Fischfutter von der Insektenfarm - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

Springe zu:

Springe zum Inhalt

01.10.2020

Fischfutter von der Insektenfarm

Kurz & Knapp
  • Die Futtermittelherstellung bindet enorme Ressourcen der Landwirtschaft und führt zu Landnutzungskonflikten. Insekten könnten als Proteinquelle eine nachhaltigere Alternative darstellen.
  • Das Start-up FarmInsect, eine Ausgründung der TU München, entwickelt Zuchtanlagen für die Schwarze Soldatenfliege, in denen regional anfallende biologische Reststoffe zur Aufzucht dienen.
  • In Kürze soll eine Pilotanlage bei einem der größten Aquakultur-Betriebe in Bayern in Betrieb genommen werden. Schweine- und Geflügelzucht sollen mittelfristig folgen.

Reststoffe werden zu alternativer Proteinquelle

Mit neuen Futtermittelquellen zu mehr Nachhaltigkeit in der Tiermast: Das Start-up FarmInsect, eine Ausgründung der TU München, produziert mit regionalen biologischen Reststoffen als Futter lebende Insekten, die in der Fischzucht und später auch in der Schweinemast und der Geflügelmast als Proteinquelle dienen sollen.

Um den Proteinbedarf für Futtermittel zu decken, werden bislang enorme Ackerflächen benötigt, was zu Landnutzungskonflikten und teils auch ökologischen Problemen führt. Eine alternative Proteinquelle könnten Insekten sein. In der Aquakultur ist Insektenmehl seit Ende 2017 zugelassen, und voraussichtlich folgen Geflügel- und Schweinemast 2021. Lebende Insekten sind jedoch bereits heute in allen drei Bereichen erlaubt.

Eine Ausgründung der TU München will nun in diesen Markt einsteigen und setzt dabei besonders auf Nachhaltigkeit: Das Gründerteam will lebende Insekten regional erzeugen und als Nahrung für die Tiere Ernte- und Schälreste aus der Landwirtschaft sowie Reststoffe der Lebensmittelherstellung nutzen.

Regionale biobasierte Kreislaufwirtschaft

Das Start-up FarmInsect züchtet Junglarven der Schwarzen Soldatenfliege, einer anspruchslosen und robusten Art, und liefert diese direkt an die Zuchtbetriebe. In nur einer Woche vertausendfachen die Insekten in einer Klimakammer gefüttert mit Reststoffen ihr Gewicht. „Unser dezentrales Verfahren zur Insektenproduktion bietet die Möglichkeit, dass die Larven lebend verfüttert werden können, weil keine langen Transportwege anfallen. Dies stimuliert die Tiere, ihren natürlichen Trieb zu picken und zu wühlen besser auszuleben und fördert so das Tierwohl“, erläutert Co-Gründer und Agrarwissenschaftler Wolfgang Westermeier. Derzeit sind die Hauptabnehmer jedoch noch Fischzüchter.

Eigene IT-Lösung zur Rückverfolgbarkeit

Eine zusätzliche Herausforderung besteht im Futtermittelrecht. Um regionale Reststoffe verwenden zu dürfen, muss deren Herkunft lückenlos dokumentiert werden. Dazu haben die Gründer extra eine eigenen IT-Plattform entwickelt – was dadurch erleichtert wurde, dass das Team sowohl die Agrarwissenschaften als auch Informationstechnik und Wirtschaftswissenschaften selbst abdeckt.

Möglich gemacht haben die junge Ausgründung neben der Hilfe durch die TUM Gründungsberatung Fördermittel des Bayerischen Landwirtschaftsministeriums und die Aufnahme in das EIT Food Accelerator Network der EU. Den nächsten großen Schritt will das junge Unternehmen in wenigen Wochen machen. Dann soll eine Pilotanlage zur Insektenzucht bei einem der größten Aquakultur-Betriebe in Bayern in Betrieb genommen werden.