Weltgrößter Pflanzen-Atlas aus Leipzig - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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03.12.2020

Weltgrößter Pflanzen-Atlas aus Leipzig

Kurz & Knapp
  • Die Biodiversitätsforschung ist auf genaue Namensbezeichnungen von Pflanzen und Tieren angewiesen.
  • Ein Team um Martin Freiberg vom Botanischen Garten Leipzig hat die Namen aller bekannten Gefäßpflanzen abgeglichen und so den weltweit wohl umfassendsten Katalog der Pflanzenwelt geschaffen.
  • Mit 1.315.562 Namen löst der „Leipziger Katalog der Gefäßpflanzen“ die renommierte Pflanzenliste von Kew Gardens ab und könnte zur neuen globalen Referenzliste werden.

Referenzliste zu globalen Pflanzenarten erweitert

Die genaue Namensbezeichnung von Pflanzen ist gerade für die Pflanzenforschung wichtig. Mit dem „Leipziger Katalog“ haben Forschende nun die derzeit größte und umfassendste Liste aller wissenschaftlichen Namen bekannter Pflanzenarten aufgestellt und zugleich die bestehende Referenzliste um 70.000 Arten erweitert.

Die Forschung ist auf korrekte wissenschaftliche Pflanzennamen angewiesen. In der Praxis sieht das aber häufig anders aus: Artenbezeichnungen sind nicht identisch, sodass ein Abgleich mit „The Plant List“ (TPL), der globalen Referenzliste des Königlichen Botanischen Gartens Kew in London, schwer ist.

„Das bedeutet jedes Mal Recherchearbeit, die einen von der eigentlichen Arbeit abhält, und vor allem auch eine eingeschränkte Verlässlichkeit der Forschungsergebnisse“, erklärt Martin Freiberg, Kustos des Botanischen Gartens Leipzig. Gemeinsam mit Forschenden am iDiv und der Universität Leipzig hat Freiberg diese Baustelle nun beseitigt. Über zehn Jahre sammelte er dafür Informationen aus Datenbanken, glich diese mit der Referenzliste ab und vereinheitlichte die dort verzeichneten Namen nach den bestmöglichen Kriterien.

Weltweit größte Übersicht der bekannten Gefäßpflanzen

Mit dem „Leipziger Katalog der Gefäßpflanzen“ (LCVP) präsentieren die Forschenden nun eine neue Übersicht aller bekannten Pflanzenarten der Erde. Die Liste enthalt die exakten Namen von insgesamt 1.315.562 Gefäßpflanzen, darunter 351.180 Gefäßpflanzen-Arten, 6.160 natürliche Hybride innerhalb von 13.460 Gattungen sowie 564 Familien und 84 Ordnungen.“

Zudem konnte die bisherige globale Pflanzenliste um 70.000 Arten und Unterarten erweitert werden. Damit ist der Katalog die weltweit größte Übersicht ihrer Art für alle beschriebenen Gefäßpflanzen. Darüber hinaus konnten 181.000 bisher ungeklärte Artennamen identifiziert werden. „Der Katalog hilft wesentlich dabei, dafür zu sorgen, dass Forscher auf dem gesamten Globus auch dieselbe Art meinen, wenn sie einen Namen benutzen“, sagt Freiberg.

Höhere Zuverlässigkeit

„The Plant List“ (TPL) war seit 2010 die wichtigste Referenzliste für die Pflanzenkundler. Der Leipziger Katalog aktualisiert und erweitert nun das bisherige Wissen über die Benennung der Pflanzenarten und könnte die bisher für Pflanzenforscher so wichtige Referenzquelle ablösen. TPL wurde zudem seit 2013 nicht mehr aktualisiert, was zu großen Unsicherheiten in der Forschung geführt hat. „Fast jegliche Richtung der Pflanzenforschung ist abhängig von einer zuverlässigen Benennung von Artnamen“, sagt Marten Winter von iDiv. Mit dem LCVP als Referenz habe man nun eine viel höhere Zuverlässigkeit beziehungsweise geringere Verwechslungswahrscheinlichkeit. Und das erhöhe natürlich auch die Sicherheit der Forschungsergebnisse, so Winter.