Mit Pilz-Dünger zu aromatischeren Tomaten - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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11.11.2020

Mit Pilz-Dünger zu aromatischeren Tomaten

Kurz & Knapp
  • Mykorrhizen sind Symbiosen zwischen Pflanzen und Pilzen, von denen beide Partner durch eine bessere Nährstoffversorgung profitieren. Im kommerziellen Tomatenanbau wurde sie bislang noch nicht genutzt.
  • Eine deutsche Forschungskooperation hat nun geeignete Pilze und Wachstumssubstrate identifiziert, mittels derer etablierte Tomatensorten Mykorrhizen bilden können.
  • Der Mykorrhiza-Pilz sorgt nicht nur dafür, dass ein Drittel weniger Phosphatdünger erforderlich ist. Obendrein sind die Tomatenfrüchte durch ihn gesünder und schmackhafter.

Ein Mykorrhiza-Substrat sorgt für süßere Früchte

Eine deutsche Forschungskooperation hat ein Mykorrhiza-Substrat für den kommerziellen Anbau von Tomaten entwickelt, das zu gesünderen und schmackhafteren Früchten führt und zugleich 30 Prozent Phosphatdünger einspart.

Symbiosen sind in der Natur weit verbreitet. So bilden rund 80 Prozent aller Landpflanzen mit Pilzen eine sogenannte Mykorrhiza, bei der beide Organismen sich gegenseitig mit Nährstoffen unterstützen. Auch für Tomaten sind aus der Forschung Pilze bekannt, die eine solche Symbiose bilden. Kommerzielle Lösungen gab es dafür bislang jedoch nicht.

In einem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in der Förderinitiative KMU-innovativ geförderten Projekt haben nun Forschende des Leibniz-Instituts für Pflanzenbiochemie (IPB), der INOQ GmbH und des Leibniz-Instituts für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) ein Substrat für den kommerziellen Tomatenanbau mit Mykorrhiza-Pilzen entwickelt. Das Ergebnis sind genauso hohe Erträge in besserer Fruchtqualität.

Die richtige Art, das geeignete Substrat

Zunächst bestand die Herausforderung darin, unter den rund 200 bekannten Arten von Mykorrhiza-Pilzen jene zu identifizieren, die erfolgreich mit kommerziellen Tomatensorten wie Picolino und Brioso interagieren. Fündig wurde das Team bei dem weit verbreiteten Pilz Rhizophagus irregularis. Die zweite Herausforderung war dann, ein Bodensubstrat zu identifizieren, das sowohl Pilz als auch Tomate gut nutzen können. Etabliert sind im kommerziellen Anbau Kokosmatten. „Das Kokossubstrat erwies sich als gänzlich ungeeignet zur Mykorrhizierung“, berichtet Bettina Hause vom IPB. „Wir haben lange Testreihen mit Substraten durchgeführt, die unterschiedliche Kokos- und Torfanteile aufweisen, ehe wir eine geeignete Mischung fanden, auf der sich die Pflanzen mykorrhizieren lassen.“

Balance zwischen Ertrag und Symbiose

Die letzte Herausforderung lag darin, die Tomaten dazu zu animieren, die Symbiose einzugehen. Denn so agieren die Pflanzen nur in Notlagen, wenn ihnen Nährstoffe wie Phosphat fehlen und sie diese über die Pilze beziehen wollen. Zahlreiche Tests führten schließlich zu der Erkenntnis, dass sich das Phosphatangebot ohne Ertragsverluste um 70 Prozent reduzieren lässt, was genügt, um die Symbiose anzustoßen. „Die Mykorrhizierung erfolgt hier zwar langsam, aber sie ist stabil“, betont Bettina Hause.

Neben der Phosphatdüngereinsparung zeigte sich ein weiterer Vorteil: Die Früchte von mykorrhizierten Pflanzen enthielten mehr Zucker, mehr antioxidativ wirksames Lycopin und sehr viel mehr Aminosäuren, waren also schmackhafter und gesünder.