Biodiversität – Grundlage unserer Existenz - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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15.02.2021

Biodiversität – Grundlage unserer Existenz

Kurz & Knapp
  • Biodiversität ist eine Grundvoraussetzung für die Existenz stabiler Ökosysteme.
  • Forschung und Innovation sind für den Erhalt natürlicher Ressourcen unerlässlich.
  • Auch die Bioökonomie braucht eine kritische Analyse ihres Impakts auf die Umwelt.

Biodiversität braucht stabile Ökosysteme

Ein Beitrag von Michael Metzlaff, Bayer AG

Spätestens seit Charles Darwin seine naturwissenschaftlichen Studien in seinem Buch „Die Entstehung der Arten“ veröffentlichte, wissen wir, dass die biologische Vielfalt, heute Biodiversität genannt, das Ergebnis einer kontinuierlichen natürlichen Auslese durch die Umwelt ist. Ob Pflanze oder Tier, die Organismen, die sich am besten an ihre Umwelt anpassen, haben die größte Chance zu überleben und sich zu vermehren. Über Jahrtausende haben sich durch Synergien zwischen den Arten, aber auch durch Konkurrenz um Nahrung und Lebensraum, Ökosysteme entwickelt, die die unverzichtbare Basis für den Fortbestand der Arten aber auch ihre Weiterentwicklung sind. Auch wir sind Teil dieser Ökosysteme und haben ein natürliches Existenzrecht. Von diesem Recht haben wir extensiven Gebrauch gemacht! Die rasante Entwicklung der Industrie auf der Basis fossiler Rohstoffe und die Intensivierung der Landwirtschaft insbesondere in den letzten beiden Jahrhunderten haben etablierte Ökosysteme aus dem Gleichgewicht gebracht, mit der Folge, dass Pflanzen- und Tierarten in ihrer Existenz bedroht oder sogar ausgelöscht wurden. Die intensive Nutzung fossiler Rohstoffe resultierte in einem starken Anstieg von CO2 in der Atmosphäre und führte weltweit zu klimatischen Veränderungen, häufig in einem lebensfeindlichen Ausmaß.

Köpfe des Wandels

Michael Metzlaff ist Biologe und unterstützt als Senior Expert die Abteilung „Corporate Innovation, R&D and Societal Engagement“ von Bayer AG in wissenschaftsstrategischen Fragen. Als habilitierter Pflanzengenetiker forschte und lehrte er mehr als 40 Jahren im In- und Ausland an akademischen Institutionen und in der Industrie auf dem Gebiet der Biotechnologie der Pflanzen. Michael ist Mitglied mehrerer Scientific Advisory Boards und Autor von >60 wissenschaftlichen Publikationen.

Auch die „Biorevolution“ braucht natürliche Ressourcen

Die Evolution hat uns aber auch das Privileg gegeben, Forschung und Wissenschaft betreiben zu können. Es ist die Wissenschaft, die uns Erkenntnisse und innovative Lösungen zur Sicherung unserer Existenz in die Hand gibt, ohne dabei natürliche Ressourcen und Ökosysteme zerstören zu müssen. Die Sicherung der Ernährung einer wachsende Weltbevölkerung ist dabei eine unserer größten Herausforderungen der Gegenwart und nahen Zukunft. Wir sind zunehmend in der Lage, biologische Prinzipien und Mechanismen zu verstehen, sie im Labor zu kopieren und sie schließlich in Industrie, Landwirtschaft und Medizin zu nutzen. „Genome Editing“, für dessen Entdeckung zwei Wissenschaftlerinnen 2020 den Nobelpreis für Chemie erhielten, ist dafür ein aktuelles, sehr prominentes Beispiel. Wir leben in einer Zeit einer sogenannten „Biorevolution“ voller Zuversicht, mit biologischen Verfahren auch eine grundlegende Verbesserung unseres Umgangs mit natürlichen Ressourcen zu erreichen.

Die Bioökonomie braucht eine intakte Umwelt

Die notwendigen Strukturen einer neuen, auf biologischen Verfahren basierenden Ökonomie, der Bioökonomie, zeichnen sich immer deutlicher ab.  Wir sollten aber auch aus unseren Fehlern in der Vergangenheit die richtigen Lehren ziehen: Nicht jedes biologische Verfahren ist zwingenderweise nachhaltig und umweltschonend. Auch biologische Verfahren verbrauchen natürliche Ressourcen und haben das Potential, sich negativ auf die Umwelt auszuwirken. Wissenschaftliche Analysen des Impakts neuer Technologien auf die Umwelt sind auch in der Bioökonomie zwingend erforderlich. Die „Sustainable Development Goals“ (SDGs) der Vereinten Nationen und auch der „Green Deal“ der Europäischen Kommission sind international abgestimmte Konzepte und Wegweiser für unser Streben nach besserem Umgang mit natürlichen Ressourcen und der Umwelt. Insbesondere eine moderne Land- und Forstwirtschaft, die den Boden schützt, die extensive Abholzung der Wälder stoppt und die Vielfalt unserer Nutzpflanzen wiederbelebt, kann wesentlich dazu beitragen, den Verlust der Biodiversität zu stoppen.

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autorinnen und Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2020/21 – Bioökonomie.​