Ansatz einer humanitären Bioökonomie - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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13.10.2021

Ansatz einer humanitären Bioökonomie

Kurz & Knapp
  • Unter dem Begriff „humanitäre Bioökonomie“ versteht Fairdirect e.V. einen auf die Linderung von Mangelernährung bezogenen Wandel hin zu einem funktionierenden, menschen- und umweltfreundlichen Versorgungsansatz durch eine maximal verlängerte Nutzungsdauer noch guter, sonst entsorgter Lebensmittel.
  • Das deckt sich mit dem Punkt „Kein Hunger“ der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen („SDG 2“): Dem Hunger in der Welt soll eine bessere Ernährung und eine nachhaltige Landwirtschaft entgegengesetzt werden.

Ansatz einer humanitären Bioökonomie

Ein Beitrag von Micha Gattinger; Fairdirect e.V.

Immer mehr Menschen sind unterernährt, verhungern. Kriege, klimatische Veränderungen oder Landraub nehmen den von Armut bedrohten immer mehr die Möglichkeit, sich durch Gartenbau und Landwirtschaft selbst zu versorgen. Zeitgleich endet rund ein Drittel der global verfügbaren Lebensmittel im Abfall. Diese unfassbare Menge reicht aus, um über 2 Milliarden Menschen angemessen zu ernähren. Genug, um den Hunger auf der Welt zu beenden, einen Puffer für die weitere Zunahme der Weltbevölkerung zu bilden und die Klimakrise wirksam zu bekämpfen.

Auch Deutschland bedient sich in den Gärten und Ställen der ganzen Welt. Der Preis bestimmt meist die Herkunft. So sind wir schon längst gewohnt z.B. Schweinefleisch aus Chile, Spargel aus Peru oder Weintrauben aus Indien zu konsumieren. Da sich unser Land mittlerweile nur noch mit wenigen Lebensmitteln komplett selbst versorgen kann, sind wir extrem von weltweiten Ereignissen und einem Funktionieren globaler Lieferketten abhängig. Selbst mehr als jeder zweite Apfel im deutschen Handel kommt bereits aus dem Ausland, bei immer mehr nicht geernteten Äpfeln hier. Diese globale Art der Nahrungsmittelversorgung benötigt eine enorme Menge an fossilen Rohstoffen, belastet die Umwelt sehr und ist direkt mitverantwortlich für global steigende Nahrungsmittelpreise. Das sorgt bei uns allen für eine große Verantwortung mit dem richtigen Umgang unserer Lebensmittel.

Köpfe des Wandels

Micha Gattinger ist seit über 25 Jahren als selbstständiger Unternehmer in den Bereichen ökologische Logistik / sozialer Handel tätig und ist Geschäftsführer der 2018 gegründeten Fairdirect Services UG. Seit der Gründung von Fairdirect e.V. in 2016 beeinflusst er als 1. Vorsitzender maßgeblich die Vereinsausrichtung und die Projektentwicklung in Richtung einer humanitären Bioökonomie.

Humanitäre Bioökonomie als innovativer Lösungsansatz

Die meisten aktuell entsorgten Lebensmittel sind frisch und nur sehr begrenzt haltbar. Jedes gerettete und verzehrte Lebensmittel ersetzt ein weiteres, global erzeugtes, verpacktes und transportiertes. Das entlastet die Umwelt und hilft Hunger zu bekämpfen. Fairdirect e.V. baut eine quelloffene Infrastruktur auf, um noch genießbare, sonst entsorgte Lebensmittel möglichst klimaneutral ungekühlt maximal lange für Bedürftige nutzbar zu machen.

National

Auch in Deutschland müssen sich immer mehr Menschen finanziell einschränken. Nicht nur das Sozialleben leidet darunter. Auch fehlen für nahrhafte und gesunde Mahlzeiten oft finanzielle Mittel. Mit dem Projekt „FairKochen“ möchte Fairdirect e.V. auf solche Missstände hinweisen und neue Lösungen bieten. Zentral werden hier gemeinsam in gemischten Gruppen frische, sonst vernichtete aber noch genießbare Lebensmittel zu ungekühlt maximal lange haltbaren „Secondfood“-Produkten verarbeitet. Diese werden regional kostenlos an finanziell benachteiligte Menschen abgegeben. Zusätzlich können diese und generell alle noch genießbaren, sonst entsorgten und ungekühlt lagerfähigen Lebensmittel über das OpenFoodBank-Netzwerk an weitere hier angegliederte, ausschließlich humanitär und gemeinnützig arbeitende Organisationen vermittelt werden. Der Transport erfolgt möglichst klimaneutral durch die Nutzung freier Ressourcen.

International

Günstige Secondfood-Verarbeitungseinheiten in Kombination mit einer niedrigschwelligen Anleitung per App können ehemaligen Kleinbäuerinnen und Kleinbauern ermöglichen, sich und andere auf eine neue Art zu versorgen. Sie können damit frische und nicht länger haltbare Lebensmittel autark mit einfachen, klimafreundlichen Mitteln in ungekühlt maximal lange haltbare „Secondfood“-Produkte umwandeln.

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autorinnen und Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2020/21 – Bioökonomie.​

Passende SDG´s