Nahrungsmittel aus afrikanischen Giftpflanzen - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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20.08.2021

Nahrungsmittel aus afrikanischen Giftpflanzen

Kurz & Knapp
  • Giftige Pflanzen essbar machen – das ist das Ziel des „African Orphan Crops Consortiums“: Forschende, Unternehmen und NGOs wollen das Erbgut von Nutzpflanzen in Afrika entschlüsseln.
  • Im Rahmen dieses Vorhabens hat ein Forschungsteam der Technischen Universität München gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus Nigeria das Blattgemüse Ebolo analysiert.
  • Das Ergebnis: Aktuell enthält Ebolo hochgiftige Stoffe, die aber durch Züchtungsverfahren eliminiert werden könnten. Damit ist das Blattgemüse toxinfrei und zum Verzehr geeignet.

Optimiertes Nahrungsmittelangebot durch Forschung

Die Hälfte der Weltbevölkerung lebt von nur drei Nutzpflanzen: Reis, Mais und Weizen. In manchen Ländern sind sie für die Ärmsten die einzige Nahrungsquelle. Mangelernährung und damit einhergehenden Krankheiten sind die Folge. Bisher ungenießbare Pflanzen könnten das Nahrungsangebot vielfältiger machen: Forschung und Züchtung sind gefragt.

Kartoffeln, Paprika und Zucchini sind fester Bestandteil unseres Speiseplans. Das war allerdings nicht immer so: In ihrer Ursprungsform bilden alle drei Pflanzenarten hochtoxische Substanzen. Dass sie heute essbar sind, liegt daran, dass sie – wie viele Kulturpflanzen – „domestiziert“ wurden.

„Das Entfernen oder Reduzieren von Toxinen ist häufig ein wichtiger Schritt in der züchterischen Verbesserung von Arten“, erklärt Prof. Brigitte Poppenberger von der Technischen Universität München. Ihr Team hat sich mit Forschenden aus Nigeria zusammengetan, um herauszufinden, welche Pflanzenarten dem Beispiel von Kartoffel und Co. folgen könnten – also durch Züchtung von „pfui“ zu „hui“ werden. Das ist nicht nur wichtig, um einseitiger Ernährung vorzubeugen, sondern auch um die Biodiversität auf den weltweiten Feldern zu steigern.

Nutzpflanzen mit unentdecktem Potenzial

Da noch ausreichend große, globale Absatzmärkte fehlen, wurde die Forschung zum Potenzial von Nutzpflanzen wie Ebolo bisher vernachlässigt, erklärt Prof. Brigitte Poppenberger. Um die Arbeit an und mit den Pflanzen aus Afrika voranzubringen, wurde das „African Orphan Crops Consortium“ gegründet, ein Konsortium aus Universitäten, Industrie und Nichtregierungsorganisationen. Im Rahmen der Arbeit soll das Erbgut der 101 wichtigsten Pflanzenarten Afrikas entschlüsselt werden, um die Grundlage für Forschung und Züchtung zu schaffen.

Deutsch-nigerianische Kooperation

In Zusammenarbeit mit Prof. Traud Winkelmann von der Leibniz Universität Hannover hat das Forschungsteam der Technischen Universität München gezeigt, dass Ebolo ein Toxin mit dem Namen Jacobin synthetisiert, das schon in geringsten Mengen leberschädigend und krebserregend ist. Weiter konnten die Forschenden belegen, dass die Bildung von Jacobin durch Stickstoffmangel angeregt wird – und dass es bei einer verwandten Art nicht auftritt. Dank der neuen Erkenntnisse rund um die Jacobin-Biosynthese können nun toxinfreie Sorten gezüchtet werden.

In einem nächsten Schritt will das deutsch-nigerianische Forschungsteam vor Ort in Nigeria testen, ob das Entfernen der Toxine sich auf die Insektenresistenz auswirkt. Denn: Von Menschen soll Ebolo besser vertragen werden, von Schadinsekten aber nicht.

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