Weinreben - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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26.03.2020

Weinreben nachhaltig vor Erregern wappnen

Kurz & Knapp
  • Mit dem Klimawandel treten Pflanzenkrankheiten auf den Plan, die Landwirte vor große Herausforderungen stellen. Auch Weinbauern sind davon betroffen.
  • Eine bedrohliche Rebenkrankheit ist das Esca-Syndrom. Der Pilz befällt junge Triebe und lässt rasch ganze Rebstöcke absterben.
  • In dem EU-Verbundprojekt DialogProTec untersucht ein Forscherkonsortium, wie Pflanze und Pilz miteinander kommunizieren. Dieses Wissen soll zu neuen Ansätzen für den Rebenschutz führen.

Kommunikation von Rebe und Pilz entschlüsseln

Rebenschutz ohne chemische Pestizide - dieses Ziel verfolgen Karlsruher Forschende in einem neuen EU-Projekt mit Partnern aus Frankreich und der Schweiz. Sie wollen chemische Signale erforschen, mit denen Weinpflanzen und Pilze kommunizieren und dieses Wissen für neue Pflanzenschutzstrategien nutzen.

Ob Maiszünsler oder Borkenkäfer: Der Klimawandel begünstigt die Ausbreitung vieler Pflanzenschädlinge. In den Weinbaugebieten am Oberrhein ist es das Esca-Syndrom, das Winzer zunehmend um ihre Erträge bangen lässt. Der Pilz befällt junge Triebe und kann rasch zum Absterben des gesamten Rebstocks führen.

Mit Blick auf eine nachhaltige Bewirtschaftung suchen Landwirte und Weinbauern gleichermaßen nach Alternativen zu chemischen Pflanzenschutzmitteln. In dem von der EU geförderten Projekt DialogProTec wollen Forschende vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit weiteren Partnern aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz nun einen neuen Weg beim Pflanzenschutz einschlagen.

Kommunikation verstehen und stören

Statt dem Erreger mit Pestiziden und Fungiziden den Garaus zu machen, will das Team der chemischen Kommunikation zwischen Pilz und Pflanze auf den Grund gehen, um die Weinbau-Kulturen nachhaltig schützen zu können. „Es geht darum, einzelne Signalstoffe zu finden, auf die die Pflanze mit einer Immunantwort reagiert, um sich besser gegen Pathogene verteidigen zu können“, erklärt Christian Metzger vom Botanischen Institut am KIT.

Um den Prozess zu beschleunigen, haben die Forscher einen Mikrofluidchip entwickelt. Auf diesem Chip mit Mikrokanälen werden lediglich Zellen von Pflanzen und Pilzen aufgebracht, damit sie chemisch miteinander kommunizieren.

Immunantwort einer europäischen Rebe als Basis

Um die chemischen Signale zu finden, die eine Immunreaktion auslösen, nutzt das Forscherteam den Genschalter einer Europäischen Wildrebe mit besonders starkem Immunsystem. Der Kommunikation zwischen Pilz und Rebe wollen sie dann mit weiteren molekularen Methoden auf die Spur kommen.

In dem bis 2022 andauernden Verbundprojekt arbeiten Fachleute aus den Disziplinen Pflanzenwissenschaften, Pilzgenetik, Chiptechnologie, Organische Chemie und Agrarwissenschaften eng mit Weinbauern, Landwirten und der Industrie zusammen. Wenn das Forscherkonsortium geeignete Signalstoffe ermittelt hat, sollen sie in größeren Mengen erzeugt und ihre Wirkung im Landbau realitätsnah geprüft werden. Die Erkenntnisse werden der Pflanzenschutzmittel produzierenden Industrie zur Verfügung gestellt.