BlauGrüne Straßen für eine Klimaanpassung der urbanen Quartiere - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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30.06.2021

BlauGrüne Straßen für eine Klimaanpassung der urbanen Quartiere

Kurz & Knapp
  • BlauGrüne Straßenräume leisten einen relevanten Beitrag zur Klimaanpassung der Straßenräume und steigern die aktuelle Aufenthaltsqualität.
  • Regenwasser muss hierfür als Ressource betrachtet werden, um Pflanzen zu wässern und Verdunstungskühle zu erzeugen.
  • Innovationen braucht es bei der Ausgestaltung der technisch-biologischen Elemente und der Planungsprozesse.

BlauGrüne Elemente für den Straßenraum entwickeln und etablieren

Ein Beitrag von Wolfgang Dickhaut, HafenCity Universität Hamburg

Aufgrund der aktuellen und zukünftigen städtischen Entwicklungstrends einer wachsenden urbanen Bevölkerung und sich einem damit verstärkenden Flächennutzungsdruck sowie den zu erwartenden klimatischen Veränderungen ergeben sich neue Herausforderungen für die Straßenraumgestaltung. Bestehende Probleme der Stadtentwicklung, z. B. Verkehrskonflikte, urbaner Hitzestress, Überflutungen oder Beeinträchtigungen des Straßengrüns werden sich in naher Zukunft deutlich verstärken. Durch eine zunehmende Nachverdichtung besteht darüber hinaus die Gefahr, dass wichtige (Grün-) Flächen mit Bedeutung für den urbanen Wasserhaushalt, das Mikroklima und damit für das menschliche Wohlbefinden verloren gehen. Dabei werden diese Funktionen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels dringend benötigt um die Lebensqualität in urbanen Stadtquartieren zu erhalten bzw. zu steigern.

Köpfe des Wandels

Wolfgang Dickhaut studierte Bauingenieurwesen mit Schwerpunkt Wasserwirtschaft, Stadtplanung und Umweltplanung an der TU-Darmstadt. Dort promovierte er 1996 mit dem der kooperativen Entwicklung von Umweltqualitätszielkonzepten in Kommunen. Im Anschluss arbeitete er in Planungsbüros und Selbstständig in Südhessen zu Themen der Fließgewässerrenaturierung und Umweltverträglichkeitsprüfung von Infrastrukturen. Seit 1998 hat er eine Professur in Hamburg, seit 2006 an der HafenCity Universität Hamburg. Er leitet das Fachgebiet „Umweltgerechte Stadt- und Infrastrukturplanung“.Seine Vision ist es, nachhaltige Strategien zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung zu entwickeln sowie umweltplanerische Kenntnisse wirkungsvoll und innovativ umzusetzen.

Straßen haben ein großes Potenzial zur Erprobung innovativer Lösungen

Straßen bilden in innerstädtischen Quartieren ca. 25% der Fläche und haben vor dem Hintergrund der Verkehrswende ein großes Potenzial zur Erprobung innovativer und nachhaltiger Lösungen für die Anpassung an die Folgen des Klimawandels. Um diese Flächenreserven der Bestandsstraßen zu nutzen ist es erforderlich Flächennutzungen nicht nur nebeneinander zu entwickeln, sondern miteinander zu verknüpfen und zu kombinieren, um Räume hinsichtlich verschiedener Interessen und ihrer Flächennutzungen und -funktionen entwickeln zu können. Gleiches gilt auch für die Planungsprozesse beim Umbau von Stadtstraßen, in denen unterschiedliche Disziplinen interdisziplinär auf Augenhöhe agieren müssen um ganzheitliche, integrierte und multifunktionale Planungen zu realisieren.

Im Rahmen des BlueGreenStreets – Projektes (BGS-Projekt) der Fördermaßnahme Ressourceneffiziente Stadtquartiere für die Zukunft (RES:Z)werden innovative Ansätze für die Verbesserung des urbanen Wasserhaushalts, des Mikroklimas und des menschlichen Wohlbefinden in bestehenden Straßenräumen entwickelt. Hierzu gehören beispielweise die Vergrößerung des Wurzelraums und Substratoptimierung an Baumstandorten und die aktive Zufuhr von Regenwasser zur Bewässerung. Zudem werden Elemente der Wasserspeicherung sowie der Rückhaltung und Notableitung von Starkniederschlägen im Straßenraum betrachtet. Hinsichtlich der Vitalität der Bäume innerhalb der BGS- Elemente und Effektivität als Regenwasserbewirtschaftungsmaßnahme sind derzeit noch nicht genügend Langzeitforschungsergebnisse vorhanden. Im BGS-Projekt werden daher verschiedene Typen vitaler Baumstandorte mit unterschiedlichen Substraten und Zuleitungen von Regenwasser verschiedener Dach- und Verkehrsflächen in mehreren Kommunen gebaut. Diese werden messtechnisch ausgestattet und sollen langfristig dazu beitragen, die benannten Wissenslücken zu schließen.

Erprobung innovativer Lösungen in Berlin, Hamburg, Neuenhagen und Solingen

Die Interaktion zwischen Pflanzen, Boden, Wasserhaushalt, Straßenraumgestaltung, (Bau-) Materialien, Aufenthaltsqualität und Verkehrssicherheit werden untersucht, zusammengeführt und integriert. Das erfolgt am Beispiel realer Straßenräume in Berlin, Hamburg, Neuenhagen und Solingen für verschiedene Straßenraumtypen und unterschiedliche Governance-Konstellationen.

Die Erfahrungen in Planung, Bau, Betrieb und Unterhaltung verschiedener innovativer Anlagen fließen als Empfehlungen in Form eines Leitfadens für die Entwicklung von multicodierten Straßenräumen ein. Dabei liegt der Fokus auf Lösungsansätzen für die Umsetzung einer blau-grünen Straßengestaltung im Hinblick auf die Herausforderungen aus der Praxis.

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autorinnen und Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2020/21 – Bioökonomie.​

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