Aquaponik: Mit dem Tomatenfisch in die Gewinnzone - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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26.05.2020

Aquaponik: Mit dem Tomatenfisch in die Gewinnzone

Kurz & Knapp
  • Die kombinierte Zucht von Fisch und Gemüse in sogenannten Aquaponik-Systemen spart Energie, Wasser und Nährstoffe durch die Kreislaufnutzung.
  • Ab 2.000 Quadratmetern Fläche kann eine solche Anlage wirtschaftlich betrieben werden. Laut einer Analyse Berliner Leibniz-Forschender wäre das System nach 12 Jahren profitabel.
  • Damit wären sogenannte „Tomatenfische“ geeignete Modelle für ein Urban Farming, das sich in eine umwelt- und klimafreundliche Kreislaufwirtschaft integrieren lässt.

Kombinierte Gemüse- und Fischzucht wirtschaftlich betreiben

Ab einer Größe von 2.000 Quadratmetern kann die ökologisch vorteilhafte gemeinsame Zucht von Fisch und Gemüse in verbundenen aquaponischen Systemen als Baustein einer urbanen Landwirtschaft profitabel sein, berichtet ein Team des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei – wenn die gute fachliche Praxis stimmt.

Fisch und Gemüse – das klingt nicht nur für Feinschmecker nach einer guten Kombination. Auch bei der Erzeugung der beiden Lebensmittel denken Agrarwissenschaftler zunehmend darüber nach, deren Zucht und Anbau zu kombinieren. Die Aquaponik macht genau das: es handelt sich um eine spezielle Form der Aquakultur, in der die Aufzucht von Fischen mit dem Anbau von Pflanzen kombiniert wird. Wie gut Aquaponik-Systeme aus wirtschaftlicher Sicht funktionieren, dazu liegen bislang jedoch nur vereinzelte Erkenntnisse aus wissenschaftlichen Projekten vor.

Jetzt hat das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) erstmals einen Praxisbetrieb der gemeinsamen Erzeugung von Fisch und Gemüse über ein Jahr lang ausgewertet und daraus Rückschlüsse gezogen, unter welchen Bedingungen die ökologisch vorteilhafte Kombination der Lebensmittelerzeugung auch ökonomisch attraktiv sein könnte.

Wasser und Nährstoffe effizient nutzen

Das Forschungsteam hat die 540 Quadratmeter große und aus einem EU-Projekt hervorgegangene Aquaponik-Anlage der „Müritzfischer“ in Waren analysiert. Dort werden Fisch und Gemüse in zwei getrennten Kreisläufen produziert, die zusammengeschaltet werden können, um Wasser und Nährstoffe effizient zu verwerten.

Die größten Herausforderungen, um ein solches System wirtschaftlich zu betrieben, sind der Studie zufolge zum einen die hohen Investitionskosten, aber auch die Betriebskosten aus Arbeit, Energie und Fischfutter, die in Deutschland vergleichsweise hoch ausfallen. Zum anderen müssen die Mitarbeitenden Kompetenzen sowohl im Gartenbau als auch in der Aquakultur besitzen. Nicht zuletzt erschweren schwankende Marktpreise und Produktionsrisiken die wirtschaftliche Abschätzung.

Wichtig für zunehmende Urbanisierung

„Der bereits rentable Modellfall würde eine Gesamtfläche von etwa 2.000 Quadratmetern abdecken. Professionelle Aquaponik wäre so auch in städtischen und stadtnahen Gebieten möglich, wo der vorhandene Platz knapp und häufig auch relativ teuer ist“, sagt Studienautor Gösta Baganz. Die Gewinnzone werde nach zwölf Jahren erreicht. „Wenn urbane Aquaponik also bereits auf solchen Flächen rentabel sein kann, steigen die Potenziale für eine lokale Nahrungsmittelproduktion, die bei zunehmender Urbanisierung weltweit immer wichtiger wird.“

Weltweit erzeuge die Nahrungsmittelproduktion großen Druck auf natürliche Ressourcen und das Klima, betont Projektleiter Werner Kloas. Eine umweltfreundliche und effiziente Lebensmittelproduktion sei daher eines der wichtigsten gesellschaftlichen Ziele.