Desinfektionsmittel aus der Bioethanol-Fabrik - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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02.04.2020

Desinfektionsmittel aus der Bioethanol-Fabrik

Kurz & Knapp
  • Desinfektionsmittel sind in der Corona-Krise Mangelware. Viele Unternehmen rüsten derzeit ihre Produktion um, um für Nachschub in Krankenhäusern und Apotheken zu sorgen.
  • In Sachsen-Anhalt hat der Biokraftstoffhersteller Verbio AG seine Produktion umgestellt: Wo bisher Bioethanol für Benzin produziert wurde, läuft nun die Herstellung von Desinfektionsmitteln auf Hochtouren.
  • Die Produktionsmengen von derzeit 40.000 Liter pro Woche sollen im Zörbiger Werk schrittweise hochgefahren werden.

Bioethanol für die Handhygiene statt für den Tank

Das Biokraftstoffunternehmen Verbio reagiert auf die Corona-Krise und stellt seine Produktion um: Im Zörbiger Werk werden seit Kurzem auch Desinfektionsmittel aus Bioethanol für Krankenhäuser und Apotheken hergestellt. Damit reagiert das Unternehmen auf den bundesweiten Engpass an Handdesinfektionsmitteln.

Desinfektionsmittel sind in der Corona-Krise Mangelware. Nachschub aus biobasierter Produktion kommt nun aus Sachsen-Anhalt. Der Biokraftstoffhersteller Verbio hat eine Teilstrecke seiner Bioethanol-Anlage am Unternehmenssitz in Zörbig binnen weniger Tage auf die Herstellung von Desinfektionsmitteln umgestellt.

Bioethanol ist ein Alkohol, der entweder aus Getreide oder Zuckerrüben sowie aus Agrarresten gewonnen wird. In einer Bioethanol-Fabrik gibt es große Tanks, in denen Hefen die zuckerhaltige Biomasse zu Ethanol vergären. Bioethanol wird Benzin beigemischt und ist als Super E10 an den Tankstellen erhältlich.

Produktionsstrecke umgerüstet

Zur Produktion von Handdesinfektionsmittel musste sich der Biokraftstoffhersteller Verbio nun eine Sondergenehmigung von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin einholen. Die Umstellung der Produktionsstrecke aber auch die Abfüllung der Desinfektionsmittel waren eine Herausforderung, wie der Geschäftsführer des Zörbiger Werks, Wolfram Klein, einräumt: „Bioethanol, der als Biokraftstoff verwendet wird, ist nicht geschmacks- und geruchsneutral. Der gesamte Herstellungsprozess musste umgestellt werden, um diese wichtige Anforderung zu erfüllen.“

Produktionsmengen werden hochgefahren

Neben einer neuen 24-Stunden-Abfüllung musste zudem die Verpackungslogistik völlig neu eingerichtet werden. „Normalerweise liefern wir unser Bioethanol in Tankzügen oder Tank-LKW an unsere Kunden, die Mineralölunternehmen. Jetzt bieten wir Desinfektionsmittel in 10-Liter und 20-Liter Kanistern und 220-Liter Fässern an“, so Klein.

Derzeit werden 40.000 Liter pro Woche hergestellt, wie das Unternehmen mitteilt. Die Produktionsmengen sollen jedoch schrittweise hochgefahren werden, um die Anfragen von Krankenhäusern und Apotheken bedienen zu können. Nach Einschätzung des Unternehmens stehen bis auf Weiteres Bioethanol in ausreichenden Mengen für die Desinfektionsmittelproduktion zur Verfügung. Das neue Desinfektionsmittel können Krankenhäuser und Apotheken ab sofort bestellen.