Kreislaufwirtschaft für die Stadt der Zukunft - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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29.07.2021

Kreislaufwirtschaft für die Stadt der Zukunft

Kurz & Knapp
  • Nachhaltigkeit und intensive Agrarproduktion schließen sich nicht aus
  • Von der Natur lernen heißt in Kreisläufen zu denken
  • Zero-Waste auch in der Agrarproduktion

Kreislaufwirtschaft für die Stadt der Zukunft

Ein Beitrag von Prof. Dr. Dr. Christian Ulrichs und Dr. Zoltan M. Ferenczi Lebenswissenschaftliche Fakultät, Fachgebiet Urbane Ökophysiologie der Pflanzen, Humboldt-Universität zu Berlin

Die Welt hinkt den Vorgaben der Wissenschaft zur Erreichung der Nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) der Vereinten Nationen hinterher. Dabei kommt es mit der wachsenden Weltbevölkerung und deren steigendem Ressourcenhunger zunehmend zu einer Übernutzung der Naturressourcen. Im Jahr 2050 werden Zweidrittel der Weltbevölkerung in urbanen Gebieten leben. Wir stehen also vor der Aufgabe die Agrarproduktion zu steigern und gleichzeitig die natürlichen Ressourcen nicht zu übernutzen. Um unter diesen Rahmenbedingungen die Ziele der Nachhaltigen Städte und Gemeinden (SDG 11) und der Ernährungssicherung (SDG 2) erfüllen zu können, bedarf es eines sofortigen Umdenkens.

Unsere intensiven Agrarsysteme sind linear aufgebaut, d. h. ein Großteil der eingesetzten Rohstoffe wird nach der Nutzungsdauer deponiert oder verbannt und nur ein geringerer Anteil einer Wiederverwendung zugeführt. Dem gegenüber steht das Konzept der Kreislaufwirtschaft, die zu einem Schlüsselansatz der SDGs wurde. In der Kreislaufwirtschaft wird der Großteil der eingesetzten Ressourcen wiederverwendet. Sie gilt damit als Lösung für das globale Müllproblem, bremst den Ressourcenverbrauch und reduziert klimaschädliche Treibhausgase.

Köpfe des Wandels

Christian Ulrichs, studierte Biologie an der FU Berlin. Lebte und forschte zum Thema der nachhaltigen gärtnerischen Produktion in den Philippinen, Taiwan und den USA bevor er an die HU Berlin zurückkam. Hier vertritt er seit 2002 Forschungen zu einer nachhaltigen und intensiven Lebensmittelproduktion, speziell im urbanen Kontext.

Zoltan Ferenczi ist ein Agrar- und Entwicklungsökonom und beschäftigt sich mit nichtlinearen Prozessen der nachhaltigen Entwicklung in Entwicklungs- und Industrieländern. Im Projekt CUBES Circle unterstützt er als Koordinator u.a. die kontinuierliche Ergebniskontrolle.

Urbane Produktion der Zukunft

Mit ihrer hohen Konzentration von Ressourcen auf relativ kleiner Fläche sind Städte in einer einzigartigen Position, um den globalen Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft voranzutreiben. Konkret können wir die riesige Mengen Abwärme aus der Stadt einfangen und für die Produktion wiederverwerten. Wir können für die Produktion „verloren geglaubte“ Flächen wieder nutzen: Im dicht besiedelten Wohngebiet autonome Produktionseinheiten aufeinanderstapeln, unter der Erde in verlassenen U-Bahnschächten mit Tageslichtleitsystemen Gartenbau betreiben oder die Dachflächen für die Produktion nutzbar machen. So lassen sich auf engstem Raum unterschiedliche Produktionssysteme miteinander und mit der urbanen Umwelt synergetisch verbinden.

Damit die angestrebte Transformation in Richtung Kreislaufwirtschaft gelingt, müssen zahlreiche Innovationen entstehen und sich gegen das Bestehende durchsetzen. Das heißt es wird Gewinner und Verlierer geben. Alle Beteiligten sind aufgefordert umzudenken: Politiker und Politikerinnen die richtigen Rahmenbedingungen zu setzen, Forschenden Lösungen für die offenen Fragen zu liefern, die Industrie nachhaltige Innovationen umzusetzen und die Kosten hierfür ehrlich anzugeben und wir alle, unser Konsumverhalten anzupassen. Nur so ersetzt in der Zukunft der Insekten-Proteinriegel das südamerikanische Rindersteak und gelingt der Wandel zu einer nachhaltigen Entwicklung.

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autorinnen und Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2020/21 – Bioökonomie.​