Biomasse als nachhaltigere Energiequelle - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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22.06.2020

Biomasse als nachhaltigere Energiequelle

Kurz & Knapp
  • Die Energiegewinnung aus Biomasse ist umweltfreundlicher, kostenwirksamer und weniger gesundheitsschädlich als die Verwendung von fossilen Brennstoffen oder Feuerholz.
  • Biomasse zahlt als Abfallprodukt in die Kreislaufwirtschaft ein.
  • Insbesondere Entwicklungsländer wie Kenia, die für die industrielle Produktion stark auf fossile Brennstoffe zurückgreifen, können von der einfachen, günstigen und klimafreundlicheren Energiegewinnung durch Biomasse profitieren.

Biomasse als nachhaltigere Energiequelle

Ein Beitrag von Shadrack Kiprono Kirui, Rainforest Alliance

Einer der bedeutendsten Wandel unserer Zeit ist der von einer auf fossilen Brennstoffen, hin zu einer auf nachhaltigen und erneuerbaren Rohstoffen basierenden Wirtschaft. Denn Fakt ist: Wir brauchen Energie. Und das nicht nur für unsere privaten Haushalte, sondern auch für die Fabriken, die unsere Alltagsgüter produzieren. Die massive Nutzung traditioneller Energiequellen führt jedoch zu einem Anstieg der Treibhausgasemissionen und damit zum Klimawandel. Dies wiederum birgt schwerwirkende Risiken für unser Ökosystem, die menschliche Gesundheit und die Wirtschaft. Eine der vielen Möglichkeiten, erneuerbare und umweltfreundlichere Energie herzustellen, ist dagegen der Einsatz von Biomasse-Briketts. Aber was ist Biomasse überhaupt, warum ist sie nachhaltiger als andere Energiequellen und für wen ist die Nutzung besonders wertvoll?

Köpfe des Wandels

Shadrack Kiproni Kirui ist Programm-Manager für erneuerbare Energien bei der Rainforest Alliance. Mit seiner Arbeit entwickelt und implementiert der studierte Energie-Manager tragfähige Strategien rund um erneuerbare Energien, um die Energieprobleme in Anbaugebieten von Tee zu lösen. Shadrack betreut dafür das Renewable Energy Project der Rainforest Alliance in Kenia.

Abfall wird zu Energie

Biomasse lässt sich aus verschiedenen Abfallprodukten herstellen, zum Beispiel aus Nebenprodukten der Landwirtschaft (wie Stroh oder Sägespäne), Gülle oder Biomüll (wie Mais- und Kartoffelschalen). Der einfachste Weg, um aus landwirtschaftlichen Abfallprodukten hoch qualitative Biomasse-Energie zu gewinnen, ist es, die Rohstoffe mit hohem Druck zu Briketts zu pressen. Diese können zum Beispiel zum Kochen oder Heizen verfeuert oder als Energiequelle in den Fabriken verwendet werden.

Die Briketts sind insbesondere dort eine nachhaltigere Alternative, wo immer noch Kohle und Feuerholz als größte Energiequelle genutzt werden, so wie in ländlicheren Regionen wie Kenia oder Indien.

Diese Länder mögen auf den ersten Blick weit entfernt erscheinen - allerdings verbessert die Umstellung auf nachhaltigere Energieformen nicht nur die lokalen Verhältnisse, sondern auch die in anderen Teilen der Welt. Denn der von fossilen Energiequellen befeuerte Klimawandel kennt keine Ländergrenze.

Die Nachteile fossiler Energie anhand von Kenias Teefabriken

Kenia ist der weltweit drittgrößte Produzent und der zweitgrößte Exporteur für Tee. In Kenia sind circa 3 Millionen Familien abhängig von der Teeproduktion. Damit der Tee so aussieht, wie wir ihn in Deutschland kennen, muss er mit hohem Energieaufwand nach dem Pflücken getrocknet werden. Die Teefabriken setzen dabei hauptsächlich auf Feuerholz und verbrauchen so etwa 100-150 Bäume am Tag. Zuletzt hat dies zu einer Waldrodung von 5000 Hektar pro Jahr geführt – das sind umgerechnet mehr als 7000 Fußballfelder!

Energie, die aus der Nutzung von Feuerholz und Kohle entsteht, ist allerdings nicht nur schädlich für die Gesundheit unserer Wälder, sondern durch den freigesetzten Rauch auch stark gesundheitsschädlich. Häufig kochen und heizen die Familien privat mit fossilen Brennstoffen oder beleuchten ihre Häuser mit Paraffinen. Dadurch atmen sie regelmäßig Rauch und giftige Gase ein, was alleine in Kenia zu etwa 21.650 Toten jährlich führt.

Biomasse: Umweltfreundlicher, leicht herzustellen, kostengünstig

Briketts aus Biomasse dagegen sind sehr einfach herzustellen und in der Anwendung weniger gesundheitsschädlich als Feuerholz oder Kohle. Außerdem sind sie wesentlich günstiger und als Abfallprodukt muss kein extra Material hergestellt oder abgebaut werden; das schützt auch die Wälder. Haushalte könnten mit Biomasse ihre Heizkosten um mehr als ein Drittel senken, während Fabriken durch die nachhaltige Energiequelle ihren Bedarf nach Feuerholz um 30 Prozent reduzieren könnten, wie ein Projekt der Rainforest Alliance zeigt, das Kenias TeefarmerInnen und Fabriken bei der Umstellung auf erneuerbare Energien helfen soll.

Biomasse-Briketts geben so auch Entwicklungsländern die Möglichkeit, Abfall zu nutzen, um klimafreundlicher zu produzieren und gleichzeitig die Lebensqualität von Menschen zu steigern sowie unsere Wälder zu schützen – eine Win-Win-Situation für Mensch, Natur und Wirtschaft also!

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autorinnen und Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2020/21 – Bioökonomie.​