Aquakulturen ohne Mikroplastik - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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16.03.2021

Aquakulturen ohne Mikroplastik

Kurz & Knapp
  • Mikroplastik tritt nicht nur in den Meeren auf und gelangt so in die Nahrungskette. Auch in Aquakulturen existieren die kleinen Teilchen und landen mit dem Fisch auf dem Teller.
  • Ursächlich dafür sind Aufwuchskörper aus erdölbasiertem Kunststoff, die in der Aquakultur ihren Dienst verrichten. Bestünden sie aus bioabbaubaren Biopolymeren, wäre das Problem gelöst.
  • Bioabbaubare Aufwuchskörper, die ein Forschungsteam der Hochschule Hof entwickelt, hätten noch einen zweiten Vorteil: Ihre Abbauprodukte könnten Pflanzen als Dünger dienen.

Bioabbaubare Aufwuchskörper haben Doppelnutzen

Aquaponik kombiniert die Aufzucht von Fisch und Nutzpflanzen und kann einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Nahrungsproduktion leisten. Aquakulturen haben jedoch oftmals ein Problem mit Mikroplastik. Wie sogenannte Aufwuchskörper aus biologisch abbaubaren Biopolymeren dieses Problem lösen könnten, erforscht ein Team der Hochschule Hof.

Mikroplastik wird in der Umwelt zu einer Bedrohung für Ökosysteme und über die Nahrungskette sogar zum Problem für die menschliche Ernährung. Darüber ist in vergangenen Jahren viel berichtet worden. Doch auch in Aquakulturen befindet sich Mikroplastik, das letztlich von den Fischen aufgenommen wird und so auf die Teller gelangen kann. Dabei ließe sich das vermeiden, und aquaponische Systeme, in denen Nutzpflanzen und Fische gemeinsam gezüchtet werden, könnten sogar doppelt profitieren.

Das Forschungsprojekt „BioBioCarrier“ der Hochschule Hof hat sich zum Ziel gesetzt, petrochemische Komponenten der Aquakulturen durch nachhaltige bioabbaubare Kunststoffteile zu ersetzen. Dadurch soll das Mikroplastik ungefährlich werden. Im Fokus der Forschenden stehen sogenannte Aufwuchskörper.

Erdölbasierten Kunststoff ersetzen

Experte Harvey Harbach erläutert, was unter Aufwuchskörpern zu verstehen ist: „Aufwuchskörper kommen optisch Lockenwicklern sehr nahe und dienen in einem Filter nützlichen Bakterien als Siedlungsfläche.“ Den Bakterien fällt die Aufgabe zu, das Wasser der Aquakulturen aufzubereiten und von schädlichen Stoffen zu reinigen. Beispielsweise wandeln die Mikroorganismen Ammonium und Nitrit in das unschädlichere Nitrat um, das für die Pflanzen in der Aquakultur dann als Dünger wirkt. „Das Problem bisher ist: Diese Aufwuchskörper bestehen heute noch aus herkömmlichem, also erdölbasiertem Kunststoff“, erklärt Harbach.

Abbauprodukte wirken zugleich als Dünger

Gelingt es dem Forschungsteam wie geplant, die Aufwuchskörper aus biologisch abbaubaren Biopolymeren herzustellen, würde das Mikroplastik zersetzt und nicht in der Nahrungskette verweilen. Besser noch: „Zerfallen die Aufwuchskörper, werden im Rahmen des Abbauprozesses durchgehend essenzielle Pflanzennährstoffe ans Wasser freigegeben, die von den kultivierten Nutzpflanzen für das Wachstum benötigt werden“, schildert Projektleiterin Manuela Wimmer. Dadurch müssten wesentlich weniger Düngemittel zugeführt werden.

Das jetzt gestartete Projekt „BioBioCarrier“ läuft über zwei Jahre und wird vom Bundeswirtschaftsministerium über das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand mit 220.000 Euro gefördert.

 

In Kooperation mit bioökonomie.de

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