Blühende Agrarlandschaften für mehr Vielfalt - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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18.03.2021

Blühende Agrarlandschaften für mehr Vielfalt

Kurz & Knapp
  • Die moderne Landwirtschaft hat zu einem Rückgang der Artenvielfalt geführt. Mit Agrarumweltprogrammen versucht die Politik gegenzusteuern. Eine Maßnahme ist das Anlegen von Blühflächen.
  • Forschende der Universität Würzburg haben untersucht, wie sich auf solchen Blühflächen die Artenvielfalt bei Pflanzen, Insekten und Vögeln verändert.
  • Der Studie zufolge bringen alte, aber auch neu angelegte Habitate Vorteile für die Artenvielfalt. Die Forschenden raten daher zu einer Mischung beider Blühflächentypen, um Tiere und Pflanzen gleich gut zu schützen.

Mix aus alten und neuen Blühflächen fördert Biodiversität

Die Artenvielfalt in Agrarlandschaften schwindet. Um den Rückgang zu stoppen, werden im Rahmen von Agrarumweltprogrammen Maßnahmen wie das Anlegen von Blühflächen gefördert. Würzburger Forschende haben nun untersucht, ob sich die Artenvielfalt von neuen und alten Blühflächen unterscheiden. Das Ergebnis: Die Mischung macht`s – beides hat Vorteile.

Moderne Landmaschinen, der Einsatz von Pestiziden oder der Anbau von Monokulturen haben zu einem Rückgang der Artenvielfalt in der Landwirtschaft geführt. Die Bundesregierung und die EU-Kommission haben daher Agrarumweltschutzprogramme aufgelegt und fördern gezielt Maßnahmen, die dem Biodiversitätsverlust entgegenwirken.

Dazu gehört das Anlegen von Blühflächen. Die bunte Vielfalt an Blühpflanzen soll Insekten aber auch Vögel anlocken. In welchem Maße die neuangelegten Flächen die Biodiversität beeinflussen, ist allerdings kaum bekannt. Eine breite und aufwendige Studie der Universität Würzburg liefert nun Antworten. Im Rahmen einer seit 2016 dauernden Feldstudie hatten Forschende untersucht, ob und wie sich die Biodiversität der neu angelegten Blühflächen von der älterer Blühflächen unterscheidet.

Alter der Blühflächen entscheidend

Ein Team um den Biologen Fabian Bötzl nahm dafür die Artenzusammensetzung der neuen Blühflächen im nördlichen Unterfranken unter die Lupe und verglich diese mit der Vielfalt naturnaher Kalkmagerrasen, die für ihre Artenvielfalt bekannt sind. Insgesamt zwölf verschiedene Gruppen standen im Fokus – darunter Gefäßpflanzen wie Zikaden, aber auch Bienen, Fliegen, Schmetterlinge, Käfer und Vögel.

Knapp 55.000 Exemplare aus 3.187 Gruppen konnte das Team identifizieren. Bei der Bewertung berücksichtigt wurden erstmals auch Faktoren wie das Alter der Blühflächen und ihre Nutzungsgeschichte. Hier zeigte sich, dass auf älteren Blühflächen die Diversität in den meisten Gruppen auf Grund der zeitlichen Kontinuität zunahm. Auf neu angelegten Blühwiesen war beispielsweise die Zahl der Heuschreckenarten im ersten Jahr um mehr als die Hälfte geringer.

 

Mix sorgt für Artenvielfalt

Sind also neue Blühflächen weniger effektiv? So einfach sei die Sache nicht, sagt der Erstautor der Studie, Fabian Bötzl. Mit dem zunehmenden Alter der Blühflächen würde sich auch die Zusammensetzung und der jeweilige Umfang der Arten ändern. „Für manche Arten, wie zum Beispiel Laufkäfer, die für die Schädlingskontrolle in angrenzenden Agrarflächen eine wichtige Rolle spielen, sind junge Flächen vorteilhafter. Ihre Artenzahl nimmt im zeitlichen Verlauf ab.“

Auch die Größe der Blühflächen und ihre Landschaftsumgebung hatten zur wenig Einfluss auf die Artenvielfalt. Der Studie zufolge gibt es keinen Blühflächentyp, der alle Arten gleich gut unterstützt. Ein guter Mix aus neuen und älteren Blühflächen würde Tier- und Pflanzenarten am besten schützen, so das Fazit der Forschenden.