Auf dem Weg zur Bioökonomie: Potentiale identifizieren und nutzen - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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30.10.2020

Auf dem Weg zur Bioökonomie: Potentiale identifizieren und nutzen

Kurz & Knapp
  • Die Transformation zur Bioökonomie läuft nicht automatisch ab und muss daher aktiv gesteuert werden.
  • Eine funktionierende Integration der bioökonomischen Aktivitäten in bereits bestehende Kontexte des Innovationssystems ist entscheidend für einen erfolgreichen strukturellen Wandel.
  • Die Identifikation von Transformationspotentialen bzw. -hindernissen ermöglicht die Umsetzung zielgenauer innovationspolitischer Maßnahmen, die bei der Bewältigung der anstehenden Herausforderungen helfen.

Ein Beitrag von Nils Grashof, Universität Bremen

Die entgegengesetzten Entwicklungen einer zunehmenden Weltbevölkerung und endlicher Ressourcen stellt unser gegenwärtiges Wirtschaftssystem, das im Wesentlichen auf der Nutzung fossiler, nicht erneuerbarer Ressourcen basiert, vor immense Herausforderungen.

Die Transformation von einer kohlenstoff- zu einer biobasierten Ökonomie funktioniert allerdings nicht automatisch. Vielmehr ist für die Reorganisation des bestehenden Produktions- und Konsumsystems weitreichender struktureller Wandel nötig.

Dies geht mit einer Vielzahl von Hindernissen einher. So müssen etwa einige Industrien ihre Zulieferbasis, ihre Produktionsweise sowie andere Elemente entlang ihrer Wertschöpfungsketten grundlegend ändern. Im Zuge dieses Entwicklungsprozesses werden neue Industrien entstehen, aber auch einige etablierte Industrien an Bedeutung verlieren. Die Transformation zur Bioökonomie könnte dementsprechend auch auf Widerstände stoßen, die es zu lösen gilt.

Köpfe des Wandels

Nils Grashof arbeitet seit 2016 am Centre for Regional and Innovation Economics an der Universität Bremen als wissenschaftlicher Mitarbeiter/Doktorand in verschiedenen Forschungsprojekten. Als Projektleiter des Forschungsprojekts BioTOP untersucht er zusammen mit Partnern aus Bremen, Marburg und Berlin die Integration sowie die Treiber bioökonomischer Aktivitäten in Deutschland und identifiziert dabei mögliche innovationspolitische Ansätze.

Potentiale identifizieren und nutzen

Damit ein nachhaltiger Strukturwandel gelingen kann, bedarf es einer effizienten und logisch zusammenhängenden Innovationspolitik. Dies verdeutlichen beispielsweise Fallstudien zu unterschiedlichen Technologien wie biobasierten Kraftstoffen oder Elektromobilität. Im ersten Fall haben etwa uneinheitliche und vor allem unvorhersehbare Änderungen der staatlichen Anreize (z.B. ein plötzlicher Wegfall von steuerlichen Vergünstigungen) die anfänglich positiven Entwicklungen in der norwegischen Biokraftstoffindustrie stark eingeschränkt. Die zielorientierte Gestaltung solcher Politikmaßnahmen setzt jedoch fundiertes Wissen im Hinblick auf die entsprechenden Transformationspotentiale und -hindernisse voraus.

Hierzu kann der Fortschritt des Transformationsprozesses bspw. anhand der zunehmenden Integration der bioökonomischen Aktivitäten in bereits bestehende Kontexte eines Innovationssystems, wie zum Beispiel, in Forschungsnetzwerke oder (regionale) technologische Räume, nachvollzogen werden. Ohne eine solche umfassende Integration wäre der gesellschaftliche Wandel hin zu einer biobasierten Ökonomie nur schwer vorstellbar, da dies lediglich „Insellösungen“, d.h. unverbundene Einzellösungen, schaffen würde. Relevant sind somit nicht primär isolierte Aktivitäten, sondern vielmehr die Verzahnung mit anderen Akteuren, Technologien und Sektoren, durch die sich das deutsche Innovationssystem strukturell verändern kann.

Der Wandel hin zur Bioökonomie bringt folglich neben ökologischen und wirtschaftlichen Chancen auch einige Herausforderungen mit sich. Mithilfe eines Vergleichs verschiedener (deutscher, aber auch internationaler) Regionen und Wirtschaftszweige können potenzielle Stellschrauben erkannt, durch die innovationspolitische Maßnahmen hergeleitet und demzufolge zielgenau eingesetzt werden. Solche Erkenntnisse tragen dazu bei, die bestehenden Markt-, System-, und Transformationsfehler zu adressieren und den bioökonomischen Strukturwandel erfolgreich zu gestalten.

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autorinnen und Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2020/21 – Bioökonomie.​