Urbane Ökosystemleistungen für lebenswerte Städte der Zukunft - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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16.06.2021

Urbane Ökosystemleistungen für lebenswerte Städte der Zukunft

Kurz & Knapp
  • Gärten und Parks erbringen vielfältige und wertvolle Leistungen für die Stadtgesellschaft.
  • Diese Leistungen werden bei planerischen, stadtpolitischen und privatwirtschaftlichen Entscheidungen über städtische Flächennutzungen nicht immer angemessen berücksichtigt.
  • Eine erweiterte ökonomische Bewertung urbaner Ökosystemleistungen kann deren gesellschaftlichen Wert anschaulich machen und damit dazu beitragen, Lösungen zu finden, die unsere Städte auch im Klimawandel lebenswert erhalten.

Stadtgrün für seine vielfältigen Leistungen wertschätzen

Ein Beitrag von Dr. Jesko Hirschfeld, Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), Berlin

Naturbasierte Lösungen spielen bei der Anpassung an den Klimawandel und einer nachhaltigeren Gestaltung von Flächennutzungen und Stoffströmen eine große Rolle – auch und gerade in urbanen Räumen. Im Projekt „GartenLeistungen“ der Fördermaßnahme Ressourceneffiziente Stadtquartiere für die Zukunft (RES:Z) untersuchen wir die vielfältigen Ökosystemleistungen von Gärten und Parks für die Stadtgesellschaft. Flankiert wird „GartenLeistungen“ von zwei weiteren Projekten: Im Projekt „Stadtgrün wertschätzen“ werden die Rollen von Stadtbäumen sowie Fassaden- und Dachbegrünung untersucht. Und das Projekt „BlueGreenStreets“, auch aus der Fördermaßnahme (RES:Z), entwickelt innovative Ansätze, um Regenwasser in der Stadt zu halten und für eine vitale Begrünung und Kühlung des Straßenraums zu nutzen.

Köpfe des Wandels

Dr. Jesko Hirschfeld, Umweltökonom am Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) in Berlin seit 2002, leitet und bearbeitet inter- und transdisziplinäre Projekte, die sich mit dem Management und der erweiterten ökonomischen Bewertung von Land- und Wassernutzungen, städtischen Räumen sowie Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel beschäftigen. 2017-2020 war er Gastprofessor für Landschaftsökonomie an der TU Berlin. Aktuell leitet er unter anderem die vom BMBF geförderten Forschungsprojekte „GartenLeistungen“ und „Stadtgrün wertschätzen“ sowie das ökonomische Teilprojekt in „BlueGreenStreets“, in denen er die erweiterte ökonomische Bewertung urbaner Ökosystemleistungen betreut.

Die vielfältigen Leistungen von Stadtgrün

Gerade in der jüngsten Zeit waren viele dieser Leistungen für die Stadtgesellschaft sehr greifbar und werden dankbar genutzt: Bewegung und Erholung an der frischen Luft, das Naturerlebnis in der Nachbarschaft oder einfach andere Menschen draußen sehen und treffen. Auch die kühlende Wirkung auf das Stadtklima, die Verbesserung der Luftqualität, das Dämpfen von Verkehrslärm, das Speichern und Verdunsten von Wasser sind wichtige Leistungen. Die Schreber- und Gemeinschaftsgärtnerinnen und -gärtner freuen sich über ihre grünen Freiräume, viel Besuch und auch über eine gute Ernte. Der Besucheransturm in den städtischen Parks und die sehr trockenen Sommerhalbjahre stellten die für deren Pflege zuständigen Grünflächenämter vor große Herausforderungen.

Wunsch der Bevölkerung: Bestandsschutz und Ausbau von Stadtgrün

Diese kulturellen, regulierenden und bereitstellenden Ökosystemleistungen werden in inter- und transdisziplinären Forschungsteams in verschiedenen Projekten unter der Leitung des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung erfasst und bewertet. Repräsentative Befragungsstudien mit mehreren Tausend Teilnehmenden zeigen die hohe Wertschätzung von Stadtbäumen, Parks, Gärten und grünen Wegen. Die Stadtgesellschaft wünscht sich dafür mehr Raum sowie größere Budgets für Bestandsschutz, Ausbau sowie bessere und naturnähere Pflege.

An innovativen Ideen mangelt es den Grünflächenämtern, den Parkmanagements und den Gemeinschaftsgärtnerinnen und -gärtnern nicht. Häufig aber noch an der konkreten Unterstützung durch die kommunale Politik, die dabei helfen könnte, gemeinschaftliche Flächen bereitzustellen und diese auch langfristig zu sichern.

Urbane Ökosystemleistungen monetär bewerten und greifbarer machen

Um die öffentlichen Leistungen von Stadtgrün in planerischen und stadtpolitischen Abwägungen gegenüber anderen, häufig privatwirtschaftlichen Flächennutzungsinteressen stärker sichtbar und für wirtschaftlich denkende Entscheidungstragende greifbarer zu machen, bewerten wir diese urbanen Ökosystemleistungen monetär – das heißt, wir leiten mit verschiedenen ökonomischen Bewertungsverfahren und den in Befragungsstudien geäußerten Zahlungsbereitschaften Euro-Werte ab, die die Wertschätzung durch die Stadtbevölkerung wiederspiegeln.

Dabei kommen in Großstädten rasch hohe zweistellige Millionenbeträge an jährlichen Zahlungsbereitschaften zusammen, die die Bevölkerung gerne in mehr und besser gepflegtes Stadtgrün investiert sähe. Stadtregierungen sollten diese geäußerten Präferenzen ihrer Bürgerinnen und Bürger ernst nehmen – es könnte nicht nur dem Klima und der Lebensqualität in ihren Städten gut tun, sondern auch ihren Chancen auf Wiederwahl.

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autorinnen und Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2020/21 – Bioökonomie.​