Humus-Zertifikate auf dem Prüfstand - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

Springe zu:

Springe zum Inhalt

05.05.2020

Humus-Zertifikate auf dem Prüfstand

Kurz & Knapp
  • Ackerböden sind Kohlenstoffsenken und können daher Treibhausgas-Emissionen verringern helfen.
  • Privatwirtschaftliche Kohlenstoffdioxid-Zertifikate sollen Anreize für den Humusaufbau auf den Äckern setzen und für mehr Klimaschutz in der Landwirtschaft sorgen.
  • Eine Studie eines deutschen Bodenforscherteams beurteilt die Effekte sogenannter „Humus-Zertifikate“ jedoch kritisch.

Private Kohlenstoffdioxid-Zertifikate möglicherweise ungeeignet

Ein Team des BonaRes-Zentrums für Bodenforschung hat private Humus-Zertifikate auf deren Wirksamkeit für den Klimaschutz untersucht. Demnach ist die Humusaufbau-Prämie als Anreizinstrument für Landwirte eher ungeeignet ist, da bei der Vergabe bestimmte Kriterien selten berücksichtigt werden.

Die Landwirtschaft trägt nach Zahlen des Deutschen Bauernverbands weltweit zu etwa 14 Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen bei, in Deutschland sind es 7 Prozent. Andererseits bieten gerade Ackerböden das Potenzial, den Kohlenstoff aus CO2 zu speichern. Eine effektive Maßnahme ist die gezielte Anreicherung von Humus im Boden. Das aus abgestorbenen Pflanzenresten bestehende organische Material hat die Fähigkeit große Mengen von CO2 zu binden.

Sogenannte Humus-Zertifikate sollen Landwirten einen Anreiz zum Humusaufbau bieten und so deren Aufwendungen kompensieren. Neben CO2-Zertifikaten des staatlichen Emissionshandels bieten auch private Unternehmen derartige Prämien für Landwirte an. Wie sinnvoll diese als Instrument für den Klimaschutz sind, hat ein Wissenschaftlerteam des BonaRes-Zentrums für Bodenforschung untersucht.

Langfristige Kohlenstoffdioxid-Speicherung nicht sicher

Im Fokus der Studie standen neben Messmethoden, auch Möglichkeiten des humusfördernden Ackerbaus sowie Schwierigkeiten bei der Vergabe der privaten Prämien. Das Ergebnis: Derzeit sind private Humus-Zertifikate als Anreizinstrument für mehr Klimaschutz in der Landwirtschaft möglicherweise ungeeignet.

Um einen effizienten Beitrag dazu zu leisten, müssten diese bestimmten Kriterien entsprechen, die bei den Vergaben nicht immer berücksichtigt würden. „Unsere Studie macht deutlich, dass alle Anreicherungen vollständig reversibel sind und eine Zusätzlichkeit und Langfristigkeit der Kohlenstoffspeicherung kaum sichergestellt werden kann“, so Mitautor Carsten Paul vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF). Verschiebungseffekte, die nur scheinbar eine positive Klimawirkung erzielen, könnten von Zertifikatanbietern nur schwer ausgeschlossen werden.

Kein Garant für positive Klimawirkung

Für die Anbieter privater Zertifikate dürfte es Paul zufolge „sehr schwer werden, Kunden die gleichen positiven Klimawirkungen zu garantieren, wie es jene Prämien versprechen, die konkret auf Emissionsvermeidung basieren.

An der Studie waren neben dem ZALF, das Thünen-Institut, das Helmholtz Zentrum für Umweltforschung (UFZ), das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) sowie die Technische Universität München beteiligt. Die Studie wurde vom Bundesforschungsministerium im Rahmen der Fördermaßnahme BonaRes unterstützt. Das BonaRes-Zentrum und zehn Verbundprojekte vernetzen rund 70 Universitäten und Forschungseinrichtungen zum Thema Bodenforschung.