Nachhaltige Bioökonomie braucht Dialog - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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23.10.2020

Nachhaltige Bioökonomie braucht Dialog

Kurz & Knapp
  • Bioökonomie ist eine Vision für ein nachhaltigeres Wirtschaften.
  • Die Nutzung bioökonomischer Prozesse muss durch die Gesellschaft mitgestaltet werden.
  • Kreislaufwirtschaft und Suffizienz als Bedingungen einer nachhaltigen (Bio)Ökonomie.

Nachhaltige Bioökonomie braucht Dialog

Ein Beitrag von Carolin Bohn und Doris Fuchs (Lehrstuhl für Internationale Beziehungen und Nachhaltige Entwicklung & Zentrum für interdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung, WWU Münster)

Anfang dieses Jahres formulierte die Bundesregierung in der Nationalen Bioökonomiestrategie das Ziel, durch die Förderung bioökonomischer Verfahren zukünftig „nachhaltig“ zu wirtschaften. Doch wie lässt sich der Nachhaltigkeitsnutzen der Bioökonomie sichern und welche Rolle können Bürgerinnen und Bürger dabei spielen?

Vielen BefürworterInnen der Bioökonomie geht es darum, durch sie umweltschädliche und langfristig nicht tragbare Aspekte unserer Art des Wirtschaftens zu beseitigen, um sie „nachhaltiger“ zu machen. Durch die Nutzung nachwachsender Rohstoffe sollen Verfahren und Techniken, die bisher endliche Rohstoffe benötigen und viele Schadstoffe generieren, ersetzt oder zumindest verbessert werden. Wenn das gelingen soll, braucht es jedoch eine Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Gesellschaft, Wirtschaft und Politik, denn jeder Bereich spielt hier eine jeweils andere, wichtige Rolle.

Köpfe des Wandels

Carolin Bohn (M.A.) ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Internationale Beziehungen und Nachhaltige Entwicklung (WWU Münster) im BMBF-geförderten Projekt BIOCIVIS und im Zentrum für Interdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung (ZIN, WWU Münster). Als Teil des Projektteams forscht sie zur Gestaltung von Beteiligungsprozessen als Beitrag zu einer „nachhaltigen Bioökonomie“. In ihrer Promotion setzt sie sich mit BürgerInnenbeteiligung im Kontext Demokratie und Nachhaltigkeit auseinander.

Doris Fuchs ist Professorin für Internationale Beziehungen und Nachhaltige Entwicklung und Sprecherin des Zentrums für Interdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung (ZIN) an der WWU Münster. Ihre Forschung konzentriert sich auf Fragen von Beteiligung und Einfluss in der Nachhaltigkeitsgovernance sowie das Themenfeld des nachhaltigen Konsums. Gemeinsam mit Bodo Philipp, Professor für Mikrobiologie an der WWU, leitet sie das Projekt BIOCIVIS.

Denn die Bioökonomie wird auch kritisch betrachtet. Bürgerinnen und Bürgern fehlt nicht selten das Vertrauen in biotechnologische Verfahren wie bspw. Gentechnik. Zudem kann muss über eine angemessene Verteilung von Nutzen und Kosten/Risiken entschieden werden. Gerade Unternehmen wird die Priorisierung von Profiten über Nachhaltigkeit unterstellt. Ein offener Dialog, der sämtliche gesellschaftlichen Akteurinnen und Akteure an einen Tisch bringt und dabei besonders Bürgerinnen und Bürger einbezieht, ist hierbei zum Abbau von Zweifeln notwendig, aber auch um BürgerInnen die Möglichkeit zu geben, die Akzeptabilität spezifischer Risiken zu hinterfragen.

Biotechnologische Verfahren sind ein wichtiger Bestandteil der Bioökonomie. Forschende in verschiedensten Bereichen der Biotechnologie arbeiten an der Entwicklung von Produktionsverfahren, die in unterschiedlicher Hinsicht „besser“ als bestehende Verfahren sind. Sie untersuchen dafür Lebewesen, wie Pilze, Mikroorganismen oder Algen und deren Bestandteile auf ihre Einsatzmöglichkeiten. Die so erarbeiteten Verfahren können unter bestimmten Umständen zum Umweltschutz beitragen. Insgesamt ist die Biotechnologie sehr vielfältig aufgestellt und reicht von der Nutzung von Pflanzen und ihrem Einsatz in der Landwirtschaft bis zu T-Shirts aus Kaffeesatz.

Zur Verwirklichung einer wirklich „nachhaltigen“ (Bio)Ökonomie müssen dabei viele Bedingungen erfüllt sein. Notwendig ist unter anderem auch, dass Materialien im Rahmen einer Kreislaufwirtschaft mehrfach verwendet und möglichst optimal verwertet werden. Zudem müssen gerade wohlhabendere Bevölkerungsteile ihr Konsumverhalten ändern. Denn auch wenn durch Biotechnologie Rohstoffe ggf. effizienter genutzt werden, ist ein suffizienter Lebensstil, d.h. ein Lebensstil der sich fragt „Was brauche ich wirklich?“, immer noch der beste Weg zur Abfallvermeidung, sowie zum Ressourcen- und Umweltschutz.

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autorinnen und Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2020/21 – Bioökonomie.​