Konventioneller Kaffee gesünder als Bio-Kaffee - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

Springe zu:

Springe zum Inhalt

14.09.2020

Konventioneller Kaffee gesünder als Bio-Kaffee

Kurz & Knapp
  • Chlorogensäuren haben gesundheitsfördernde Eigenschaften. Sie sind in Äpfeln und Hülsenfrüchten enthalten – und stecken auch in Kaffeebohnen.
  • Bremer Forschende haben nun brasilianische Kaffeesorten untersucht und fanden heraus: Kaffeebohnen aus biologischem Anbau enthalten weniger Chlorogensäuren als konventionell angebaute Sorten.
  • Vermutlich produziert der herkömmlich angebaute Kaffee zum Schutz vor Fraßfeinden mehr der gesundheitsfördernden Abwehrstoffe. Das Manko kann mit einer zusätzlichen Tasse Bio-Kaffee ausgeglichen werden.

Bio-Kaffee enthält weniger Chlorogensäuren

Äpfel, Hülsenfrüchte und Kaffeebohnen haben eines gemeinsam: Sie enthalten Chlorogensäuren, die gesundheitsförderlich sind. Eine Studie Bremer Forschender zu brasilianischen Kaffeesorten ergab, dass biologisch angebaute Bohnen weniger Chlorogensäuren enthalten als konventionell angebaute Sorten.

Chlorogensäure ist ein Naturstoff mit viele gesundheitsfördernden Eigenschaften: er senkt den Blutzuckerspiegel, reduziert das Diabetesrisiko und wirkt antibakteriell und antiviral. Viele Obst- und Gemüsesorten enthalten diese Substanz. Der Hauptlieferant für die Ernährung ist jedoch Kaffee. Hier prägt der Naturstoff auch den Geschmack der Bohnen.

Im Rahmen einer Studie hat ein Team um Nikolai Kuhnert von der Jacobs Universität Bremen 67 brasilianische Kaffeesorten aus biologischem und konventionellem Anbau auf den Gehalt des Naturstoffs untersucht. Dabei zeigte sich, dass Bio-Kaffee weniger Chlorogensäuren enthält als konventionell angebaute Bohnen. Aufgrund des höheren Wirkstoffgehaltes sind Kaffeebohnen aus herkömmlichem Anbau daher gesünder.

Eine Tasse mehr trinken zum Ausgleich

„Das heißt aber nicht, dass die Verbraucher keinen Bio-Kaffee mehr kaufen sollen“, betont Kuhnert. Denn Bio-Kaffee sei deshalb keineswegs ungesund. Den Forschenden zufolge ist er damit aber „nicht auch noch gesundheitsfördernder“ als Kaffee aus herkömmlichem Anbau. Hinsichtlich der Umweltwirkung ist der Bio-Kaffee klar im Vorteil.

Auch die Qualität der untersuchten brasilianischen Kaffee-Proben war durchweg sehr gut. Das Weniger an Chlorogensäure lässt sich Kuhnert zufolge mit einer Tasse mehr ausgleichen. Denn Kaffee, ob biologisch oder konventionell angebaut, enthält Stoffe, die gut für die Gesundheit sind. Jede Tasse Kaffee enthält etwa 200 Milligramm Chlorogensäure. 40 verschiedene Varianten des Naturstoffs sind allein im Arabica-Kaffee enthalten.

Mehr Chlorogensäure zur Abwehr von Fressfeinden

Kuhnert forscht seit 20 Jahren zu den Wirkungen der Kaffeebohne und deren chemischen Zusammensetzung. Warum Bio-Kaffeebohnen weniger Chlorogensäuren enthalten, darauf hat der Wissenschaftler noch keine klare Antwort. Er hält es jedoch für wahrscheinlich, dass konventionelle Pflanzen aus Schutz vor Fraßfeinden wie Mikroorganismen, Pilzen oder Bakterien, Abwehrstoffe bilden, die gesundheitsfördernd für den Menschen wirken.

„Der Bio-Kaffee scheint das nicht nötig zu haben, er ist weniger gestresst“, sagt Kuhnert. Ein ähnliches Phänomen konnte der Wissenschaftler bei seinen Forschungen zum Grünkohl feststellen. Hier hatte der Einsatz von Pestiziden die Produktion von Abwehrstoffen angekurbelt, die krebsvorbeugend wirken.