Forschungszentrum für eine treibhausgasneutrale Kreislaufökonomie - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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18.06.2021

Forschungszentrum für eine treibhausgasneutrale Kreislaufökonomie

Kurz & Knapp
  • Vor dem Hintergrund des fortschreitenden Klimawandels wird die erfolgreiche Umsetzung des beschlossenen Ausstiegs aus der Kohleverstromung immer dringlicher.
  • Auf dem europaweit einzigartigen CircEcon-Campus Lausitz sollen künftig neue Wege für eine hocheffiziente Kreislauf- und Bioökonomie erforscht werden.
  • Aktuell werden im Rahmen eines Bedarfskonzepts Potenziale und Schwerpunktthemen erarbeitet, um im Zuge des Strukturwandels zukunftsorientierte Arbeitsplätze zu schaffen.

Forschungszentrum für eine treibhausgasneutrale Kreislaufökonomie

Im Verbund der Leichtbau-Allianz Sachsen wollen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der TU Chemnitz, der Technischen Universität Dresden und der Technischen Universität Bergakademie Freiberg auf einem gemeinsamen Forschungscampus in der Lausitz zu Fragen der Kreislauf- und Bioökonomie forschen. Das Sächsisches Staatsministerium für Regionalentwicklung unterstützt das europaweit einzigartige Projekt aus Mitteln der Zukunftsinitiative simul+ des Freistaates Sachsen mit 125.000 Euro.

Der Freistaat Sachsen zählt mit Anteilen am Lausitzer und Mitteldeutschen Revier zu den größten Braunkohleregionen in Deutschland. Mit dem Fortschreiten des Klimawandels und den Beschlüssen im Rahmen des Pariser Klimaabkommens wird eine Senkung des CO2-Ausstoßes und damit eine erfolgreiche Umsetzung des beschlossenen Ausstiegs aus der Kohleverstromung immer dringlicher. Ein Weg liegt in der sogenannten „Green Circular Economy“ (CircEcon) begründet. Diese Art der Kreislaufwirtschaft zielt vereinfacht gesagt darauf ab, ein möglichst „grünes“ und nachhaltiges geschlossenes System aufzubauen, in dem der Kreislauf aus Ressourceneinsatz, Produktion, Emission, Abfall und Wiederverwertung so umweltschonend und effizient wie möglich abläuft. Der Freistaat Sachsen baut dafür einen europaweit einzigartigen Forschungscampus für treibhausgasneutrale Kreislaufwirtschaft in der Lausitz auf: den CircEcon-Campus. An der Verwirklichung des Vorhabens wirken die Technische Universität Chemnitz (TUC), die Technische Universitäten Dresden und die Technische Universität Bergakademie Freiberg mit.

Köpfe des Wandels

Prof. Dr. Lothar Krollist Direktor des Institutes für Strukturleichtbau und des An-Institutes Cetex der Technischen Universität Chemnitz sowie Koordinator des Forschungsclusters MERGE. Unter dem Leitbild der bivalenten Ressourceneffizienz erforscht und entwickelt MERGE seit mehr als acht Jahren Technologien, die sowohl in der Produktion und als auch in der Nutzung maximale Ressourceneffizienz aufweisen, Stoffkreisläufe schließen und damit zentralen Zielen der Kreislaufwirtschaft dienen.

Hightech für bioökonomische Fragstellungen

Im CircEcon-Campus Lausitz sollen mithilfe von vorhandenen Laboratorien an den drei Technischen Universitäten sowie neu aufgebauten Pilotlinien, Versuchsanlagen, Laborkonfigurationen und Demonstrationssystemen neue Wege für eine klimafreundliche Kreislauf- und Bioökonomie identifiziert, erforscht und gemeinsam mit sächsischen Unternehmen umgesetzt werden. Konkret wird es dabei vor allem um das Recycling der Flügel von Windkraftanlagen sowie von PKW, LKW, Schienenfahrzeugen und Flugzeugen gehen. Durch Einbeziehung von erweiterten Methoden der Künstlichen Intelligenz, der Digitalisierung und des Energiemanagements auf Basis von „grünem“ Wasserstoff ist geplant, die gesamte Wertschöpfungskette zu betrachten und treibhausgasneutral zu schließen: Von der Rohstoffgewinnung und Aufbereitung über Werkstoffe, Verfahren und Strukturen bis hin zur Wiederverwendung der aus Recycling gewonnenen Materialien.

Gemeinsam Perspektiven erarbeiten

In einem ersten Schritt soll nun ein Bedarfskonzept von den drei Partneruniversitäten erarbeitet werden, welches eine Potenzialabschätzung und technisch-wirtschaftliche Bewertung besonders relevanter Schwerpunktthemen enthält, die die Eckpunkte des CircEcon-Forschungscampus bilden. Zu diesem Zweck werden unter anderem der nachhaltige Nutzen für die Gesellschaft sowie Marktchancen für den industriellen Einsatz neuer Systeme, Technologien und Produkte ausgewertet. Dazu sagt TUC-Professor Lothar Kroll: „Nur, wenn wir es schaffen, die heute üblichen Lebenszyklen von Produkten und die darin verwendeten Materialien in Lebenskreisläufe zu überführen, wird der Paradigmenwechsel von einer Linearwirtschaft hin zur Kreislaufwirtschaft gelingen. Um dieses wichtige Ziel zu erreichen, wollen wir gemeinsam neue Wege zur Bewältigung von Ressourcenknappheit und gleichzeitig zur Senkung von Energiebedarfen und Treibhausgasemissionen beschreiten.“

Im Rahmen der technisch-wirtschaftlichen Analyse stehen die Begutachtung und Bewertung zahlreicher Technologien zur werkstofflichen, rohstofflichen und biologischen Verwertung von Bauteilen im Vordergrund. Dabei geht es auch um Szenarien wie Re-Use, Re-Manufacturing und Upcycling, die Prinzipien der Wiederverwertung beschreiben: Nicht mehr benötigte Werkstoffe und Teile sollen an anderer Stelle verwendet, wiederaufgearbeitet oder, durch stoffliche Aufwertung, in neuwertige Materialien und Produkte umgewandelt werden. Eine ausführliche Standortanalyse im Hinblick auf die Region Lausitz ist ebenfalls Bestandteil des CircEcon-Bedarfskonzepts. Dafür werden sowohl räumliche, bauliche und umfeldspezifische Faktoren als auch die industriellen Wachstumschancen in Sachsen berücksichtigt.

Die Erfahrungen in Planung, Bau, Betrieb und Unterhaltung verschiedener innovativer Anlagen fließen als Empfehlungen in Form eines Leitfadens für die Entwicklung von multicodierten Straßenräumen ein. Dabei liegt der Fokus auf Lösungsansätzen für die Umsetzung einer blau-grünen Straßengestaltung im Hinblick auf die Herausforderungen aus der Praxis.

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autorinnen und Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2020/21 – Bioökonomie.​

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