Die „Bioökonomie“ verfolgt, vereinfacht ausgedrückt, das Ziel, unsere Wirtschaft stärker an ökologischen Kriterien auszurichten. Neben der Realisierung einer Kreislaufwirtschaft sollen vor allem nicht-erneuerbare durch nachhaltig erzeugte, regenerative Ressourcen ersetzt werden. Damit diese in ausreichender Menge erzeugt werden können, erfordert Bioökonomie eine Umgestaltung landwirtschaftlicher Produktionsprozesse mit dem Ziel, den Rohstoffbedarf möglichst umfassend decken zu können.
Im TechnikRadar 2020, einem Gemeinschaftsprojekt von acatech, der Körber Stiftung und dem Zentrum für Interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung der Universität Stuttgart, wurde in einer bundesweiten Repräsentativbefragung mit 2000 Befragten untersucht, wie Bioökonomie in der deutschen Bevölkerung wahrgenommen wird. Wie bei der Wahrnehmung technischer Entwicklungen, etwa der Digitalisierung (TechnikRadar 2018, 2019) nicht untypisch, finden sich auch bei der Bioökonomie von tiefgreifender Ambivalenz geprägte Urteile in der Öffentlichkeit.
Die Ziele der Bioökonomie stoßen auf breite Zustimmung – ihr grundlegendes Prinzip, die Nutzung biogener anstelle von fossilen Ressourcen, wird nur von einer Minderheit kritisch gesehen, dagegen von 76% der Befragten bejaht. Gleichzeitig antizipiert das Gros der Befragten bei der Umsetzung bioökonomischer Anwendungen teilweise unerwünschte Nebenfolgen. Mehrheitlich wird beispielsweise erwartet, dass die Herstellung von Biokunststoffen zu weniger Problemen mit Plastikabfällen führen wird (59%), gleichzeitig befürchtet die Mehrzahl der Befragten, dass diese Form des Umweltschutzes durch nachteilige Auswirkungen auf die Natur erkauft werden könnte, wie etwa durch Monokulturen (63%), negative Auswirkungen auf das Landschaftsbild (64%) oder einer weiteren Industrialisierung der Landwirtschaft (51%). Darüber hinaus genießt die Vorstellung von unberührter Natur für die Deutschen eine große Bedeutung und Wertschätzung. Nur 11% der Befragten sind der Auffassung, dass wir das Recht haben, die Natur nach gesellschaftlichen Bedürfnissen umzugestalten.