Enzyme kommen in allen Lebewesen vor und sind sehr effiziente natürliche Katalysatoren. Diese Proteine werden in der Biotechnologie und vor allem in der Biokatalyse genutzt, da sie mit hoher Selektivität und geringerer Umweltbelastung ressourcenschonend eine Vielzahl von Reaktionen durchführen können. So können chemische Verfahren ersetzt werden und unterschiedlichste Produkte für Chemie, Pharmazie und als Aromastoffe hergestellt werden. Die Produktpalette reicht von wichtigen Chemikalien wie Acrylamid für Polymere über Wirkstoffe zur Behandlung von Diabetes bis hin zu Parfümbestandteilen.
Während klassisch neue Enzyme über die Kultivierung von Mikroorganismen gefunden wurden, ist es heutzutage vergleichsweise einfach neue Proteinsequenzen in Datenbanken aufzuspüren, die entsprechenden Enzyme gezielt in Mikroorganismen herzustellen und zu charakterisieren. Etwa 150 Millionen solcher Sequenzen sind frei verfügbar und ermöglichen gemeinsam mit den ca. 120.000 Kristallstrukturen von Proteinen den gewünschten Biokatalysator zu finden bzw. diesen mit bioinformatischen Methoden gezielt den Anforderungen an ein neues Verfahren anzupassen. Hierfür nutzen wir entweder Methoden des rationalen Designs, bei dem auf der Basis der Proteinstrukturen gezielt bestimmte Veränderung im Enzym vorhergesagt und anschließend im Labor geprüft werden oder die sogenannte gerichtete Evolution – hierfür bekam Frances Arnold im Jahr 2018 den Nobelpreis für Chemie – bei der eine zufällige Veränderung des Proteins erfolgt.
Essentiell für dieses evolutive „Protein-Engineerings“ ist die Verfügbarkeit von Methoden, um rasch und zuverlässig (also im Hochdurchsatz) aus weit über 10.000 Varianten das gewünschte Enzym zu identifizieren. Hierzu verfügt die Arbeitsgruppe der Universität Greifswald über eine automatisierte Robotikplattform (LARA), die diese aufwändige Suche erheblich vereinfacht. So gelang es beispielsweise Biokatalysatoren zu kreieren, die mit hoher Selektivität die Herstellung einer Reihe chiraler Amine ermöglichen, die wiederum als Bausteine für pharmazeutische Wirkstoffe von Bedeutung sind.