Innovationen für eine vielfältige Ernährung von Morgen - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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29.01.2020

Innovationen für eine vielfältige Ernährung von Morgen

Kurz & Knapp
  • Biodiversität der Kulturpflanzen ist auch für die menschliche Ernährung bedeutsam.
  • Trinkwasser kann bei der Nahrungsmittelproduktion eingespart werden durch Organismen, die an Salzwasser angepasst sind.
  • Innovationen für die Agrarproduktion von Morgen umfassen sowohl die Nährstoffquellen (Makroalgen, Halophyten, Quallen, Grillen) als auch den Ort der Produktion (Stadt).

Innovationen für eine vielfältige Ernährung von Morgen

Ein Beitrag von Prof. Monika Schreiner, Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau (IGZ)

Eine der größten Herausforderungen, der wir uns stellen müssen, ist die Frage: Wie können wir künftige Generationen ausreichend und ausgewogen mit gesunden – also auch vielfältigen – Lebensmitteln versorgen? Dabei soll die Herstellung ebenso wie die Ernährung selbst möglichst nachhaltig sein, denn nur so können wir den Auswirkungen des Klimawandels und der Ressourcenverknappung erfolgreich entgegentreten. In diesem Kontext untersucht das Forschungsprojekt Food4Future, das im Rahmen der Förderlinie "Agrarsysteme der Zukunft" vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird, neue Ansätze zur zukünftigen Ernährungssicherheit.

Biodiversität ist der Schlüssel

Weltweit hat sich die pflanzenbasierte Ernährung immer mehr vereinheitlicht. Sie besteht derzeit vor allem aus „Cash Crops“ wie Weizen, Reis, Kartoffeln und Mais, den globalen Sattmachern. Dabei ist Biodiversität (also die Artenvielfalt) so wichtig, nicht nur im Hinblick auf ökologische Aspekte wie die Entwicklung nachhaltiger Agrarsysteme, sondern auch für eine abwechslungsreiche Ernährung. Eine einseitige Ernährung kann einerseits dazu führen, dass wir zu viele Kalorien zu uns nehmen – wir werden zu dick. Andererseits können wir mit wichtigen Nährstoffen wie z. B. Vitaminen unterversorgt sein und Mangelerscheinungen zeigen.

Köpfe des Wandels

Prof. Monika Schreiner leitet den Programmbereich Pflanzenqualität & Ernährungssicherheit am Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau und ist Honorarprofessorin an der Universität Hannover. Sie befasst sich mit der Aufklärung und Beeinflussung des pflanzlichen Sekundärmetabolismus mit dem Ziel der Optimierung für die menschliche Ernährung. Sie ist Koordinatorin des Verbunds Food4Future und der zentralen Koordinierungsstelle Agrarsysteme der Zukunft.

Zukunftsvisionen – Star Wars beginnt

Wie wird unsere Zukunft aussehen? Sollten Sie schonmal Star Wars gesehen haben, dann kennen Sie den Stadtplaneten Coruscant, den Regierungssitz der Galaktischen Republik. Das ist nicht unbedingt die Zukunft einer weitentfernten Galaxie, das könnte auch die Zukunft unserer Erde sein: eine gigantische Mega-City, Flächen für den Anbau von Nahrungsmitteln, wie wir sie heute kennen, gibt es nicht mehr. 

Mit einer wachsenden Bevölkerung werden Agrarflächen, aber auch die Frischwasserversorgung, immer knapper. Daher haben wir in Food4Future an Salzwasser angepasste Organismen ausgewählt: Halophyten (d. h. Pflanzen, die an salzhaltigen Standorten wachsen können), Makroalgen und Quallen. Grillen werden als Reststoffverwerter in die Nahrungsproduktion einbezogen. Alle Organismen können als Eiweißlieferant genutzt werden, aber auch als Quelle für andere wichtige Bausteine, wie essenzielle Fettsäuren, Vitamine und viele mehr. Zusätzlich verstärken wir die Bildung dieser gewünschten Bestandteile durch neue Lichtkonzepte.

Auch der Trend zur Verstädterung braucht neue Ideen für die Ernährungssicherung. Schon heute leben mehr Menschen in der Stadt als auf dem Land. Das bedeutet, dass die Lebensmittelproduktion auch im urbanen Raum stattfinden muss – dort, wo konsumiert wird. Composit-Werkstoffe, also leichte, aus verschiedenen Komponenten bestehende Materialien, die individuell formbar und witterungsbeständig sind, ermöglichen die Schaffung von urbanen Bioräumen. Sie erschließen Flächen, die nicht oder nicht mehr genutzt werden. Vielleicht fahren Sie in der Zukunft auf dem Weg zur Arbeit an einer Makroalgenproduktion vorbei, die auf nicht mehr genutzten Begleitflächen der Bahn installiert wurde?

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autorinnen und Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2020/21 – Bioökonomie.​

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