Was ist überraschend?
Der Agrarfußdruck dürfte sich bis 2030 durch geänderte Konsummuster verringern. Insbesondere werden weniger Weideflächen in Anspruch genommen werden, weil die Menschen weniger tierische Produkte konsumieren. Die pro Person belegte Ackerfläche wird 2030 jedoch immer noch über dem globalen Durchschnitt liegen.
Deutschland importierte 2015 agrarische Güter, deren Kulturpflanzen bewässert werden, zu 42% aus Gebieten mit hohem Wasserstress (starker Wasserknappheit). Der Umfang des Wasserfußabdrucks dürfte bis 2030 abnehmen, doch dies wird eher in den Regionen mit geringem Wasserstress geschehen als in Gebieten mit hohem Wasserstress. Damit trägt der deutsche Konsum indirekt zur Verstärkung von Wasserknappheit in anderen Regionen bei.
Interessant ist auch, dass wir die Potenziale unserer Wälder besser nutzen könnten, um unseren Verbrauch an Holz auf dem eigenen Territorium zu decken. Ein weiter steigender Export von Holzprodukten wäre jedoch wiederum nur mit steigenden Importen möglich.
Werden die Erwartungen an die Bioökonomie erfüllt?
Der Anteil der Bioökonomie an der Beschäftigung liegt bei ca. 10%, der Anteil an der Bruttowertschöpfung bei 5 bis 8%. Damit erfolgt Beschäftigung in der traditionellen Bioökonomie eher mit unterdurchschnittlichen Einkommen.
Sozioökonomische Potenziale sind eher im Bereich der Biotechnologie und in Verbindung mit der Digitalisierung zu erwarten. Die Effekte von Innovationen in diesen Bereichen lassen sich bislang jedoch noch nicht richtig messen.
Positiv zu vermerken ist, dass die Holzwirtschaft wesentlich zur Kreislaufwirtschaft beiträgt. Über die Hälfte des Einsatzes von Holzfasern stammt aus Recycling (z.B. über Altpapier) und Reststoffen der Verarbeitung (z.B. Sägespänen). Dies kann gleichwohl noch gesteigert werden.
Welche Schlussfolgerungen ergeben sich aus dem Bericht?
Nicht nur die Produktion in Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei, sondern auch die Verwendung in Industrie und beim Endverbrauch müssen nachhaltig gestaltet werden. Die laufenden politischen Aktivitäten in Richtung Ressourceneffizienz und Klimaschutz sollten verstärkt werden.
Die ökologischen Fußabdrücke (Material, Land, Wasser, Klimagasemissionen) von Produktion und Konsum der Bioökonomie und der Gesamtwirtschaft sollten auch künftig erfasst und regelmäßig berichtet werden. In den Bereichen, in denen Deutschland im weltweiten Vergleich über die Stränge schlägt, sollte gegengesteuert werden. Das betrifft aktuell Produktion und Verbrauch landwirtschaftlicher Güter insgesamt und insbesondere von tierbasierten Produkten.
Verabschieden sollten wir uns von der Vorstellung, dass möglichst viele mineralische Rohstoffe durch nachwachsende ersetzt werden sollten. Dazu ist der Planet zu klein. Die Zukunft liegt in der effizient kombinierten Nutzung biotischer und nicht-biotischer Ressourcen.