Bodenreport: Schwund der Artenvielfalt auf Äckern - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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26.01.2021

Bodenreport: Schwund der Artenvielfalt auf Äckern

Kurz & Knapp
  • Der erste Report zur Biodiversität landwirtschaftlich genutzter Böden des Bundesamtes für Naturschutz bescheinigt einen ähnlichen Rückgang der Artenvielfalt wie er in Agrarlandschaften überirdisch bereits dokumentiert ist.
  • Eine Neuausrichtung der Landwirtschaft hin zu nachhaltigen Bewirtschaftungsmethoden sei dringend erforderlich, um mögliche Risiken für Ökosysteme und Landwirtschaft abzuwenden.
  • Um die Ziele zu erreichen, müssten Naturschutz, Landwirtschaft und Politik an einem Strang ziehen, so die Autoren – zumal sich die Vorteile für die Landwirtschaft teilweise erst langfristig einstellen.

Bericht zur Bodenbiodiversität in Deutschland vorgestellt

Der Bodenreport ist ein Weckruf an die Politik und die Landwirtschaft: Der Zustand der Ökosysteme in landwirtschaftlich genutzten Böden verschlechtert sich ähnlich dramatisch, wie dies oberirdisch bereits dokumentiert wurde. Die Landwirtschaft muss demnach dringend nachhaltiger arbeiten, sonst gefährdet sie sich selbst.

Eine Handvoll Erde enthält mehr Lebewesen, als es Menschen auf diesem Planeten gibt. Und doch ist diese Vielfalt bislang kaum erforscht. Dabei haben die Organismen im Boden erheblichen Einfluss auf Erfolg und Misserfolg der Landwirtschaft und werden ihrerseits durch diese beeinflusst. Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) hat auf dieses Wissensdefizit reagiert und nun den ersten Bericht zur biologischen Vielfalt in landwirtschaftlich genutzten Böden vorgelegt.

Auf 54 DIN-A4-Seiten fasst der Bodenreport zusammen, was über den Zustand der landwirtschaftlichen Flächen in Deutschland bekannt ist, wie und wodurch diese Böden gefährdet werden und auch durch welche Gegenmaßnahmen – insbesondere auch der Politik – das Bodenleben gezielt gefördert werden kann.

Naturschutz und Landwirtschaft gefordert

„Mit diesem neuen Report richten wir den Blick in die Tiefe und zeigen, welch immense Bedeutung ein diverses und aktives Bodenleben für die Landwirtschaft, für unsere Ernährung und die Natur hat“, resümiert die BfN-Präsidentin Beate Jessel. Der Bericht belege eindrücklich, dass der Schutz des Bodenlebens eine gemeinsame Aufgabe von Naturschutz und Landwirtschaft sein müsse. Der oberirdisch dokumentierte Rückgang der Artenvielfalt in Agrarlandschaften zeige sich auch unterirdisch.

Jessel betonte zugleich, dass sich viele der im Bodenreport vorgestellten Maßnahmen für diejenigen, die Land bewirtschaften, vor allem langfristig auszahlen würden. „Deshalb ist es notwendig, die Neuausrichtung hin zu einer nachhaltigeren Bodenbewirtschaftung auch mit entsprechenden Fördermaßnahmen zu untermauern.“

Blick unter den Tellerrand

Als wichtige Maßnahmen benennt der Bericht humuserhaltende und humusmehrende Bewirtschaftung, konservierende Bodenbearbeitungsverfahren ohne schädlichen Herbizideinsatz sowie eine Anbaudiversifizierung durch erweiterte Fruchtfolgen, Kulturpflanzendiversität und den Anbau von regionalen Zwischenfruchtmischungen.

„Hier besteht dringender Handlungsbedarf,“ mahnt Jessel. „Wir müssen stärker auch ‚unter den Tellerrand‘, also unter die Bodenoberfläche schauen und den Schutz des Bodenlebens stärker in den Blick nehmen. Denn sollten Arten in unseren Böden aussterben, die uns teilweise noch gar nicht bekannt sind, so sind die Folgen für die Ökosysteme, aber auch für die Landwirtschaft in ihrer Tragweite noch gar nicht abzusehen“, warnt die BfN-Präsidentin.

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