der Berührung so stark, dass der Leser kaum von der Vorstellung einer Handgreiflichkeit loskommen könne. Zum anderen habe die Auslegungstradition in Sorge um die Lehre von der leiblichen Auferstehung Christi mehr als tausend Jahre lang die Berührung zum eigentlichen Zentrum der Thomas-Episode gemacht."

NZZ, 23.5.2007

Benny Morris, der wohl bekannteste der israelischen Neuen Historiker, bespricht in der Welt Michael Orens Buch über die Geschichte Amerikas im Nahen Osten – und zeichnet dabei das amerikanisch-israelische Verhältnis ausführlich nach. Er betont: "Amerikas Sympathie für den Zionismus ist älter als der amerikanische Staat selbst und geht auf die Weltsicht jener Puritaner zurück, die als erste das Ufer der Neuen Welt besiedelten. Die Pilgerväter sprachen von dem Gemeinwesen, das zu schaffen sie sich mühten, oft als dem 'Neuen Zion' (oder dem 'Neuen Jerusalem'). Sich selbst nannten sie das 'Neue Israel'. Daran erinnert uns der amerikanisch-israelische Historiker Michael Oren in seinem jüngsten Bestseller 'Power, Faith and Fantasy - America in the Middle East from 1776 to Present'."

Konferenzen und Tagungen

Fasziniert zeigt sich in der NZZ Caroline Schnyder von einer Studie des Altphilologen und Kulturhistorikers Glenn W. Most über den heiligen – den "ungläubigen" – Thomas mit dem Titel "Der Finger in der Wunde" – die überzeugend darlegt, dass in der Bibel nicht davon die Rede ist, dass Thomas die Wunde Jesu Christi wirklich berührt hat: "Wie aber kommt es, dass so viele Menschen vom ungläubigen Thomas zu wissen meinen, er habe seinen Finger in Jesu Wunde gelegt? Zum einen, so Most, sei trotz allem Kapitel 20 des Johannesevangeliums verantwortlich. Johannes betone das Motiv der Berührung so stark, dass der Leser kaum von der Vorstellung einer Handgreiflichkeit loskommen könne. Zum anderen habe die Auslegungstradition in Sorge um die Lehre von der leiblichen Auferstehung Christi mehr als tausend Jahre lang die Berührung zum eigentlichen Zentrum der Thomas-Episode gemacht."

NZZ, 23.5.2007

Benny Morris, der wohl bekannteste der israelischen Neuen Historiker, bespricht in der Welt Michael Orens Buch über die Geschichte Amerikas im Nahen Osten – und zeichnet dabei das amerikanisch-israelische Verhältnis ausführlich nach. Er betont: "Amerikas Sympathie für den Zionismus ist älter als der amerikanische Staat selbst und geht auf die Weltsicht jener Puritaner zurück, die als erste das Ufer der Neuen Welt besiedelten. Die Pilgerväter sprachen von dem Gemeinwesen, das zu schaffen sie sich mühten, oft als dem 'Neuen Zion' (oder dem 'Neuen Jerusalem'). Sich selbst nannten sie das 'Neue Israel'. Daran erinnert uns der amerikanisch-israelische Historiker Michael Oren in seinem jüngsten Bestseller 'Power, Faith and Fantasy - America in the Middle East from 1776 to Present'."


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