Ackerböden als Kohlenstoff-Speicher nutzen - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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04.11.2020

Ackerböden als Kohlenstoff-Speicher nutzen

Kurz & Knapp
  • Um die Klimakrise abzubremsen, suchen Forschungsteams nach Wegen, den Kohlendioxid-Eintrag in die Atmosphäre zu verringern. Ein Weg ist es, Kohlenstoff in Böden zu speichern.
  • Eine internationale Studie unter Beteiligung der Universität Bonn hat nun Vorschläge ausgearbeitet, wie ein verändertes Bodenmanagement im Ackerbau helfen könnte, mehr CO in Wurzeln zu binden.
  • Auf diese Weise könnte ein Drittel der jährlichen CO-Emissionen der Menschheit der Atmosphäre entzogen werden und zugleich der Ernährungssicherheit zugutekommen, so die Studie.

Kulturpflanzenanbau optimieren und ausweiten

Weltweit werden Bäume gepflanzt, die CO binden sollen, um den Klimawandel zu verlangsamen. Doch auch Nahrungspflanzen binden das Treibhausgas und lagern es über ihre Wurzeln im Boden ein. Ein Forschungsprojekt will diesen Effekt durch besseres Bodenmanagement und mehr Anbauflächen maximieren.

Mehr als vier Milliarden Tonnen Kohlendioxid emittiert die Menschheit derzeit jährlich in die Atmosphäre und erwärmt damit das Klima. Aber nicht nur die Atmosphäre, auch Böden nehmen das Treibhausgas auf. Rund 250 Mal so viel Kohlenstoff, wie in den jährlichen Emissionen enthalten ist, befindet sich im Boden. Könnte man sämtliches ausgestoßene CO darin speichern, wäre das ein jährlicher Zuwachs um lediglich 0,4 Prozent.

„0,4 Prozent zusätzlicher Kohlenstoff-Eintrag sind zwar etwas zu optimistisch“, erklärt Wulf Amelung, Bodenwissenschaftler an der Universität Bonn. „Ein Drittel davon ist aber vermutlich erreichbar.“ Amelung gehört zu einem internationalen Forschungsteam, das untersucht hat, wie mehr Kohlendioxid in die Böden gelangen und dort langfristig gespeichert werden könnte.

Klimaschutz und Ernährungssicherung verbinden

Im Fokus der Studie standen Maßnahmen beim Ackerbau. „Je mehr auf den Böden wächst, desto besser ist ihre Durchwurzelung“, erläutert Amelung. „Und Wurzeln mit ihren weit verzweigten Geflechten aus organischem Material speichern jede Menge Kohlenstoff.“ Die wichtigste Maßnahme sei daher, für mehr Bewuchs zu sorgen, indem saure Böden gekalkt werden und die Pflanzen bedarfsgerecht mit Dünger und Wasser versorgt werden. „Letztlich adressiert unsere Strategie daher zwei wichtige Ziele: den Klimaschutz und die Sicherung der Ernährung“, stellt Amelung heraus. Darüber hinaus sei es sinnvoll, Böden zu mulchen – also Erntereste auf den Feldern liegen zu lassen – oder auch Pflanzenkohle zuzugeben.

Globale Bodendatenbank gefordert

Unterschiedliche Böden erfordern jedoch ein unterschiedliches Management. „Um den Kohlenstoff-Eintrag zu erhöhen, sind daher lokal angepasste Maßnahmen erforderlich – wir benötigen in den Reisanbaugebieten Asiens komplett andere Strategien als etwa auf einem Getreidefeld in Mecklenburg-Vorpommern“, betont Amelung.

Besonders effektiv ließen sich zudem degradierte Böden verbessern. „Aus Kosten-Nutzen-Perspektive ist es sicher am sinnvollsten, auf solchen Flächen anzufangen – auch weil die Ernte-Zuwächse dort am größten sein dürften.“ Zusätzlich sei hilfreich, Bodenzustände global hochaufgelöst zu kartieren, um mögliche Effekte zunächst modellieren zu können.

Gefördert wurde die im Fachjournal „Nature Communications“ erschienene Studie unter anderem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG).