Pflanzenvielfalt kompensiert Insektizidfolgen - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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09.02.2021

Pflanzenvielfalt kompensiert Insektizidfolgen

Kurz & Knapp
  • Kann sich die Rote Mauerbiene von einer großen Vielfalt von Wildpflanzenblüten ernähren, vermehrt sie sich doppelt so erfolgreich wie wenn ihre einzige Nahrungsgrundlage Raps ist.
  • Lebt die Rote Mauerbiene von einer Rapsmonokultur, die mit einem Insektizid aus der Gruppe der Neonicotinoide behandelt wurde, leidet der Fortpflanzungserfolg sogar.
  • Besteht zusätzlich zur insektizid-behandelten Rapsmonokultur die Möglichkeit, dass sich die Wildbienen auch von einer Blütenvielfalt ernähren, kompensiert das die Folgen von Monokultur und Insektizid.

Nur in Monokulturen leidet die Fortpflanzung der Wildbiene

Eine große Blütenvielfalt in der Agrarlandschaft könnte negative Effekte von Insektiziden und Monokulturen auf Wildbienen kompensieren, darauf deutet ein Forschungsprojekt der Universitäten Göttingen, Hohenheim und des Julius-Kühn-Instituts hin. Ohne diese Vielfalt jedoch halbiert sich der Fortpflanzungserfolg.

Der dramatische Rückgang der Bienen – insbesondere der Wildbienen – erregt seit einigen Jahren Aufsehen. Schließlich haben die Tiere nicht nur eine wichtige ökologische Funktion, sondern sind durch ihre Bestäubungsleistung für große Bereiche der Nahrungsproduktion wesentlich. Als wahrscheinliche Ursachen für das Bienensterben identifizierten Fachleute neben der Varroamilbe Insektizide aus der Gruppe der Neonicotinoide.

Forschende der Universitäten Göttingen und Hohenheim sowie des Julius-Kühn-Instituts berichten nun von einer Studie, in der sie zeigen konnten, dass vor allem der Anbau von Monokulturen dazu führt, dass Bienenpopulationen unter dem Einsatz von Neonicotinoiden leiden. Die Details hat das Team in der Fachzeitschrift „Ecology Letters“ veröffentlicht.

Monokultur halbiert Fortpflanzungserfolg

In ihrer Studie setzten die Fachleute mehr als 50 Flugkäfige ein, in denen sie Populationen der Roten Mauerbiene (Osmia bicornis) mit verschieden artenreichen Blühmischungen und insektizid-behandeltem Raps zusammenbrachten. Dann werteten sie über mehrere Monate aus, wie sich die Zahl der angelegten Brutzellen und die Zahl der geschlüpften Nachkommen entwickelten.

Die Tiere in Flugkäfigen mit artenreichen Blühmischungen vermehrten sich doppelt so erfolgreich wie jene in Käfigen mit Rapsmonokultur. Dabei wirkte sich sowohl die Größe der Artenvielfalt als auch das Vorkommen einzelne bedeutsamer Pflanzenarten jeweils für sich genommen positiv aus. Negativ entwickelte sich die Population, wenn für die Bienen nur Raps als Nahrung verfügbar war, der mit einem Neonicotinoid behandelt worden war.

Blütenvielfalt kompensiert Insektizid

Das wichtigste Resultat fand sich jedoch in Flugkäfigen, in denen neben insektizid-behandeltem Raps auch weitere Wildblumen wuchsen: Dort ließ sich kein negativer Effekt auf den Fortpflanzungserfolg feststellen. „Eine mögliche Erklärung ist, dass die Bienenlarven weniger Insektiziden ausgesetzt sind, und sie von zusätzlichen Nährstoffen profitieren, wenn ihnen neben Raps auch Pollen anderer Pflanzenarten zur Verfügung steht“, erläutert Felix Klaus von der Universität Göttingen.

Die mögliche Implikation für die Landwirtschaft fasst Teja Tscharntke, Leiter der Abteilung Agrarökologie an der Universität Göttingen, zusammen: „Wenn ausreichend diverse Blühressourcen in der Agrarlandschaft vorhanden sind, dann könnte dies den negativen Effekten von Monokulturen und Insektiziden entgegenwirken.“

 

In Kooperation mit bioökonomie.de

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