Mit Moosmatten die Erosion bremsen - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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02.03.2021

Mit Moosmatten die Erosion bremsen

Kurz & Knapp
  • Durch Erosion gehen in Deutschland jährlich zwischen 1,4 und 3,2 Tonnen Erdreich pro Hektar verloren – darunter wertvolles Ackerland oder auch artenreiche Ökosysteme.
  • Biologische Bodenkrusten bilden sich in gesunden Wäldern schnell und bremsen die Erosion, die beispielsweise durch Holzerntemaschinen verursacht wird.
  • Artenreiche Moosgemeinschaften bilden besonders wirksame Bodenkrusten. Tübinger Forschende haben sie gezielt im Gewächshaus gezüchtet und wie Rollrasen ausgebracht, um gefährdete Böden zu schützen.

Biologische Bodenkrusten schützen vor Regen und Wind

Erosion sorgt weltweit für den Verlust wertvollen Ackerlands und wichtiger Ökosysteme. Biologische Bodenkrusten können die Erosion bremsen. In Form von gezüchteten Moosmatten, die besonders robust und wasserspeichernd sind, ließe sich das gezielt ausnutzen, um gefährdete Böden zu stabilisieren.

Auf jedem Hektar Boden in Deutschland gehen in einem durchschnittlichen Jahr zwischen 1,4 und 3,2 Tonnen Erdreich durch Erosion verloren. Weltweit sind es Milliarden Tonnen wertvoller Boden, die nicht nur Ökosystemen oder Landwirtschaft fehlen, sondern Gewässer versanden oder verschlammen. Forschungsteams suchen daher nach Möglichkeiten, die Erosion zu verlangsamen.

Ein Team der Universität Tübingen hat dazu nun die sogenannte „biologische Bodenkruste“ in den Blick genommen. Dabei handelt es sich um wenige Millimeter dicke Schichten aus Bakterien, Moosen, Flechten, Pilzen und anderen Organismen. Sie verbinden die Bodenpartikel und schützen die Oberfläche so davor, durch Regen oder Wind abgetragen zu werden.

Bodenkrusten besiedeln Rückegassen

Den Effekt dieser Bodenkrusten hat das Team um den Geoforscher Steffen Seitz am Beispiel von Rückegassen untersucht. Darunter versteht man Schneisen, die von Holzerntemaschinen erzeugt werden. Mit Regensimulatoren bildeten die Forschenden dort die natürliche Erosion nach.

„Die Bodenerosion in den Rückegassen ist im Durchschnitt über alle Standorte und Messzeiten dreizehn Mal höher als im ungestörten Waldboden“, berichtet Seitz’ Kollege Thomas Scholten. Das änderte sich jedoch, sobald der natürliche Schutzmechanismus des Waldbodens einsetzte: „So siedelten sich in den Rückegassen schon bald, nachdem sie nicht mehr befahren wurden, biologische Bodenkrusten an, die die Erosion reduzieren.“

Moosmatten stabilisieren Oberflächen

Zwar entwickelten sich die biologischen Bodenkrusten an jedem Standort anders, doch kam Moosen stets besondere Bedeutung zu. Sie machten jeweils zwischen 5 und 50 Prozent der Krusten aus. Je höher ihre Artenvielfalt war, desto größer war der Erosionsschutz. Dabei hing die Vielfalt vor allem von der Bodenchemie ab.

Anschließend züchteten die Forschenden gemeinsam mit dem Unternehmen Reinhold Hummel in Gewächshäusern Matten aus widerstandsfähigem Moos, das viel Wasser speichern konnte. Diese Matten brachte das Team wie Rollrasen aus. „Unsere bislang gewonnenen Untersuchungsergebnisse zeigen, dass Biokrusten sich gut zur Reparatur und Stabilisierung von Oberflächen eignen“, resümiert Scholten. „Das gilt nicht nur für Waldböden, auch Bergbaulandschaften oder Böschungen sind mögliche Einsatzgebiete.“