Waldnutzung beeinflusst Blühzeit von Wildpflanzen - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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10.06.2021

Waldnutzung beeinflusst Blühzeit von Wildpflanzen

Kurz & Knapp
  • Bei der Entwicklung von Pflanzen kommt es auf das Timing an. Vor allem Frühjahrsblüher brauchen bestimmte Umweltbedingungen, damit sie zur richtigen Zeit bestäubt werden und Blüten bilden können.
  • Forschende der Universität Tübingen haben nun die Lebensrhythmen von Frühjahrsblühern auf diversen Flächen verglichen. Untersucht wurden Wildpflanzen in Naturschutzgebieten aber auch in forstwirtschaftlich genutzten Wäldern.
  • Dabei zeigte sich, dass die Blühzeiten stark von der Art der Waldnutzung abhängen. Wildpflanzen auf intensiv bewirtschaftete Flächen blühten zwei Wochen später als ihre Verwandten in unberührter Natur.

Intensive Waldnutzung lässt Frühjahrsblüher später blühen

Der Klimawandel hat die Blühzeiten vieler Pflanzen verschoben. Doch nicht nur Temperaturen, sondern auch die Art der Waldnutzung sorgt dafür, dass bekannte Frühlingsblüher später blühen, wie eine Studie der Universität Tübingen offenbart. Vor allem eine intensive forstwirtschaftliche Nutzung verzögert demnach die Blütezeit.

Pflanzen brauchen bestimmte Umweltbedingungen, um Wachsen und Gedeihen zu können. Gerade bei der Fortpflanzung kommt es auf das Timing an. Vor allem Frühjahrsblüher wie Buschwindröschen müssen zur richtigen Zeit bestäubt werden, um Blüten und Samen hervorbringen zu können. Doch der Klimawandel hat die Blühzeiten vieler Pflanzen verschoben.

Welchen Einfluss die Art der Wandnutzung auf den Lebensrhythmus von frühblühenden Wildpflanzen hat, haben nun Forschende der Universität Tübingen genauer untersucht. „Wir haben auf hundert Waldflächen ein Frühjahr lang wöchentlich den Entwicklungsstand der Wildblumen verfolgt“, erklärt Gruppenleiter Oliver Bossdorf. 16 Arten frühblühender Wildpflanzen im Unterholz heimischer Wälder – vom Naturschutzgebiet bis hin zum intensiv forstwirtschaftlich genutzten Wald – wurden miteinander verglichen.

Neue Bäume verändern Waldstruktur

Das Ergebnis: In intensiv genutzten Forsten blühten Pflanzen wie Buschwindröschen, Bärlauch oder Waldveilchen durchschnittlich zwei Wochen später als in naturnahen Wäldern. „Besonders spannend ist jedoch, dass sich die Unterschiede bei den Blütezeiten in unserer Studie nicht allein durch die Temperatur erklären lassen“, erklärt Franziska Willems, Hauptautorin der Studie. Sie vermutet, dass auch das Anpflanzen neuer Baumarten wie Fichten und eine veränderte Struktur in den bewirtschafteten Wäldern neue Umweltbedingungen schafft, die wiederum die Blütezeit beeinflussen. Bossdorf zufolge lässt sich die Verzögerung der Blütezeit größtenteils durch die unterschiedliche Struktur der Wälder zu erklären.

Verändertes Mikroklima verschiebt Blütezeit

So wird die Struktur der Wälder entscheidend von der Holznutzung beeinflusst. Dafür würden Bossdorf zufolge in Nutzwäldern häufig Nadelbaumarten angepflanzt, die dort von Natur aber aus nicht vorkommen.

„Solche Veränderungen beeinflussen das Mikroklima am Waldboden“, sagt Willems. Vor allem der Anteil der Nadelbäume aber auch das Alter der Bäume, die Größe ihrer Kronen sowie die strukturelle Komplexität der Wälder spielten hier eine wichtige Rolle. Der Grund: Nadelbäume sorgen für ein kühleres Waldklima als Laubbäume, wodurch die Pflanzen später blühen.