Bioökonomie - Entscheidend für die Entwicklung ländlicher Regionen - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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20.03.2020

Bioökonomie - Entscheidend für die Entwicklung ländlicher Regionen

Kurz & Knapp
  • Die Nahrungsmittelproduktion verlagert sich in den urbanen (städtisch) und peri-urbanen (stadtnah, ländlich) Bereich.
  • Die Bioökonomie bietet Alternativen für die Entwicklung des ländlichen Raums.
  • Die politischen Rahmenbedingungen haben einen starken Einfluss auf die Entwicklung ländlicher Regionen.

Bioökonomie - Entscheidend für die Entwicklung ländlicher Regionen

Ein Beitrag von Justus Wesseler, Wageningen University and Research, Niederlande

Fünf wesentliche und nennenswerte Entwicklungen der letzten Jahre beeinflussen die Nahrungsmittelproduktion und die Entwicklung des ländlichen Raums:

1. Die Produktion von auf Pflanzen basierenden Fleischersatzprodukten, wie zum Beispiel vegetarische Wurst;

2. Die Produktion von Eiweißen über Insekten, wie zum Beispiel aus Maden der Stubenfliege;

3. Die Produktion von Fleisch und Fisch aus Zellkulturen,

4. Gemüseproduktion in geschlossenen Systemen, wie zum Beispiel in Containern;

5. Geschlossene Aquakultursysteme, wie zum Beispiel zur Herstellung von Garnelen.

All diesen Entwicklungen ist eines gemeinsam: Sie benötigen weniger Fläche je Einheit Ertrag und vermeiden eine Reihe von negativen Eigenschaften, die mit der Nahrungsmittelproduktion verbunden werden: die Emission von Klimagasen, die Haltungsform von Tieren für die Fleischerzeugung oder die Zerstörung von Meeresküsten in der Aquakultur.

Die Entwicklungen leisten grundsätzlich einen positiven Beitrag zur Nachhaltigkeit in der Nahrungsmittelproduktion. Allerdings stecken viele dieser Entwicklungen noch in den Kinderschuhen und sind daher mit einer hohen Unsicherheit bezüglich des Zeitpunkts des Markteintritts verbunden.

Den aufgezeigten Entwicklungen ist weiterhin gemeinsam, dass sie zu einer Verlagerung der Nahrungsmittelproduktion vom ländlichen in den städtischen Raum führen und daher über kurz oder lang die Erwerbsmöglichkeiten im ländlichen Raum verändern werden.

Köpfe des Wandels

Justus Wesseler arbeitet seit 2014 and der Universität Wageningen in den Niederlanden als Professor und Leiter der Arbeitsgruppe Agrarökonomie und Rurale Entwicklung. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören technische Entwicklungen in der Bioökonomie und deren Bedeutung für nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung.

Die Bioökonomie liefert einen wichtigen Beitrag zur ländlichen Entwicklung

Die Bioökonomie bietet eine Alternative, um diese Entwicklung positiv zu beeinflussen und alternative Einkommensmöglichkeiten zu schaffen. Die Umwandlung von Biomasse über Bioraffinerien nicht nur in Bioenergie, sondern auch in höher wertige Stoffe bietet eine Alternative zur reinen Nahrungsmittelproduktion. In dem von der EU geförderten Projekt sustainable co-production wird zum Beispiel Tabak, der eine hohe Konzentration an nützlichen Molekülen aufweist, weiterverarbeitet, um daraus Stoffe für die Verpackung von Nahrungsmitteln oder Medikamenten zu gewinnen.

Diese Möglichkeit zeigt zum einen direkte Einkommensalternativen für Tabak anbauende LandwirtInnen auf und ist zum anderen in der Lage den Einsatz von fossilen Grundstoffen, aus denen die zu ersetzenden Moleküle alternativ gewonnen werden, zu ersetzen. Weiterhin können Reststoffe als organischer Dünger zurück auf dem Land ausgebracht werden und leisten einen Beitrag zum Ausbau der Kreislaufwirtschaft.

National und international wird an einer Reihe von weiteren alternativen Einsatzmöglichkeiten von Biomasse geforscht. In dem von der EU geförderten Projekt BioMonitor werden diese Entwicklungen aufgezeigt und bewertet. Es zeigt sich, dass der Erfolg der Umwandlung von Biomasse sehr stark von den eingesetzten biologisch-technischen Verfahren abhängt und damit auch der Erfolg der getätigten Investitionen.

Biologisch-technische Verfahren unterliegen in der Europäischen Union sehr hohen Sicherheitsstandards und die damit verbundenen Kosten verhindern in vielen Fällen einen weiteren Ausbau der Bioökonomie. Daher ist es wichtig, nach Möglichkeiten zu suchen, diese Kosten zu reduzieren, ohne die Sicherheitsstandards zu umgehen.

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autorinnen und Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2020/21 – Bioökonomie.​

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