Jede Gesellschaft steht in einem geschichtlich entstandenen Verhältnis zur Natur. Diese Verhältnisse sind verankert in der Gestaltung ihrer materiellen Infrastrukturen (technische Anlagen, Produktionsprozesse, Transportnetzwerke), ihrer Institutionen (politische und soziale Einrichtungen und Regelwerke) sowie in den Vorstellungen, Haltungen und Erwartungen, kurz: Mentalitäten, der Menschen.
Das Naturverhältnis moderner europäischer Gesellschaften etwa hat sich auf allen drei dieser Ebenen über die letzten zwei Jahrhunderte hinweg auf die ständige und praktisch unbegrenzte Verfügbarkeit von Kohle, Öl und Gas als Energiequellen und Grundstoffen ihres Wirtschaftens ausgerichtet.
Nun wird die globale Klimakrise in den kommenden Jahrzehnten die Abkehr von diesen fossilen Ressourcen und den Übergang zu stärker auf biologischen Grundstoffen basierenden Formen des Wirtschaftens verlangen. Dies wird weitreichende gesellschaftliche Veränderungen erfordern – nicht nur auf der Ebene der technisch-materiellen Infrastrukturen, sondern auch auf der der Institutionen (z. B. Steuerrecht, Sozialstaat, Verhältnis globaler, nationaler und lokaler Politikebenen) und nicht zuletzt auf der der Mentalitäten, mit denen Menschen dem Wandel begegnen. Gerade letzteres wird in der Forschung bislang eher wenig beachtet.