Insektenmehl und Mikroalgen als Hühnerfutter - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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09.07.2020

Insektenmehl und Mikroalgen als Hühnerfutter

Kurz & Knapp
  • Der Anbau von Tierfutter nimmt einen großen Teil der landwirtschaftlichen Nutzfläche ein. Futter aus Insekten oder Mikroalgen könnten eine nachhaltige Alternative sein.
  • Ein Team der Universität Göttingen hat festgestellt, dass weder eine Fütterung mit Larven der Schwarzen Soldatenfliege noch mit der Mikroalge Spirulina die Hähnchenfleischqualität wesentlich verändert.
  • Da die Larven sich von jeder Form von Bioabfällen ernähren, wären sie ein idealer Baustein in einer biobasierten Kreislaufwirtschaft. Doch noch sind die Kosten durch regulatorische Beschränkungen hoch.

Alternative Proteinquellen im Test

Futtermittel aus Insektenlarven und aus Mikroalgen bilden brauchbare Proteinquellen, die aus ökologischer Sicht problematisches Soja in der Hähnchenmast durch nachhaltige Alternativen ersetzen könnten, ohne die Fleischqualität nennenswert zu verändern. Das könnte sogar wirtschaftlich attraktiv werden, wenn regulatorische Schranken fallen.

Die Produktion von tierischen Nahrungsmitteln erfordert je Kalorie eine mehrfach größere Anbaufläche für Ackerpflanzen, als wenn dort direkt Pflanzen für den menschlichen Konsum angebaut würden. Obendrein handelt es sich bei den Futtermitteln oftmals um das eiweißreiche Soja, dessen Anbau in Südamerika mit sozialen und ökologischen Problemen verbunden ist. Die Europäische Union sucht deshalb nach alternativen Proteinquellen für die Tiermast.

Ein Team der Universität Göttingen hat nun für die Hähnchenmast untersucht, wie gut sich Insektenlarven und Mikroalgen als Proteinquelle eignen. Im Vordergrund stand dabei die Frage, wie sich dadurch die Fleischeigenschaften gegenüber einer Fütterung mit Soja verändern.

Geeignete Alternativen zu Soja

Die Hähnchen wurden in drei Gruppen zu je 45 Tieren unterteilt. Eine Gruppe erhielt als Kontrollgruppe normales Sojafutter. In den beiden anderen wurden zunächst 75 Prozent und später 50 Prozent des Sojas durch teilentfettetes Mehl aus Larven der Schwarzen Soldatenfliege oder durch die Mikroalge Spirulina ersetzt.

Für alle Tiere analysierte das Forschungsteam die Wachstumsleistung, die Fleischbeschaffenheit unter unterschiedlichen industriellen Verpackungsbedingungen und die sensorischen Eigenschaften des Fleisches. „Insgesamt erwiesen sich beide Proteinquellen als geeignet und stellen daher eine geeignete Alternative zu Soja dar“, so die Erstautorin der Studie, Brianne Altmann von der Universität Göttingen.

Unterschiede im Detail

Im Detail gab es jedoch einige Unterschiede: So färbte das Larvenmehl das Fleisch leicht gelblich, veränderte etwas das Kaugefühl und erhöhte den Anteil gesättigter Fettsäuren. Die Mikroalgen färbten das Fleisch leicht gelblich und rötlich, intensivierten den Hähnchengeschmack und führten bei sauerstoffhaltiger Verpackung zur schnelleren Oxidation der Fettsäuren.

„Wirklich nachhaltig wird die Erzeugung von Insekten als Futtermittel jedoch nur, wenn auch Rest- und Abfallstoffe als Futtermittel eingesetzt werden dürfen“, betont Abteilungsleiter Daniel Mörlein. Bislang führen regulatorische Beschränkungen zu höheren Kosten gegenüber Soja. Dabei ist das Potenzial insbesondere bei der Schwarzen Soldatenfliege groß, ernährt sich die Larve doch effizient von so ziemlich jeder Form von Bioabfall.

 

In Kooperation mit bioökonomie.de

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