Am 18. Januar 2020 hat Food for Justice mit dem Institut für Protest- und Bewegungsforschung eine umfassende Befragung der Beteiligten der Wir haben es satt!-Demonstration durchgeführt.
Ein Großteil der befragten DemonstrantInnen identifiziert sich als weiblich und ordnet sich politisch links der Mitte ein. Die Protestierenden sind oft stark politisch engagiert und bereits Mitglied in politischen Organisationen. Dadurch bestehen meist schon diverse Erfahrungen mit gesellschaftspolitischen Protesten zu Klima- und Umweltpolitik. Dies liegt nicht zuletzt an der sozio-ökonomischen Positionierung der Beteiligten: die allermeisten haben Universitätsabschlüsse und ein mittleres bis hohes Einkommen. Diese Gesellschaftsgruppe kann als ernährungsbewusst bezeichnet werden, die ethische Kaufentscheidungen trifft und ein großes Interesse daran hat, die eigenen Anliegen zu äußern.
Der auffallende Zusammenhang, der zwischen dem landwirtschaftlichen Sektor und der Klimakrise von den DemonstrantInnen hergestellt wurde, deutet auf eine zunehmende Politisierung des Lebensmittelsystems und des eigenen Konsumverhaltens hin. So konsumiert die Mehrheit der TeilnehmerInnen klimaneutrale(re) und biologische Lebensmittel. Zudem ernährt sich ein großer Teil vegetarisch. Der Konsum von Nahrungsmittel spiegelt die politische Haltung der KonsumentInnen wider und kann als Hebel für BürgerInnen interpretiert werden, der es ermöglicht, den abstrakten und komplexen Bedrohungen des Klimawandels durch ein konkretes Alltagsverhalten entgegenzuwirken.
Die Protestteilnehmenden fordern darüber hinaus eine Agrar- und Ernährungswende auf politischer und nicht nur konsumentenorientierter Ebene. Die Forderung geht über das individuelle und nachhaltige Konsumverhalten hinaus. Sie sehen die Verantwortung stärker bei der Politik, als bei den VerbraucherInnen.