Insekten als alternative Proteinquelle im Fischfutter - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

Springe zu:

Springe zum Inhalt

20.04.2020

Insekten als alternative Proteinquelle im Fischfutter

Kurz & Knapp
  • Die Larven der Schwarzen Soldatenfliege sind eine wichtige alternative Proteinquelle für Fische.
  • Die Larven können nachhaltig und günstig produziert werden.
  • Sie sind eine nachhaltige Ressource für Entwicklungsländer wie Malawi.

Soldatenfliegen als alternatives Fischfutter

Ein Beitrag von Sebastian Rakers, Fraunhofer-Einrichtung für Marine Biotechnologie und Zelltechnik EMB, Lübeck und Bernd Ueberschär, Gesellschaft für Marine Aquakultur mbH, GMA Büsum.

Traditionell ist Malawi eine Nation in der viel Fisch verzehrt wird. Das Hauptnahrungsmittel in einem der ärmsten Länder Afrikas ist inzwischen jedoch Maisbrei, da der Malawisee stark überfischt ist. Vor diesem Hintergrund steht im Projekt „Ich liebe Fisch“, welches seit 2016 in Malawi tätig ist, vor allem die Verbesserung der Versorgung der Landbevölkerung mit mehr Fisch, aber auch mit hochwertigen, traditionellen Gemüsesorten im Mittelpunkt.

Das Ziel ist unter anderem die Verknüpfung von Fisch- und Gemüseerzeugung in integrierten aquatischen Systemen (z. B. Aquaponik), um nachhaltig die Effizienz der Produktion von Fisch und Gemüse zu optimieren. Diese Systeme funktionieren als geschlossener Kreislauf, indem die Exkremente aus der Fischzucht als Nährstoffe für das Gemüse verwendet werden. Der für die Pflanzenaufzucht nötige Nährstoffeintrag erfolgt somit über das Fischfutter. Gleichzeitig werden so, die für die Fische giftigen Stickstoffverbindungen aus den Fischausscheidungen wie Ammonium aus dem Wasser entfernt. Bakterien in den Pflanzenbetten wandeln das Ammonium in Nitrat um, welches schließlich als Nährstoff den Nutzpflanzen zur Verfügung steht.

Köpfe des Wandels

Sebastian Rakers ist promovierter Biologe und Arbeitsgruppenleiter an der Fraunhofer EMB. Bernd Ueberschär ist promovierter Biologe und Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der GMA.

Schlechtes Futter – schlechtes Wachstum

Die Farmer in den ländlichen Kommunen können importiertes, industriell hergestelltes Pelletfutter aufgrund der hohen Kosten nicht finanzieren und verwenden daher im Wesentlichen Abfälle aus der Maisverwertung zur Fischfütterung, welches nur einen sehr geringen Proteingehalt aufweist. Das Projekt „Ich liebe Fisch“ möchte sich mit Forschenden der Fraunhofer-Einrichtung für Marine Biotechnologie und Zelltechnik (EMB) in Lübeck und der Gesellschaft für Marine Aquakultur (GMA) in Büsum gemeinsam mit den Partnern der Lilongwe University for Agriculture and Natural Resources (LUANAR) nun diesem Problem widmen.

Es geht dabei um die Erschließung von Alternativen und in Malawi verfügbaren Proteinquellen für die Fischernährung, um vollwertiges, aber auch bezahlbares Fischfutter für die ländlichen Aquakulturbauern herzustellen zu können. Hierbei ist die Produktion von Insektenlarven, insbesondere von Larven der schwarzen Soldatenfliege (Black soldier fly, BSF, Hermetia illucens), im Fokus des Projektes.

Schwarze Soldatenfliege (Black soldier fly, BSF) – günstiges und hochwertiges Futter

Die Larven der BSF können mit organischen Reststoffen aufgezogen werden, welche es auch in Malawi in ausreichenden Mengen und praktisch kostenlos gibt. Die Fliegen sind leicht zu züchten, anspruchslos, Allesfresser und auch in Afrika weit verbreitet. Die Larven der Soldatenfliege wachsen äußerst schnell und hygienisieren außerdem die organischen Reststoffe, ein Umstand welcher in Afrika einen interessanten Mehrwert darstellt.

Die Larven haben einen hohen Eiweißgehalt und das Profil der Aminosäuren, der aus den Puppen hergestellten Insektenproteine, ist dem von Fischmehl sehr ähnlich. Inzwischen sind Produkte der schwarzen Soldatenfliege in der EU als Beimischung zu Fischfutter erlaubt, damit wird es auch in Malawi aus lebensmittelrechtlicher Sicht möglich sein, das Potential der Soldatenfliege zu nutzen.

Das „Ich liebe Fisch“-Projekt hat nun die Errichtung einer Pilotanlage am Bunda College des LUANAR zur Produktion der Schwarzen Soldatenfliege zum Ziel, die vor allem als Schulungsanlage für die ländlichen Aquakulturbauern in Malawi dienen soll. So können z. B. die Fisch- Früchte- und Gemüseabfälle der Dorfgemeinschaften zur Fütterung der Insektenlarven verwendet werden und diese wiederum an die Fische verfüttert werden. So wird ein nachhaltiger Kreislauf von Biomasse unterstützt!

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autorinnen und Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2020/21 – Bioökonomie.​