Bereits zu Beginn der 2010er Jahre kam in den Debatten um das Konzept der Bioökonomie die Frage auf: Ist die Bioökonomie eigentlich etwas Neues oder eher alter Wein in neuen Schläuchen? Die einzelnen Sektoren der Bioökonomie wie die Land- und Forstwirtschaft, die Pflanzenzüchtung oder die Bioenergie gab es schließlich seit Jahrzehnten, wenn nicht schon seit Jahrhunderten. Was also sollte das tatsächlich Neue an der Bioökonomie sein?
Als die Europäische Union (EU) das auf den ungarischen Mathematiker Nicholas Georgescu-Roegen zurückgehende Konzept der „bioeconomics“ Mitte der 2000er Jahre (wieder)entdeckte und auf ihre innovations- und forschungspolitische Agenda setzte, war diese Frage noch einfacher zu beantworten. Der Fokus der ersten Bioökonomiestrategien und -programme vor etwa einem Jahrzehnt lag relativ eindeutig auf der biotechnologischen Forschung und ihrer Anwendung und Kommerzialisierung in verschiedenen Sektoren.