Laub als Energiequelle nutzen - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

Springe zu:

Springe zum Inhalt

17.08.2021

Laub als Energiequelle nutzen

Kurz & Knapp
  • Jedes Jahr beseitigen Deutschlands Kommunen Hunderttausende Tonnen Blätter von Straßen und Gehwegen. Das langsam verrottende Laub blockiert dann monatelang Kompostieranlagen.
  • Richtig aufbereitet hat Laub gute Brenneigenschaften und könnte so biobasiert Strom und Wärme erzeugen. Doch noch fehlen etablierte Prozesse für Aufbereitung und Lagerung.
  • Weil die Asche nährstoffreich ist, könnte eine weitere Verwendung in Dünger liegen. Damit könnte der Stoffstrom Laub in einem geschlossenen Kreislauf geführt werden.

Laub verheizen statt kompostieren

Jedes Jahr im Herbst und Winter blockiert langsam verrottendes Laub, das Kommunen von den Straßen und Gehwegen entfernen, die Kompostieranlagen. Jetzt untersucht ein Modellprojekt, ob es nicht möglich – und vielleicht besser – wäre, das Laub zu verbrennen und so Strom, Wärme und nährstoffhaltige Asche als Dünger zu gewinnen.

In wenigen Wochen ist es schon wieder so weit: Dann beginnt der Herbst und mit ihm die Zeit, in der die Bäume ihre Blätter abwerfen. Geschätzt bis zu 740.000 Tonnen Laub fallen so jährlich innerhalb der deutschen Kommunen an. Um Straßen und Gehwege sicher zu halten und zu verhindern, dass Straßenrinnen verstopfen, beseitigt die Straßenreinigung das Laub. Bislang gelangt es dann zur Kompostierung. Doch Laub verrottet langsam und blockiert dadurch im Herbst und im Winter die Kapazitäten der Kompostieranlagen.

Im Projekt LaubCycle forschen deshalb das Fraunhofer-Institut UMSICHT, die Stadt Schortens und das Biomasseaufbereitungsunternehmen Franz-Josef Kipp GmbH & Co. KG an einer Alternative: Das Laub soll Energie- und Nährstoffquelle werden.

Gute Verbrennungseigenschaften

Laub besitzt gute Verbrennungseigenschaften und wäre daher als biogener Rohstoff gut geeignet für Biomassekraftwerke, die daraus Strom und Wärme erzeugen. Allerdings ist das entsorgte Laub sehr inhomogen, unter anderem bezüglich der Feuchtigkeit, und enthält bis zu 50 Prozent Reststoffe wie Erde und Steine. Zentrale Fragen im Projekt sind daher, wie das Laub entsprechend aufbereitet werden kann – und wie gelagert; denn ein nur saisonal verfügbarer Brennstoff wäre ebenfalls nicht ideal.

„Hier sehen wir für Kommunen und Entsorgungs- bzw. Aufbereitungsunternehmen einen möglichen Vermarktungsweg an regionale Biomassefeuerungen“, erläutert Esther Stahl vom UMSICHT die Idee. Dadurch können lokal und klimaneutral Wärme und Energie gewonnen werden.

Geschlossener Kreislauf

Ein weiterer Vorteil liegt in der Nutzung der Reststoffe und der Asche. Sie enthalten viele Nährstoffe. Daher könnten sie als Dünger auf kommunalen, landwirtschaftlichen oder auch privaten Flächen ausgebracht werden. Was das Projekt dafür leisten muss, fasst Projektmitarbeiter Lukas Gosmann zusammen: „Dazu gehören ausführliche Analysen des Laubs und der entstehenden Aschen, Untersuchungen zur Aufbereitung sowie der Einfluss der Laubqualität auf die Emissionen bei der Verbrennung in einer Praxisfeuerung.“

„Das Besondere an dem LaubCycle-Ansatz ist, dass Kommunen den Stoffstrom Laub potenziell in einem geschlossenen Kreislauf führen können“, resümiert Stahl. Wohl auch deshalb fördert das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie das Vorhaben noch bis März 2024.