Eine nachhaltige Forstwirtschaft schützt unser Klima - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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02.06.2021

Eine nachhaltige Forstwirtschaft schützt unser Klima

Kurz & Knapp
  • Der Wald ist eine wichtige Kohlenstoffsenke. Weltweit kompensiert er bis zu zwanzig Prozent der vom Menschen verursachten Emissionen– doch der Klimawandel setzt ihm zu.
  • Mit dem Waldmodell FORMIND untersuchen Forschende der Helmholtz-Klima-Initiative, wie sich Wälder an zukünftige Klimaänderungen anpassen können. Aus den Ergebnissen ergeben sich Strategien für eine nachhaltige Forstwirtschaft.
  • Zukünftige Forstwirtschaftsstrategien sollten einen Schwerpunkt auf eine stabile und kontinuierliche Holzproduktion und den Schutz der Biodiversität legen.

Eine nachhaltige Forstwirtschaft schützt unser Klima

Ein Beitrag von Friedrich Bohn und Andreas Huth, Helmholtz-Klima-Initiative und Department Ökologische Systemanalyse am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ

Er ist Erholungsort, Lebensraum und liefert mit seinem Holz einen wichtigen Rohstoff: Der Wald ist für Mensch und Tier eine überlebenswichtige Ressource. Knapp ein Drittel der Erdoberfläche ist von ihm bedeckt. Doch Wälder sind auch für den Klimaschutz wichtig - sie speichern Kohlenstoff. Allein in Deutschland kompensieren sie rund sechs Prozent der vom Menschen verursachten Emissionen, weltweit sogar bis zu zwanzig Prozent. Das sich wandelnde Klima setzt unserer grünen Lunge jedoch immer mehr zu. Allein in Deutschland weisen vier von fünf Bäumen Kronenschäden auf.

Köpfe des Wandels

Prof. Dr. Andreas Huth ist Umweltphysiker und Leiter einer Forschergruppe am Department „Ökologische Systemanalyse“ am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der Untersuchung von Wäldern und ihren Kohlenstoffbilanzen, der Modellierung komplexer Ökosysteme und der Fernerkundung. In der Helmholtz-Klima-Initiative untersucht er, wie Klimaänderungen Waldsysteme verändern und leitet daraus Strategien für Anpassungen ab.

Dr. Friedrich Bohn ist Wissenschaftler am Department „Ökologische Systemanalyse“ am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ. Seine Forschungsschwerpunkte liegen unter anderem in der Untersuchung von Wäldern und ihren Kohlenstoffbilanzen. In der Helmholtz-Klima-Initiative untersucht er, wie Klimaänderungen Waldsysteme verändern und leitet daraus Strategien für eine nachhaltige Forstwirtschaft ab.

Ein Blick in den Wald der Zukunft

Um dem entgegenzuwirken, untersucht die Helmholtz-Klima-Initiative die Entwicklung von Wäldern für die nächsten Jahrzehnte unter verschiedenen Klimaszenarien. Dafür haben die Forschenden das Modell FORMIND entwickelt. Es kombiniert Waldmodelle mit aktuellen Satellitenmessungen und kann damit die Dynamik großer Waldgebiete analysieren, etwa die des Amazonas mit 410 Milliarden Bäumen. FORMIND zeigt, wie lange ein Baum lebt, wächst oder mit anderen Bäumen um Licht konkurriert. Aus solchen Untersuchungen können wir Informationen ableiten, wie sich unsere Wälder an zukünftige Klimaänderungen anpassen sollten, daraus ergeben sich Strategien für eine nachhaltige Forstwirtschaft.

Aufforsten und Mischwälder schaffen

Wie kann ein nachhaltiger Wald der Zukunft aussehen? Zunächst sollten wir sicherstellen, dass der Wald weiterhin als Kohlenstoffsenke fungieren kann – auch unter klimatischen Veränderungen. Dafür muss der aktuelle Waldbestand unbedingt erhalten bleiben und ausgebaut werden. Allein in Deutschland sind in den letzten Jahren 285.000 Hektar Wald abgestorben. Diese gilt es wiederherzustellen. Gleichzeitig müssen wir unseren Kohlendioxidausstoß so schnell wie möglich reduzieren, denn der Wald allein kann diese Mengen nicht kompensieren.

Aber auch die Mischung eines Waldes ist wichtig: Wälder mit verschiedenen Baumarten sind meist deutlich resistenter gegenüber schädlichen Einflüssen und Wetterextremen als zum Beispiel Fichtenwälder. Insbesondere Monokulturen sind anfälliger, da sich Insektenschädlinge häufig nur auf eine Baumart spezialisieren. Wir sollten daher verstärkt auf Mischwälder setzen, die mit ihren jungen, mittelalten und alten Baumbeständen weniger Angriffsfläche bieten.

Eine nachhaltige Forstwirtschaft ankurbeln

Die Forstwirtschaft ist neben der Agrarwirtschaft der wichtigste Wirtschaftszweig, der Rohstoffe für die Bioökonomie bereitstellt. Voraussetzung dafür ist jedoch eine nachhaltige Holznutzung. Wir sollten anstreben, den Wald nicht nur als Produktionsstätte für Holz anzusehen. Moderne Forstwirtschaftsstrategien sollten einen besonderen Schwerpunkt auf eine stabile und kontinuierliche Holzproduktion, die Biomassespeicherung des Waldes und den Schutz der Biodiversität legen.

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autorinnen und Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2020/21 – Bioökonomie.​