Kaffee-Fruchtfleisch in Dünger verwandeln - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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03.06.2021

Kaffee-Fruchtfleisch in Dünger verwandeln

Kurz & Knapp
  • Bei der Kaffeeproduktion entstehen erhebliche Mengen Treibhausgase. Allein die Entsorgung von Schalen und Fruchtfleisch, die als Abfall gelten, machen ein Drittel des ökologischen Fußabdruckes aus.
  • Doch die Reststoffe der Kaffeeproduktion enthalten wichtige Nährstoffe zur Bodenverbesserung. Stuttgarter Forschende wollen daher das Fruchtfleisch und die Schalen der Kaffeebohnen in Dünger umwandeln.
  • Im dem vom Bundesumweltministerium finanzierten Projekt kooperieren sie in Costa Rica mit der Kooperative Coopetarrazú, die sich für eine nachhaltige Kaffeeproduktion im Land einsetzt.

Reststoffe der Kaffeeproduktion verwerten

Schalen und Fruchtfleisch der Kaffeebohne gelten als Abfall und verursachen bei der Entsorgung große Mengen des Klimagases Methan. Diese Reststoffe der Kaffeeherstellung in organischen Dünger zu verwandeln, ist einem Forschungsteam der Universität Stuttgart gelungen. Eine Kaffee-Kooperative in Costa Rica düngt damit bereits die Böden.

Kaffee zählt zu den Lieblingsgetränken der Deutschen. Doch die Produktion hinterlässt einen großen „Klima-Fußabdruck“. Rund fünf Kilogramm Treibhausgase entstehen bei der Röstung eines Kilogramms Kaffee, pro Tasse sind es 40 bis 50 Gramm.

Rund ein Drittel der Emissionen gehen auf organische Abfälle wie Schalen und Fruchtfleisch zurück, die meist weggeworfen oder in Flüsse gekippt werden. Doch nicht nur die Kaffeebohne, sondern auch Schale und Fruchtfleisch enthalten kostbare Nährstoffe, die zur Verbesserung des Bodens genutzt werden könnten. Dieses Potenzial wollen Forschende der Universität Stuttgart erschließen. Gemeinsam mit der Kooperative Coopetarrazú in Costa Rica werden Methoden entwickelt, um die beiden Abfallstoffe in organische Dünger umzuwandeln.

Kaffee-Fruchtfleisch wird kompostiert

Auf den Plantagen der Kooperative fallen bei der Kaffeeernte pro Saison etwa 37.000 Tonnen an Schalen und Fruchtfleisch an. Das Problem: Bei der Zersetzung dieser Reststoffe werden erhebliche Mengen des klimaschädlichen Gases Methan freigesetzt. Um Umwelt und Klima zu schonen und die Landwirtschaft nachhaltiger zu gestalten, forscht Macarena San Martín-Ruiz von der Universität Stuttgart gemeinsam mit Coopetarrazú seit Jahren an Methoden, um den Fruchtbrei zu kompostieren und in organischen Dünger zu verwandeln.

Dafür wurde die Methode zur Behandlung der Reststoffe perfektioniert, sodass die darin enthaltenen Nährstoffe optimiert und von den Pflanzen besser verwertet werden können. „Die Tests wurden von Deutschland aus in spezialisierten und zertifizierten Laboren durchgeführt, um die Ergebnisse der Qualität des Komposts nach Anwendung des optimierten Managements der Kompostierung zu bewerten und zu bestätigen“, sagt Macarena San Martín-Ruiz.

Klimaschonende Kaffeeproduktion

Mithilfe der neuen Behandlungsmethode gelang der Forscherin, die Freisetzung des Klimagases Methan im Fruchtfleisch um 75 Prozent zu reduzieren. Auch die Effizienz der thermophilen Prozesse während der Kompostierung konnte um 38 Prozent gesteigert werden. Im Ergebnis entstand so ein organischer Dünger, der zur Verbesserung der Böden und höheren Ernteerträgen beitragen kann.

Etwa 5.000 Kaffeebauern, die der Kooperative Coopetarrazú angehören, nutzen den neuartigen Dünger bereits. Mit dem Projekt ist die Kooperative ein Pionier, nicht nur in Costa Rica, sondern auch in Zentralamerika.