Ökobilanz eines Menschen ermittelt - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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18.08.2020

Ökobilanz eines Menschen ermittelt

Kurz & Knapp
  • Ökobilanzen sind Lebenszyklusanalysen eines Produktes oder eines Prozesses entlang der Wertschöpfungskette. So lässt sich abschätzen, wie sich ein Produkt auf die Umwelt auswirkt.
  • Forschende der TU Berlin haben nun erstmals über das Leben eines Menschen eine Ökobilanz erstellt und Faktoren ermittelt, die besonders gravierend für den CO2-Fußabdruck waren.
  • Als Folge eines extremen Lebensstilwandels konnte der 52-jährige Mann seinen CO₂-Ausstoß innerhalb eines Jahres von 27 Tonnen auf 7,8 Tonnen drücken.

Den CO₂-Fußabdruck drastisch gesenkt

Forschende der Technischen Universität Berlin (TU Berlin) haben erstmals den ökologischen Fußabdruck eines Menschen ermittelt. Im Fokus stand der Selbstversuch des 52-jährigen Dirk Gratzel. Infolge einer umfassenden Inventur seines Lebens und tiefgreifender Veränderungen seines Alltags konnte er seinen CO2-Ausstoß innerhalb eines Jahres von 27 Tonnen auf 7,8 Tonnen senken.

CO2-Emissionen gehören zu den Treibern des Klimawandels. Jeder Bundesbürger produziert im Durchschnitt zehn Tonnen des Treibhausgases. Um das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen, müsste der weltweite Ausstoß laut Weltklimarat jedoch jährlich auf 1,5 Tonnen pro Kopf beschränkt sein.

Forschende der TU Berlin haben nun erstmals für einen Menschen eine Ökobilanz erstellt. Im Fokus der Untersuchung stand Dirk Gratzel, ein heute 52-jähriger Unternehmer aus der Nähe von Aachen, der den Selbstversuch 2017 initiierte. Unter der Leitung von Matthias Finkbeiner vom Fachgebiet Sustainable Engineering der TU Berlin wurde das Leben des Mannes einer Inventur unterzogen und 60 Maßnahmen umgesetzt, die einen radikalen Lebenswandel zur Folgen hatten. Über das Experiment und die Zusammenarbeit berichtet Gratzel auch in seinem Buch „Projekt Green Zero“.

Inventur des täglichen Lebens

Ökobilanzen für einzelne Produkte wie Milch oder ein T-Shirt hatte das Team um Finkbeiner bereits bilanziert. Die Ermittlung des CO2-Fussabdrucks für einen Menschen war für sein Team jedoch Neuland. Hier beschränkten sich die Nachhaltigkeitsforscher auf fünf Umweltparameter als Indikatoren, um verlässliche Daten zu erhalten: Klimawandel, Eutrophierung und Versauerung von Gewässern und Böden, Ozonabbau sowie Smog.

Drei Monate musste Gratzel seinen Alltag akribisch dokumentieren, von der Ernährung über die Wohnsituation bis hin zur Mülltrennung und der Versorgung des Hundes. Aus mehr als 100 Daten wurde dann der Ist-Stand seines CO2-Fußabdrucks errechnet. Das Ergebnis: Mit 27 Tonnen pro Jahr lag der CO2-Ausstoß Gratzels weit über den Bundesdurchschnitt.

Hohe Umweltbelastung trotz Verzicht

Zugleich kristallisierten sich Komponenten heraus, die besonders starken Einfluss auf Gratzels Ökobilanz hatten. Autofahrten, Flüge, Fleisch-,Milch- und Käsekonsum sowie der Energieverbrauch des Hauses wirkten sich demnach negativ auf die Ökobilanz des Unternehmers aus. Überraschend: Auch die Haltung des Hundes stellte sich als klimarelevant heraus.

Mithilfe von 60 Maßnahmen und einem damit verbundenen radikalen Lebenswandel mit vielen Einschränkungen konnte Gratzel den CO2-Fussabdruck innerhalb eines Jahres auf 7,8 Tonnen reduzieren. Das Fazit der Forschenden: Selbst ein extremer Verzicht belastet die Umwelt. „Wir werden Wege finden müssen, wie wir die verursachten Schäden in zerstörten Ökosystemen wieder heilen”, sagt Finkbeiner. Sie lediglich virtuell zu kompensieren so die Berliner Forschenden, werde nicht reichen.

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In Kooperation mit bioökonomie.de

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